Arno Hartung  zum Munich Mash:"München, was willst du mehr"

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Der Geschäftsführer der Olympiapark GmbH ist auch Chef des Munich Mash. Er hofft auf gutes Wetter , spricht über die Bedeutung des Actionsports im Park und dass man noch so einiges erwarten darf

Interview von Ralf Tögel

An diesem Wochenende treffen sich die weltbesten Skateboarder, BMX-Fahrer und Freestyle-Mountainbiker im Olympiapark zum Munich Mash. Den Abschluss der Interview-Serie der SZ bildet das Gespräch mit Arno Hartung, dem Geschäftsführer des Veranstalters Olympiapark München GmbH.

SZ: Steht das Skateboard schon bereit?

Arno Hartung: (lacht) Ja, ich habe es schon ausgegraben, bin schon am Üben. Aber im Ernst: Vielleicht würde ich mich gar nicht so blöd anstellen, aber mit 66 Jahren muss das jetzt nicht mehr sein.

Also im Ernst: Die Vorbereitungen sind abgeschlossen, hat alles geklappt?

Wir haben ja ein sehr erfahrenes Team, es sind sehr viele junge Leute drin, und ja, es ist sehr gut gelaufen. Der wesentliche Teil spielt sich auf dem Coubertin-Platz ab, mit der Mountainbike-Strecke, im Eisstadion war auch viel zu tun, aber da haben wir ja schon zweimal geübt.

Wie viele Leute müssen denn kommen, damit die Olympiapark GmbH (OMG) in den grünen Bereich kommt?

Der Gesamtetat wird etwa bei 1,1 Millionen liegen, wobei der in diesem Jahr sehr stark durch Sponsoring abgedeckt ist. Wenn wir einen Verlust machen, dann greift uns die Stadt mit 100 000 Euro unter die Arme. Die Zuschauereinnahmen spielen aber dabei eine deutlich geringere Rolle als im Vorjahr, weil der Mountainbike-Wettbewerb am Coubertinplatz keinen Eintritt kostet.

Eine neue Philosophie?

Ja, das kann man sicher so sagen. Bei der Nachbetrachtung muss aber auch klar sein, dass wir auf ein finanziell erfolgreiches Ergebnis kommen. Wenn wir sehen, das ist nicht finanzierbar mit freiem Eintritt, dann muss man das überdenken. Aber die grundsätzliche Richtung ist so wie jetzt, weil sich das ja auch sehr gut mit dem Mash-Fest drumherum verbindet.

Heuer fehlen die Motocrosser, dafür sind die Skateboarder stärker einbezogen, ist das die Zukunft?

Wir haben für fünf Jahre grünes Licht für den Mantel-Mash, was im einzelnen für Sportarten angeboten werden, das lassen wir offen. Nicht umsonst heißt das Trendsport, vielleicht ist in drei Jahren etwas trendy, was wir jetzt noch gar nicht wissen.

Weniger Spektakel, mehr Basis?

Warten Sie die Mountainbiker ab. Aber das Skateboarden steht sicher mehr im Fokus. Aus dem Grund, dass die Stadt sich sehr stark dem Skateboard verschrieben hat.

Ohne Skateboard keine 100 000 Euro?

Nein, das ist nicht daran gekoppelt, aber es macht ja auch Sinn, das zu machen, was hier in der Stadt besonders gefördert wird.

Für uns ist generell wichtig, nicht nur den Breitensport drin zu haben, sondern auch dem Leistungssport eine Chance zu geben.

Sonst hätte ich ja auch einen Bruch, wenn ich nur Sportarten zeige, die von der breiten Masse gar nicht zu machen sind. Auf Skateboard hat sich die Stadt fokussiert.

ESPN (X-Games-Veranstalter, d.Red.) ist vor einem Jahr ausgestiegen, dieses Mal fehlt der starke Partner aus Österreich. Macht es das leichter oder schwerer?

Für uns war Red Bull mit den X-Fighters eine sehr große Hilfe, weil wir damit einen Programmpunkt fix hatten. Gerade im ersten Jahr nach den X-Games hat uns das zusätzliche Sicherheit gegeben. Dieses Jahr sind sie nicht dabei, wir sind mit ihnen aber von Haus aus in engem Kontakt und ich kann mir vorstellen, dass es nächstes Jahr wieder ein Event mit ihnen gibt.

Fertig zum Abheben: Munich Mash wird zum zweiten Mal Tausende Besucher in den Olympiapark locken. (Foto: Imago/Plusphoto)

Das Air Race?

Na ja, ein paar Dinge schließen sich schon aus, diese Flugzeuggeschichte, glaube ich, würde hier nicht unbedingt genehmigt werden. Aber vielleicht sind es wieder die X-Fighters in einer anderen Form.

Die vergangenes Jahr auf einer schwimmenden Strecke unterwegs waren.

Wir haben immer im Sinn, den See einzubinden. Im Rahmen unseres Sommerfestes haben wir hier ja immer so eine kleine Wakeboard-Anlage, wieso kann das nicht zum Beispiel mal ein Thema für eine Actionsportgeschichte werden.

Ziel ist, ohne finanziellen Verlust aus der Veranstaltung rauszukommen, wo liegt der Gewinn für die Stadt?

Wir suchen generell immer Attraktionen mit Öffentlichkeitswirkung. Und wir holen auf diese Weise junge Leute in den Park, die sonst nicht unser Stammpublikum sind, junge sportliche Leute. Wir wollen unseren Anteil leisten, Trend- und Actionsport auch außerhalb des Parks anzuschieben. Man sieht hier die Heroes und denkt, jetzt kauf' ich auch ein Skateboard. Es ist auch unsere Aufgabe, fast schon Pflicht, die Anlagen bestmöglich zu nutzen. Wo haben Sie sonst im Stadtinneren die Möglichkeit, einen solchen Sportpark zu nutzen?

Also ist der Olympiapark ein Sportpark?

Ja, es ist nicht der Englische Garten. Sondern ein Veranstaltungspark, wo der Sport im Vordergrund steht. Wo habe ich sonst das Mash-Fest, den See, den Park, Hallen, ein Stadion, und das alles komprimiert zusammen, so dass ich nicht auf die grüne Wiese gehen und irgendwas kreieren muss? Wir haben sehr günstige Voraussetzungen, die sollten wir auch nutzen.

Das werden nicht alle so sehen, gerade die Anwohner.

Das hat sich sehr gelegt, es gab erstaunlich wenig Kritik: Die Einbeziehung des Berges ist so ein Punkt. Aber der gehört der Stadtgarten-Direktion, den würden wir anmieten, in diesem Jahr haben wir ihn ja nicht. Auch das Thema Motorsport gibt es heuer nicht, oder die Benutzung des Sees, allerdings nur, wenn wir ihn auslassen. Das ist nur beim Skiweltcup der Fall.

Was ist mit Absperrungen und Lärmbelästigung?

Auch Absperrungen gibt es in diesem Jahr keine. Beim Thema Lautstärke sag ich jetzt mal etwas süffisant, dass die Leute nach AC/DC und Rockavaria anderes gewöhnt sind. Bei Rockavaria waren wir auf einiges gefasst, aber da kam nahezu nichts. Unter dem Strich sehe ich keine Angriffsflächen.

Gar keine Kritik? Kaum zu glauben.

Es gibt Leute, die meckern immer, die sagen grundsätzlich, der Park hat zu viele Veranstaltungen, der Park muss ruhiger werden. Natürlich haben wir im Moment an jedem Wochenende Veranstaltungen, aber das macht uns als Veranstaltungspark aus. Ich habe umgekehrt genügend Tage, wo ich in Ruhe hier spazieren gehen kann.

Wenn man Sie hört, merkt man, dass Sie immer noch voll bei der Sache sind.

Es macht extrem viel Spaß, am 7. Juli bin ich 40 Jahre hier, da ist das auch noch mal ein schöner Abschluss der ganzen Zeit.

Wie lange bleibt Arno Hartung dem Park erhalten?

Bis Ende nächsten Jahres.

Endgültig?

(lacht) Ich denke, das war es, sollte aber eine Situation eintreten, dass man verlängern wollte, kann man immer mit mir rechnen, sofern ich gesund und munter bin.

Was darf man im Park noch erwarten?

OMG-Geschäftsführer Arno Hartung weiß um die Attraktivität der Anlage im Olympiapark. (Foto: Imago)

Wir haben für den Skiweltcup für fünf Jahre grünes Licht bekommen, da sind wir immer noch im Gespräch, ob eine Terminverlegung möglich ist, aber es wird schwierig. Wir sind dabei, das Reitturnier langfristig zu halten, und weiter am Thema Beachvolleyball. Auch da sind wir in konkreten Gesprächen, aber da brauchen wir die Hilfe der Stadt, das ist sonst nicht finanzierbar.

Aber das wäre trendy.

Ja, wir wollen eine Station der Beach World-Tour werden, das wäre vor allem im nächsten Jahr sehr interessant, weil man sich da für die Olympischen Spiele in Rio qualifizieren könnte. Beachvolleyball war bei den Spielen in London eine riesen Zugnummer, hatte enorme Einschaltquoten, das würde gut in den Park passen, hier oben am Coubertinplatz, und das ohne Eintritt. München, was willst du mehr.

Deutschland bewirbt sich für die Basketball-EM 2023.

Auch da sind wir in Gesprächen, 2017 plant die NFL ein Pre-Season-Spiel, das eventuell in Deutschland sein soll. Wir strecken unsere Fühler aus, es gibt das Thema deutsches Turnfest 2019, wir müssen auch sehr langfristig denken. An der Leichtathletik-EM haben wir sieben Jahre lang gearbeitet

Stichwort Basketball, vielleicht gibt es ja bald eine neue Halle im Olympiapark.

Es gibt den Grundsatzbeschluss aus dem Dezember, es sind sich alle einig, dass diese Halle kommen soll und kommen wird. Es gibt bis jetzt keine Gründe, warum es nicht funktionieren sollte.

Red Bull hat das für 2017 anvisiert.

Das ist noch offen, das wird jetzt formell ausgeschrieben, es wird einen Architekturwettbewerb geben, es ist schwer, Prognosen abzugeben. Aber 2017 ist utopisch. 2018 dürfte auch kritisch sein, aber das hängt jetzt alles davon ab, wie zügig die weiteren Schritte vorangehen.

Die Event Arena wird aber abgerissen?

Im Moment wird die Baustelle eingerichtet und der Abriss geht langsam los. Bis zum Herbst 2015 wird es die Event-Arena nicht mehr geben, wir werden die Baugrube erst einmal einebnen, weil nicht anzunehmen ist, dass der Neubau lückenlos beginnt. Aber wir schaffen da jetzt Fakten.

Erst mal Mash: Was wünschen Sie sich?

Oh, das ist einfach: Schönes Wetter, sehr viele Zuschauer, unfallfreie Events und dass wir für den Olympiapark Zeichen für die Zukunft setzen: Alle sollen sehen, dass dieser Park gerade für die junge, sportaffine Bevölkerung interessant ist.

Bisher erschienen: Skateboarder Denny Pham (12.6.), BMX-Fahrer Daniel Tünte (19.6.), Mountain-Biker Amir Kabbani (25.6.)

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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