Münchner Rugby-Derby:Magerkost auf sattem Grün

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"Für gutes Rugby braucht man spielerische Lösungen": Lösungen, die weder der Münchner Rugby Football Club noch die Studentenstadt fanden. (Foto: Claus Schunk)

Dicke Bälle, dünnes Ergebnis: Mit dem 5:5-Unentschieden im Münchener Rugby-Derby sind weder der MRFC noch die Studentenstadt zufrieden

Von Alexander Mühlbach

Eigentlich wollten alle weiter spielen. Als beim Zweitliga-Derby zwischen dem Münchner Rugby Football Club (MRFC) und der Studentenstadt München (StuSta) der Schlusspfiff ertönte, seufzten die Zuschauer, Spieler beider Mannschaften ließen die Köpfe hängen. Als wäre etwas Schlimmes passiert. Niemand wollte wahrhaben, dass dieses Derby nur 5:5 ausgegangen war. Wenn es doch wenigstens eine Verlängerung gegeben hätte, so wie zuletzt bei den K.o-Spielen der Rugby-Weltmeisterschaften in England. Nun standen die Spieler auf dem Rasen der Bezirkssportanlage in Großhadern herum, der so gut gepflegt ist, dass er es wohl mit jedem englischen Rugbyfeld aufnehmen könnte. Eine Verlängerung gab es trotzdem nicht.

Also trotteten die Spieler über den Platz, sagten Dinge wie: "So richtige Freude will da nicht aufkommen" (Tobias Lefherz, MRFC) oder: "Das ist richtig unbefriedigend (Maximilian Haas, StuSta). Für einen Moment aber konnte man glauben, dass zumindest Philip "Lofty" Stevenson, der Betreuer des MRFC, dem Ergebnis etwas Positives abgewinnen konnte. "Es war ein richtig gutes Spiel", sagte er, bevor er ironisch hinzufügte: "Für ein Unentschieden."

Stevenson stand noch lange nach Abpfiff mit seinem Spielern im Kreis, erklärte, gestikulierte. Er glaubte, dass der Ursprung für dieses Remis im letzten Derby Mitte September lag. Damals als der MRFC in der letzten Minute noch gegen die StuSta gepunktet - die Partie (22:22) fand ebenfalls keinen Sieger. "Das Problem heute war, dass beide Mannschaften das Spiel unbedingt gewinnen wollten", sagte Stevenson. "Für gutes Rugby braucht man spielerische Lösungen, über die man nachdenken muss. Wenn man aber etwas zu sehr will, hört man auf nachzudenken." Was Stevenson sagen wollte: Beide Teams schafften es nicht, schönes Rugby zu spielen.

Dabei sah die Tabellenkonstellation ganz anders aus. Schließlich spielte der Tabellenführer MRFC am Samstagnachmittag gegen den Dritten der Liga, der bislang nur ein Saisonspiel verloren hatte. Und das auch nur im allerersten Duell gegen den TV Heidelberg, der vor drei Jahren noch in der ersten Bundesliga gespielt hatte.

So waren es dann auch die Spieler der Studentenstadt, die - berauscht von der Siegesserie - dem Derby zuerst ihren Stempel aufdrückten. Nach zehn Minuten zogen sie die MRFC-Abwehr durch zwei schnelle Seitenwechsel auseinander, wodurch Phil Wiseman einen Versuch erzielte. 5:0 für StuSta. Danach aber verloren die 15 Männer in Schwarz den Spielfaden, ließen den Ball öfters fallen, passten ungenau, trafen in den entscheidenden Momenten die falschen Entscheidungen. Was dazu führte, dass es für ein Rugbyspiel ungewohnt häufige Ballwechsel zwischen den beiden Teams gab. "Das Spiel wurde dadurch sehr schnell", sagte Haas. "Darunter leidet die Kommunikation innerhalb der Mannschaft und damit das Aufbauspiel."

Die StuSta hielt den MRFC aber auch deswegen im Spiel, weil Ian Dawson in der ersten Hälfte zwei Strafkicks vorbeischoss. "Das war wegen den Bällen", nahm StuSta Trainer Umberto Re seinen Kicker, der normalerweise recht zuverlässig ist, in Schutz. "So dicke Bälle wie heute habe ich noch nie gesehen. Wenn die so sehr aufgepumpt sind kriegen die eine andere Form und das beeinflusst den Kick."

Der MRFC kam mit dem Ball zwar besser zurecht, fand aber in der ersten Hälfte überhaupt kein Mittel, um die gegnerische Abwehr auch nur ansatzweise in Verlegenheit zu bringen. "Wir haben heute eine neue Taktik ausprobiert", erklärte Stevenson, der seine Defensive damit stärken wollte, weil sie im ersten Spiel ja schon 22 Punkte gegen StuSta kassiert hatte. "Das verwirrte unsere Spieler aber so sehr, dass es schief ging." Also änderte er in der Halbzeitpause die Taktik, woraufhin seine Mannschaft die Partie an sich riss und zehn Minuten vor Schluss durch den eingewechselten Alexander Marka mit einem Versuch ausglich. Was zuerst für Jubel sorgte, dann für Ernüchterung. "Wir hatten in der zweiten Hälfte unsere Chancen, wir hätten auch gewinnen können", haderte Stevenson. "Niemand will ein Unentschieden im Rugby."

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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