Munich Indoor:Schneller als gedacht

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Katharina Trost von der LG Stadtwerke setzt sich an die deutsche Spitze über 800 Meter, ihrer Mutter gelingt ein Altersklassen-Weltrekord. Die Organisatoren wollen das Meeting "punktuell" aufwerten.

Von Christian Bernhard, München

Kleine Gemeinheiten von Freunden und Familie gehören zu runden Geburtstagen einfach dazu. Eva Trost war also nicht sonderlich verwundert, als sie kürzlich ein "Trost-Kissen" in Form eines Verbotsschildes mit der Aufschrift "Heul doch" geschenkt bekam. Über der Aufforderung prangt unübersehbar eine 50. Am Samstag antwortete Trost, die für den ASV Piding startet, auf ihre Art und Weise: Sie kam beim Munich Indoor in der Münchner Werner-von-Linde-Halle über 800 Meter nach 2:16,73 Minuten ins Ziel und stellte damit einen Hallen-Weltrekord in ihrer neuen Altersklasse auf. Das Familienglück perfekte machte Tochter Katharina (LG Stadtwerke München), die das 800-Meter-Rennen in 2:04,61 Minuten gewann und sich damit an die Spitze der deutschen Bestenliste setzte - noch vor Trainingskollegin Christina Hering, die in München krankheitsbedingt nicht an den Start gehen konnte.

Hoch und weit: Tobias Potye (LG München) stellte mit 2,22 Metern eine persönliche Hallen-Bestleistung auf. (Foto: Claus Schunk)

"Ich hätte nicht gedacht, dass es so schnell wird", erklärte Katharina Trost, die zuvor eine 2:07 zu Buche stehen hatte, nachdem sie ihre vor Erschöpfung noch auf dem Boden liegende Mutter in die Arme genommen hatte. Mareen Kalis und Fabienne Kohlmann hatten kräftig mitgeholfen, dass Mutter und Tochter im selben Rennen jubeln konnten: Kalis machte für Trost senior Tempo, Kohlmann - in ihrem ersten Rennen seit Olympia 2016 - für Trost junior. "Danke für die Tempomacherin", sagte Eva Trost artig zu Daniel Stoll, dem Trainer der Münchner Mittelstrecklerinnen. Tochter Katharina staunte derweil über ihre vom Hallensprecher als "ewig jung" bezeichnete Mutter: Dass sie das durchziehe, sei "schon echt krass".

David Faltenbacher springt 7,53 Meter weit und macht seinen Trainer ganz hektisch

Der doppelte Trost-Knaller war am frühen Samstagabend der würdige Abschluss des Munich Indoor, an dem 575 Athletinnen und Athleten teilgenommen hatten. Tobias Potye hatte die Halle bereits am frühen Nachmittag verlassen, an seiner Schulter baumelte eine Tasche voll mit Obst und Gemüse. Der 22-Jährige war etwas erkältet, er wolle sich nun erholen, sagte er. Potye tat das mit einem guten Gefühl. Mit übersprungenen 2,22 Metern hatte er die Hochsprungkonkurrenz nicht nur locker für sich entschieden, sondern auch eine neu persönliche Hallen-Bestleistung aufgestellt. An 2,26 Meter scheiterte er nur knapp, der Oberschenkel touchierte die Latte im letzten Versuch leicht. Damit gehört er am kommenden Wochenende bei den deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund zu den Medaillen-Favoriten. Er sei "guter Dinge", erklärte Potye. "Wenn er jetzt schon in dieser Dimension ist, wird es ein guter Sommer", fügte LG-Geschäftsführer Christian Gadenne an.

Marina Lotz vom TSV Gräfelfing landete nach 4,10 Metern in der Sandgrube – Platz zwölf der Frauen- Konkurrenz. (Foto: Claus Schunk)

David Faltenbacher hatte sich bis zum Samstag noch nicht detailliert mit den Titelkämpfen in Dortmund beschäftigt, dem Weitspringer fehlte dafür die nötige Weite. Das änderte sich in der Werner-von-Linde-Halle: Der 21-Jährige landete bei 7,53 Metern - und löste damit hektisches Treiben aus. Sein Trainer Richard Kick wollte noch am Wochenende bei den süddeutschen Meisterschaften in Sindelfingen, zu denen er nach Faltenbachers Satz aufbrach, beim Bundestrainer vorsprechen, um seinem Athleten kurzfristig noch einen Start zu ermöglichen. "Das Zimmer in Dortmund ist schon gebucht", sagte Faltenbacher verschmitzt, er ist optimistisch, dass es mit einer Teilnahme klappt. Und dass es für ihn noch weiter gehen kann. Sein weitester Sprung in München sei "technisch nicht ganz sauber gewesen", erklärte Faltenbacher, der nach einer Kreuzbandverletzung ein Jahr lang pausiert hatte und erst seit einem dreiviertel Jahr wieder voll im Training ist. Sein Fazit: "Da ist noch mehr drin." Auf einen Start über 60 Meter verzichtete er kurzfristig, da er sich beim letzten Sprung die Ferse geprellt hatte. "Nicht schlimmes", sagte er, "ich will nur nichts riskieren."

Johannes Trefz konnte nichts riskieren, da er nicht aktiv auf der Bahn stand. Der deutsche Meister über 400 Meter bereitete aber den vielen jungen Teilnehmern eine Freude, indem er zahlreiche Siegerehrungen übernahm. Mit seinen zwei Metern Körpergröße tut sich der 25-Jährige, der am Vormittag noch trainiert hatte, in den engen Kurvenradien schwer. Trotzdem hätte er "Bock" auf die Hallensaison. "Vielleicht nächstes Jahr", sagte er. Womöglich trifft er dann auf stärkere Konkurrenz als in den vergangenen Jahren. Gadenne und Wettkampfleiter Reinhard Maier vom LG-Mitgliedsverein TSV Forstenried, der das Munich Indoor organisiert, wollen die Spitze des Feldes "punktuell" aufwerten. Maiers Ziel: Durch eine "minimale" Reduzierung der Masse sollen "ein paar Highlights" oben drauf gepackt werden - im Idealfall in Disziplinen, in denen die Münchner Top-Athleten am Start sind. Weltrekorde werden aber die absolute Ausnahme bleiben.

© SZ vom 12.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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