Luftgewehr-Bundesliga:Entscheidende Millimeter

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Prittlbachs Schützen bezwingen daheim den Tabellenführer und den Zweiten

Von Julian Ignatowitsch, München

Ralf Horneber griff erneut zum Mikrofon. "Seit neun Jahren mache ich das jetzt schon", sagte der Trainer von Luftgewehr-Erstligist Germania Prittlbach. Beim Heimwettkampf seines Teams gab Horneber an diesem Wochenende mal wieder den Hallensprecher. "Das Publikum muss ja wissen, wann es Gas geben soll." Und es gab Gas. Der Lärmpegel ging ganz schön hoch. "Eine weitere Zehn", "Bestwert", "ein Ergebnis von 397 Ringen" - so machte Horneber das Einheizen zur Chefsache. Er versuche fair und neutral zu bleiben, sagte der Trainer. Es gelingt nicht immer, das nennt man wohl Heimvorteil. Und Prittlbach wusste diesen zu nutzen.

Gegen Coburg (4:1) und Königsbach (3:2) zeigten die Schützen aus dem Münchner Norden mit zwei Siegen ein rundum gelungenes Wettkampfwochenende - und verbesserten sich auf den dritten Platz in der Gruppe Süd. Spätestens jetzt steht fest: Prittlbach gehört in dieser Saison zu den Spitzenteams der Bundesliga und ist ein heißer Titelkandidat. Denn in Coburg schlug man den bisher ungeschlagenen Tabellenführer und Meister, in Königsbach den bis dato Zweiten. "Gegen die Topmannschaften sind wir diese Saison unglaublich gut", sagte Horneber. Schon die lokale Konkurrenz aus München, Bund und HSG, hat sein Team in dieser Saison besiegt.

Dabei fehlte Prittlbach sogar seine internationale Nummer eins, Gabriela Vognarova. "Sie ist mit der tschechischen Nationalmannschaft im Trainingslager in Israel", erläuterte Horneber. Der Finne Juho Kurki ersetzte sie, kam zwar auf keinen so guten Punkteschnitt, siegte aber trotzdem in beiden Vergleichen. Und einmal mehr Verlass war auf die deutsche Spitzenschützin Isabella Straub, die ihre Duelle mit 397 und 395 Ringen souverän gewann. "Wir wollen auf jeden Fall in die Finalrunde", betonte sie. Zuletzt war Prittlbach zweimal knapp gescheitert, dieses Jahr liegt die Mannschaft auf Kurs. Die ersten Vier aus Süd und Nord fahren nach Rotenburg an der Fulda zum Finale, es geht wieder knapp zu.

Das zeigen jedes Mal aufs Neue die Einzelentscheidungen. Gegen Coburg musste bereits zum sechsten und siebten Mal in dieser Saison ein Stechen über Sieg oder Niederlage entscheiden. Yvonne Jaekel und der Finne Kurki waren beim finalen Schuss je einen Ring besser als ihr Konkurrent. Dass das insgesamt achte Stechen tags darauf gegen Königsbach verloren ging, spielte angesichts der 3:1-Führung schon keine Rolle mehr. Prittlbachs Bilanz dieser Millimeterentscheidungen (fünf von acht Stechen gewonnen) ist gut. Horneber begründet das durch die "Nervenstärke" seiner Schützen, will aber auch den "Faktor Glück" nicht ganz vergessen. Coburg fehlte sein italienischer Topschütze Niccolo Campriani, Olympiasieger 2012.

Die Sporthalle in Hebertshausen war mit etwa 300 Zuschauern an beiden Tagen gut besetzt. "Mit den Zahlen sind wir zufrieden", sagte Horneber, der Zeitpunkt des Heimspiels im Spätherbst und das triste Wetter an diesem Wochenende wirkten sich positiv auf den Andrang aus.

An den verbleibenden vier Wettkampftagen hat Prittlbach nun ausschließlich Teams aus der unteren Tabellenhälfte als Gegner. Ein gutes Vorzeichen? "Mal schauen", sagt Horneber, als Favorit tut sich sein Verein bisher schwer. Während er gegen die direkte Konkurrenz alles gewonnen hat, kamen die beiden Saisonniederlagen gegen vermeintlich schwächere Teams. "Auch die müssen wir schlagen, wenn wir ins Finale wollen", weiß der Trainer. Schützenhilfe könnte zudem von den anderen beiden Münchner Teams kommen, die ebenfalls zwei Mal an diesem Wochenende gewannen. Die HSG und der Bund müssen jeweils noch gegen Coburg und Königsbach ran. Am Ende könnten gar alle drei Lokalrivalen ins Finale einziehen. Die beste Ausgangsposition - Stand jetzt - hat Prittlbach.

© SZ vom 30.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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