Neue Eliteschule des Sports:"Es gibt keine soziale oder finanzielle Auslese mehr"

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Klaus Sarsky vom Olympia-Stützpunkt Bayern über die künftige Talentförderung in München, die Chancen für die Athleten und die Pflichten für die Vereine

Interview von Sebastian Winter

Im September beginnt der Unterricht am neuen Gymnasium München-Nord mit den Klassen 5 bis 7 und je einer Sportklasse für Kader-Athleten. Von der 8. Klasse an, beginnend mit dem Schuljahr 2017/18, können die Schüler wählen, ob sie dem sprachlichen, naturwissenschaftlich-technischen oder dem Sportzweig folgen wollen - in der integrierten "Eliteschule des Sports". Sie löst das private Isar-Gymnasium ab, das jahrzehntelang Talente gefördert hat. Die SZ sprach mit Klaus Sarsky, Stellvertretender Leiter des Olympiastützpunkts Bayern, über die neue und einzige Schule für den Spitzensport in München.

SZ: Herr Sarsky, das Gymnasium München-Nord startet zum Schuljahr 2016/17 - samt Eliteschule des Sports. Wann waren Sie zuletzt auf der Baustelle an der Knorrstraße in Milbertshofen?

Klaus Sarsky: Im vergangenen August zum Richtfest. Das Gebäude macht einen sehr guten Eindruck, das pädagogische Konzept mit seinen Lernhäusern auch.

In den Lernhäusern gibt es Ausweich- und Teamräume, eine Mensa, Bibliothek, Dreifachhalle, Judoraum, Boulderwand und Beachvolleyball-Plätze. Klingt nach einem Wohlfühl-Konzept.

Ja, ich glaube es macht Spaß, dort Schüler zu sein. Wir beginnen an einer ganz neuen Schule, mit sportfreundlichem Direktor, sportaffinem Kollegium, einem leistungssportfreundlichen Klima. Wir können hier einen sehr wichtigen Standort für München und ganz Bayern entwickeln.

Zehn Sportarten sollen zunächst hier gefördert werden: Basketball, Bogenschießen, Judo, Leichtathletik, Schwimmen und Synchronschwimmen, Shorttrack, Tischtennis, Trampolinturnen und Volleyball. Muss man sich die Schule als riesigen Sportcampus vorstellen?

Nein, das war nie geplant und es gab auch kein Budget, noch ein Sportzentrum mit Schwimmhalle, Leichtathletik-Stadion und, und, und zu bauen. Es ist ja schon vieles vorhanden, wie die Olympia-Schwimmhalle, die Werner-von-Linde-Halle für die Leichtathleten, auch bei einem Großteil der anderen Sportarten. Aber wir haben Schwerpunkte gesetzt.

Welche meinen Sie?

Judo und Volleyball. Wir haben hier einen starken Judo-Bundesstützpunkt in Großhadern, der sehr eng mit uns zusammenarbeitet, hauptamtliche Landes- und Bundestrainer hat. Im Volleyball wechselt mit einer Übergangsfrist der Bundesstützpunkt von Kempfenhausen an die Knorrstraße. Die Dreifachturnhalle wurde speziell für die Volleyballer konzipiert: Man hat Basketballkörbe oder Seile, die typischerweise von der Decke hängen, so verankert, dass ordentliches Training möglich ist. Das Spielfeld ist farblich abgesetzt, die Decke zehn Meter hoch, so dass der Stützpunkt auch zweite Liga spielen kann. Für die Judoka gibt es einen Multifunktionsraum, mit einem an der Decke befestigten Hangelgerät, das die Armkraft schult.

Zugleich tauchen weder Eishockey noch Hockey oder Tennis in der Eliteschule auf, obwohl es in München Erst- und Zweitligisten gibt. Warum?

Hockey hat sich lange Zeit gar nicht gerührt und dann einen verspäteten Antrag gestellt. Das war die größte Überraschung und hat mich doch erstaunt. Da sieht es momentan auch nicht gut aus mit den Kriterien. Das Thema neue Hockeyhalle ist noch ungeklärt, auch die Kaderstruktur hat sich in den letzten Jahren nicht so positiv entwickelt. Aber wir sind da noch in Abstimmung mit dem Verband. Tennis hat überhaupt keinen Antrag gestellt. Die Trampolinturner sind an der neuen Eliteschule, die Turner sind mit ihrem Gymnasium Unterhaching wohl ganz zufrieden. Ansonsten kennt man ja seine Pappenheimer.

Meinen Sie den Wintersport, der nur mit Shorttrack in der Schule vertreten ist?

Prinzipiell wollen wir keine reine Sommer-Eliteschule, und wenn die Verbände überzeugende Konzepte einreichen, reden wir. Shorttrack ist mit seinem Nachwuchs-Bundesstützpunkt in München und passt deshalb gut ins Konzept. Aber mein Lieblingsbeispiel ist Eiskunstlauf. Bei den Infoabenden waren die Eltern erstaunt, dass der Sport nicht in die Eliteschule reinkommt. Denen sagen wir dann: Der Verband hat gar kein Konzept eingereicht. Und dann gibt es eben keine Geschäftsgrundlage. Eiskunstlauf steht auch die schwierige Stützpunkt-Struktur im Weg, die Talente sind in Oberstdorf konzentriert, Eiszeiten in München sind ein schwieriges Thema. Aber das ist nicht neu. Eine Bewerbung steht jedem Verband auch künftig offen.

Basketball

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(Foto: Johannes Simon)

Der FC Bayern hat die Basketball-Landschaft in München verändert. Es gab aber auch schon vorher erfolgreiche Jugendarbeit. In Klubs wie DJK oder Jahn München - und dem MTSV Schwabing. Der rief vor sieben Jahren das "Team Basket München Nord" ins Leben. Mittlerweile heißt das Projekt "Internationale Basketball Akademie" und stellt das große Gegengewicht zu den übermächtigen Bayern dar, in deren Schatten ein Gedeihen immer schwieriger wird. Die IBAM hat wie die Bayern Teams in der Jugend- und Nachwuchs-Bundesliga und bringt regelmäßig Auswahlspieler hervor, zum Beispiel Bruno Vrcic (Foto: J. Simon) - der aber zum FCB wechselt. Die Unterstützung durch den Verband konzentriert sich auf den fränkischen Raum, dort ist der Landesstützpunkt. Einen für Jugendliche gibt es in Bayern nicht. toe

Bogenschießen

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(Foto: oh)

Als "gut und erfolgreich" bezeichnet Martina Volkland, Landestrainerin der Bogenschützen, die aktuelle Situation im Nachwuchsbereich. Dennoch sehe sie die Gefahr, dass irgendwann der "adäquate, junge Nachschub" ausbleiben könnte. Es gebe zwar viele Talente, etwa Elisa Tartler (Foto: privat), deutsche Jugend-Hallenmeisterin 2016. Meist kämen diese aber aus ganz Bayern. In den kleinen Vereinen seien zudem die Trainingsbedingungen nicht immer ideal. Schon länger bestand daher der Wunsch, den Nachwuchs in einer guten Trainingsgruppe in München zu zentralisieren. Das neue Gymnasium sowie das Landesleistungszentrum Hochbrück bieten nun ideale Voraussetzungen. "Aktuell sind wir unterwegs, um die in Frage kommenden Elf- bis 13-Jährigen zu sichten", sagt Volkland. jage

Judo

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(Foto: osp)

Aktuell trainieren die besten bayerischen Judoka in Großhadern am Olympiastützpunkt, daran soll auch das neue Gymnasium nichts ändern. Und dennoch sei die Schule ein Riesenplus für die Stadt: "Der zeitliche Aufwand wird deutlich verringert", sagt Stützpunkttrainer Ralf Matusche. So hätten die Talente die Möglichkeit, am Vormittag eine Einheit an der Schule zu absolvieren und erst am Abend nach Großhadern zu fahren. Bisher sei dadurch viel Zeit auf der Strecke geblieben. Aber auch andere Wege können zum Ziel führen: Matusches Sohn Lukas Vennekold (Foto: J. Simon), 20, kämpft inzwischen für Großhadern in der Bundesliga. "Wir freuen uns trotzdem auf das Gymnasium. Das Konzept macht einen fundierten Eindruck", sagt Matusche, für den es nun gilt, Eltern dafür zu begeistern. jage

Leichtathletik

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(Foto: Claus Schunk)

Die Arbeit am Münchner Bundesstützpunkt wird die neue Eliteschule zunächst nicht revolutionieren. Die dort trainierenden Kader-Athleten gehen mindestens in die achte Klasse. Zukünftig sei das Gymnasium aber eine sehr gute Ergänzung zur Talententwicklung am Stützpunkt, sagt Andreas Knauer, leitender Landestrainer des Bayerischen Leichtathletik-Verbandes, aber nicht verwandt mit Kugelstoßer Martin Knauer (Foto: Claus Schunk). "Unser Wunsch ist es, auch aus den Klassen fünf bis sieben heraus Talente zu entwickeln." Gegenüber dem Isar-Gymnasium biete die neue Schule gleich zwei entscheidende Vorteile für die Leichtathleten: die Nähe zum Bundesstützpunkt im Olympiapark und umfangreichere Trainingszeiten. Statt an drei Tagen wird an allen fünf Wochentagen vormittags trainiert werden. swi

Schwimmen

München ist in den vergangenen Jahren zu einem Zentrum der deutschen Spitzenschwimmer geworden: Die Trainingsgruppe um Alexandra Wenk und Florian Vogel ist nationale Spitze. Wenk und Vogel, die Eliteschüler des Münchner Isar-Gymnasiums, waren 2015 bei der WM, Wenk zudem bei Olympia 2012 in London. Beide gelten als Finalanwärter für die Spiele in Rio. Wenks Bruder Sebastian (Foto: privat), Jahrgang 2000, eifert seiner Schwester nach. Dass München nach den Sommerspielen vielleicht neuer DSV-Stützpunkt wird, erwartet nicht nur Cheftrainer Olaf Bünde, der in Zukunft auch auf die Schwimmtalente an der neuen Eliteschule baut. Doch die Schwimmer haben auch ein Problem: Denn ihre wichtigste Trainingsstätte, die Olympia-Schwimmhalle, wird seit Mai bis ins Jahr 2018 saniert. sewi

Shorttrack

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(Foto: Claus Schunk)

Der Weg zu den Olympischen Spielen führt im Shorttrack bislang zwingend über Dresden. Die sächsische Landeshauptstadt ist Bundesstützpunkt der Eisläufer, Jahr für Jahr wanderten die größten Talente aus München oder Grafing zuletzt dorthin ab, weil ihnen in der Region auf höchstem Niveau die Trainingspartner fehlten. Das soll sich nun ändern. "Wir haben eine breite Basis an talentierten Neun- und Zehnjährigen", sagt Thomas Bauer, Staffel-Europameister von 2005 und Trainer am Olympia-Stützpunkt Bayern. In einem Jahr sollen sie an der neuen Eliteschule, die im September mit fünften, sechsten und siebten Klassen startet, zusammengeführt werden. Der 14-jährige Johann Kaiser (Foto: privat) vom EHC Klostersee, laut Bauer das derzeit größte Talent in der Region, ist dafür allerdings bereits zu alt. swi

Synchronschwimmen

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(Foto: Robert Haas)

Wie die Schwimmer streben auch die Münchner Synchronschwimmerinnen an die deutsche Spitze. Marlene Bojer, 23, und Justine Seibert, 16, von der SG Stadtwerke bilden derzeit das zweitbeste deutsche Duett bei den Erwachsenen, Bojer startete 2015 bei der WM in Kasan und kürzlich bei der EM. Neben Seibert, Mitte, sind noch die bayerischen Meisterinnen Veronika Sepp, links, und Teresa Goetzeler, rechts (Foto: R. Haas), von den Münchner Isarnixen zu nennen. Bundestrainerin Doris Ramadan ist in München stationiert, auch SG-Vorstand Barbara Liegl kämpft mit viel Herzblut dafür, dass München Bundesstützpunkt wird. "Für uns wäre das die Chance, den Anschluss an die internationale Spitze zu schaffen", sagt Liegl. Sie würde gerne vier Athletinnen an der Eliteschule unterbringen. Namen verrät sie nicht. sewi

Tischtennis

Erst war es eine Villa in Kolbermoor, in die der Bayerische Tischtennis-Verband (BTTV) seine Talente einquartierte, dann ein Fußball-Internat in Bad Aibling, an dem er andockte. Beide Feldversuche im Chiemgau verliefen holprig, nicht zuletzt mangels eigener Halle. "Wir haben uns von einem Provisorium zum nächsten gehangelt", sagt BTTV-Geschäftsführer Carsten Matthias. Damit soll Schluss sein. Der Bundesstützpunkt wird in München neu eröffnet, diesmal will es der mitgliederstärkste deutsche Landesverband richtig machen. Daniel Rinderer (Foto: Matthias Stein/oh) aus Ruhmannsfelden, DM-Zweiter der Schüler, wird als einer der Ersten nach München ziehen. Ein Problem bleibt, trotz der Eliteschul-Anbindung: die Halle. Der BTTV hofft, bis 2020 eine bauen zu können. Bis dahin muss er - improvisieren. lib

Trampolinturnen

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(Foto: Thomas Rösler/oh)

Talentierte Trampolinturner sind ausreichend vorhanden, einzig die Wahrnehmung der Sportart lässt noch zu wünschen übrig, findet Landestrainer Markus Thiel: "Kaum jemandem ist bewusst, dass wir eine olympische Disziplin sind." Aktuell gibt es in Bayern neun Bundeskader-Athleten, davon trainiert der Großteil im Landesleistungszentrum des Bayerischen Turnverbandes im Münchner Süden, auch die besten Nachwuchsathleten Deutschlands: Aileen Rösler, rechts, und Mona Weiler, links (Foto: Thomas Rösler/oh), Isabel Baumann und Manuel Rösler. Das neue Gymnasium kommt für die vier jedoch nicht in Frage, da alle bereits etwas zu alt sind. Eine Schule mit angepassten Möglichkeiten sei dennoch unerlässlich. Einziges Manko: Leistungszentrum und Schule liegen relativ weit voneinander entfernt. jage

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(Foto: STA Franz X. Fuchs)

In diesem Herbst beginnt der Umzug des Bundesstützpunkts und Volleyballinternats Kempfenhausen vom abgelegenen Idyll am Starnberger See nach München an die neue Eliteschule. "Ein riesiger Fortschritt", sagt Landestrainer Peter Meyndt, auch wegen der kurzen Wege zum Olympia-Stützpunkt. Anders als zuvor wird auch der weibliche Nachwuchs gefördert, wie sonst nur am Stützpunkt in Berlin. Den Schwerpunkt bilden aber zunächst die Junioren, von denen Meyndt zunächst sechs bis acht an die Eliteschule schicken will. Als VC Olympia München sollen sie zur Saison 2017/18 dann in der Bayernliga starten. Die älteren Jahrgänge, die wie der 16-jährige Eric Paduretu (Foto: Franz Xaver Fuchs) in der dritten Liga spielen, bleiben in Kempfenhausen und machen dort ihr Abitur - der letzte Jahrgang 2019. sewi

Was ist mit Eishockey? Der EHC München ist immerhin deutscher Meister.

Bei Eishockey wabert es immer mal, aber da kam für München auch kein konkreter Antrag. Wir haben mit den Verantwortlichen des Bayerischen Eissport-Verbandes gesprochen, dass sie sich vielleicht mal überlegen sollten, ein Konzept aufzubauen, wo genau sie ihren Nachwuchs konzentrieren wollen. Ob in Nürnberg und/oder München. Aber die haben viele eigene Baustellen. Eishockey muss sich prinzipiell Gedanken machen über eine Schulanbindung. Eisschnelllauf ist auch so ein Thema. Der Bundesstützpunkt ist in Inzell, weil man dort unbedingt die Halle bauen wollte. Dabei hat man übersehen, dass es in Inzell weder Eliteschule noch Uni gibt.

Das Isar-Gymnasium war seit den Neunzigern Münchens Eliteschule des Sports. Toptalente wie die Schwimmer Alexandra Wenk und Florian Vogel oder Turner Marcel Nguyen haben sie besucht. Warum dann überhaupt eine neue Eliteschule?

Ach, das sind alte Geschichten. Vielleicht mal die Kurzversion: Zum einen war die Kommunikation mit dem damaligen Schulleiter, Herrn Huber senior, nicht immer ganz einfach. Ein Hauptproblem war, dass er selber entscheiden wollte, welche Schüler und Sportarten aufgenommen werden. Es war ja auch seine Privatschule. Aber es gibt eben gewisse Kriterien, die erfüllt werden müssen. Als Volleyball mit sportfachlich überzeugendem Konzept vor fünf oder sechs Jahren an die Schule wollte und dort abgewiesen wurde, war das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.

Was wird für die Nachfolger von Nguyen, Wenk und Vogel nun besser?

Die Privatschule hat Schulgeld verlangt. Dieser Kostenblock fällt mit dem öffentlichen Gymnasium weg, es gibt also auch keinen sozialen beziehungsweise finanziellen Auslesefaktor mehr. Außerdem war am Isar-Gymnasium bis in die Oberstufe hinein wöchentlich drei Mal vormittags Training. Künftig soll es an der Knorrstraße vier bis fünf Vormittags-Trainings geben.

Können Spitzensportler im neuen Gymnasium auch ihr Abitur nachholen, wenn sie viel unterwegs sind? Alexandra Wenk hat oft über die hohe schulische Belastung neben dem Spitzensport geklagt.

Am Isar-Sportgymnasium gibt es keine Schulzeit-Streckung. Alexandra hatte mit dem Schulleiter eine individuelle Abmachung, die aber auch nicht ganz glücklich war. Künftig gibt es eine strukturierte, differenzierte Schulzeit-Streckung. Sie ist ein elementarer Bestandteil einer Eliteschule.

Warum ist das so elementar?

Bei 34 Wochenstunden Schule noch acht bis zehn Trainingseinheiten Schwimmen unterzubringen, ist verdammt schwer. Genauso wie es im G8 kaum machbar ist, bei mehrwöchigen Fehlzeiten wegen Trainingslagern oder Wettkämpfen allen Stoff in Mathe oder Englisch nachzuholen. Speziell für die, die mit 17 oder 18 schon im A/B-Kader unterwegs sind. Auch das pädagogische Konzept am Isar-Gymnasium, dass alle Fehlstunden nachgeholt werden müssen, soll es an der Knorrstraße nicht geben. Das kann aus meiner Sicht auch nicht sein an einer Eliteschule: Dass die Sportler 100 Stunden nachholen müssen.

Klaus Sarsky, 56, ist stellvertretender Stützpunktleiter und Laufbahnberater am Olympiastützpunkt Bayern, wo der ehemalige Volleyball-Nationalspieler seit 1989 arbeitet. "Ich bin das Fossil hier am OSP", sagt Sarsky. (Foto: osp)

Was passiert eigentlich mit den Sportlern, die noch am Isar-Gymnasium sind?

Das betrifft noch 13 geförderte Spitzensportler, die jüngsten sind in der zehnten Klasse. Sie haben Bestandsschutz und machen dort in zwei oder drei Jahren ihr Abi.

Immer wieder wurden in München die weiten Wege zwischen Isar-Gymnasium und Olympia-Stützpunkt kritisiert. Von der Knorrstraße sind es statt neun "nur" noch fünf Kilometer in den Olympiapark. Immer noch nicht ideal, oder?

In den östlichen Bundesländern sind Internat, Sportgymnasium und Olympiastützpunkt meist auf einem Gelände. Das haben wir hier leider nicht und können es nicht ändern. Aber für die meisten Sportarten haben wir im Münchner Norden eine recht gute Lösung gefunden. Wir hoffen, dass wir vielleicht noch einen Bus-Shuttle zwischen Schule und Olympiastützpunkt bekommen. Aber das sind ungelegte Eier.

Die Judoka sind mit ihrem Bundesstützpunkt Großhadern aber ganz im Süden.

(Foto: Johannes Simon)

Sie können deshalb ihre erste Morgen-Trainingseinheit im neuen Judoraum am Gymnasium machen, bleiben tagsüber an der Schule und fahren später nach Großhadern in den Bundesstützpunkt. Dann sparen sie sich die Fahrerei in der Früh.

Sie sind auch Laufbahnberater: Können Sie Eltern von sportlichen Kindern aus dem Allgäu oder Unterfranken guten Gewissens das teure München als Schul- und Ausbildungsstätte empfehlen?

Die Anknüpfung an die Partner-Hochschulen ist hier sehr gut. Es gibt außerdem die Sportfördergruppen, den Zoll, die Bundespolizei und Landespolizei mit dem Standort Dachau für die Sommersportler. Und dazu etliche Firmen in Partnerschaft, die sportfreundliche Ausbildungsplätze anbieten. Externe Sportler können im Haus der Athleten wohnen, wie das übrigens auch Florian Vogel macht. Da kann man den Eltern, gerade von außerhalb, die sich überlegen: "Steck ich mein Kind in ein Internat?", sagen: Das ist ein attraktives Angebot.

Hoffen Sie auf einen Zustrom vom Land?

Wir hoffen auf Schwung für München und ganz Bayern. Aber wenn keine Nachwuchsarbeit in Vereinen und Verbänden gemacht wird, nützen auch der Olympia-Stützpunkt und die Eliteschule nichts. Die Hausaufgaben müssen die Vereine machen.

Wann gibt es den nächsten Münchner Eliteschulen-Olympiasieger?

Ein Olympiasieg bei den Spielen in Rio für Alex Wenk oder Florian Vogel ist ein wenig hoch gegriffen. Auch bei den Leichtathletinnen Christina Hering oder Fabienne Kohlmann müsste viel zusammenkommen. Marcel Nguyen hat ja in London schon Olympia-Silber geholt. Außerdem wohnt Severin Freund auch in München - und der hat ja Olympia-Gold gewonnen.

(Foto: oh)
© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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