Münchner Rugby-Zweitligist:Nische hinter Büschen

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Standortvorteil: Juan Golmayo (l.), Spanier in Diensten der StuSta, versucht vor seinem Gegner aus Luxemburg das Rugby-Ei zu erhaschen. (Foto: Johannes Simon)

Wie ambitionierte Amateure in der Studentenstadt versuchen, ihren Sport zu etablieren.

Von Carolin ranz, München

Es ist alles etwas einfacher gehalten beim Rugby-Team der StuSta München. Eine Spielfläche, halb Rasen halb Erde, mit nicht immer klar zu sehenden Linien und schiefen Stangen. Da passt es nur zu gut, dass das Feld der Studentenstadt hinter den Hochhäusern von Gestrüpp umrandet ist, das den Eingang nur erahnen lässt. Der Sport findet in Deutschland größtenteils abseits des allgemeinen Interesses statt. Aber es ist der Platz der StuSta München, des Zweitligisten, der am vergangenen Samstag gegen den RC Luxemburg um eine gute Ausgangsposition in den Playoffs kämpfte. Luxemburg hat übrigens eine Sonderrolle. Da es in dem kleinen Land keine eigene Liga gibt, bat der Klub in der deutschen Liga um Asyl und darf am Spielbetrieb in der zweiten Liga teilnehmen.

Dass im deutschen Rugbysport Luxemburger mitspielen, ist bezeichnend. Der Wettbewerb hierzulande könnte verworrener kaum sein: Zunächst einmal duellieren sich die Klubs der ersten, zweiten und dritten Bundesliga, die jeweils in vier Gruppen - Nord, Ost, Süd und West - eingeteilt ist, in einer Vorrunde. Danach verteilen sich die Teams je nach Tabellenplatz auf drei Wettbewerbe: Die Meisterrunde, in der die besten Klubs den deutschen Meister küren. Den DRV-Pokal, in dem die restlichen Erstligisten sowie gut platzierte Zweitligisten, wie die StuSta, um die erste Liga kämpfen. Und den Liga-Pokal, der von Zweit- und Drittligisten ausgespielt wird. Da kommen auch die Beteiligten selbst schon mal durcheinander. "Das ist auch für uns nicht immer klar. Jeder weiß, dass das nicht optimal ist. Deshalb wurde vor zwei Monaten in Berlin über einen neuen Ligamodus diskutiert", erklärt StuSta-Abteilungsleiter Manuel Bollgrün. Wie die Liga in der kommenden Saison aussehen wird, entscheidet sich im Juni.

Diese Saison geht es für StuSta und den Tabellennachbarn Luxemburg noch um den DRV-Pokal - und dort um das Heimrecht in den bald beginnenden Playoffs. Zwei Mal in der Woche trainieren die Münchner dafür, eigentlich zu wenig, aber Rugby ist und bleibt in Deutschland Amateursport. Am Samstag fehlte ihnen am Ende jedenfalls schlichtweg die Kraft. Mit drei Versuchen drehten die Gäste in den letzten fünf Minuten das Spiel, gewannen es mit 24:18 und sicherten sich damit den dritten Tabellenplatz. Dass die StuSta auf den fünften Rang abrutschte und ihr damit am 25. April ein Auswärtsspiel in der Playoff-Relegation bevorsteht, sieht Trainer Umberto Re gelassen. Die Teilnahme am DRV-Pokal sei Gewinn genug, erklärt der Italiener.

Die 1999 von Hobby-Spielern und Austauschstudenten gegründete Rugby-Mannschaft hat sich gut entwickelt, seitdem ihr Coach Re vor drei Jahren das Kommando übernahm. Als ehemaliger italienischer Nationalspieler brachte er eine Profi-Mentalität ins Team und hat seither stetig Erfolge. Ein Problem dabei ist die fehlende Kontinuität des Kaders. Austauschstudenten kommen und gehen, bleiben meist nur für ein Semester oder ein Jahr. Dennoch hat sich in den vergangenen Jahren ein Kern gebildet, auf den der Italiener aufbauen kann. Die gute Stimmung, der familiäre Umgang und die schnelle Integration neuer Spieler mache diese Mannschaft aus, in der neben Deutschen auch Schotten, Waliser, Franzosen, Spanier und US-Amerikaner spielen. Bei der großen Internationalität erscheint die Sprache im Team ein wenig überraschend. "Wir sprechen alle deutsch. Wer es nicht kann, muss es lernen. Das entwickelt die Persönlichkeit", sagt Coach Re.

Persönlichkeit entwickeln und für Rugby werben, das wollen die Mitglieder der StuSta schon bei Kindern. Immer wieder besuchen Spieler Münchner Schulen, geben Probekurse und machen somit auf Rugby in der Großstadt aufmerksam. "Wir haben mittlerweile in den Altersstufen U12, U14, U16 und U18 fast vollständige, wettkampffähige Mannschaften", berichtet Ian Dawson, einer der Jugendbeauftragten der StuSta. Die Angst vor Verletzungen will er den Kindern dabei auch nehmen. Denn auch wenn der Sport brutal aussieht, häufigere Blessuren als im Fußball kämen im Rugby nicht vor. Der große Unterschied ist nur, dass Rugby hierzulande auch in den nächsten Jahren ein Amateursport bleiben wird.

© SZ vom 16.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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