Linksaußen:Was wirklich wichtig ist

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In der vergangenen Woche wurde unser Ressortleiter Christian Krügel beerdigt. Das raubt der Redaktion nicht nur den Platz für fröhliche Gedanken, es zeigt mit schrecklicher Brutalität, was Sport ist: schöne Nebensache.

Von Ralf Tögel

An dieser Stelle, lieber Leser, versuchen wir üblicher Weise mit ein paar Gedanken zu irgendeiner Beobachtung aus der Welt des regionalen Sports etwas Frohsinn zu verbreiten. Im Idealfall gelingt es uns dann, Sie mit etwas Ironie, einer hintergründigen Idee, einer lustigen Begebenheit und vielleicht einer Prise Bosheit zu erheitern und sie mit einem süffisanten Lächeln auf den Lippen in die beginnende Arbeitswoche zu entlassen. Doch in diesen Tagen steht keinem Mitglied der Redaktion der Sinn nach Vergnügtheit, fehlen uns die ausgelassenen Worte. Eine erschütternde Nachricht hat uns jede Leichtigkeit genommen. Mitte der vergangenen Woche wurde unser Ressortleiter Christian Krügel zu Grabe getragen.

FC-Bayern-Fan und Wegbereiter der SZ-Talentiade

Er war nicht nur unser Chef, er war ein wunderbarer Mensch, ein liebenswerter Wegbegleiter und ein Freund und Förderer des Sports, was nicht zuletzt auf unsere tägliche Arbeit positive Auswirkungen zeitigte. Kurz vor seinem Tod erkundigte er sich noch, wann es sich wieder lohnen würde, den Basketballern des FC Bayern einen Besuch abzustatten. Zu den in einer Woche beginnenden Playoffs, so lautete der Schluss, wollte er seinen Lieblingsklub - ja, er war den Roten leidenschaftlich zugetan (was in erster Linie an den Fußballern festzumachen ist) - wieder einmal sehen. Was er gemäß seinem Naturell natürlich nicht als Affront an den letzten Heimspielgegner Bremerhaven verstanden wissen wollte - Respekt war eine der vielen positiven Eigenschaften von Christian Krügel.

Sicher hätte er ein paar Ideen gehabt, wie dem deutschen Eishockeymeister aus der Landeshauptstadt in dieser Zeitung die nötige Würdigung zuteil werden soll, auch zum halben Derby (Sechzig-Trainer Daniel Bierofka betitelte die Partie so und wollte damit wohl seine Geringschätzung für den Gegner ausdrücken) zwischen der FCB-Reserve und der Profi-Mannschaft des TSV 1860 München hätte er sich bestimmt einen Beitrag auch im München-Teil gewünscht. Christian Krügel war der Wegbereiter für die SZ-Talentiade, er hat nicht zuletzt mit diesem Nachwuchswettbewerb für herausragende Sportler aus München und der Region ein Erbe hinterlassen.

Die entsetzliche Nachricht hinterlässt die Redaktion in einer gewissen Hilflosigkeit, sie nimmt uns die Unbeschwertheit und erinnert uns auf denkbar schmerzhafte Weise daran, wie unwichtig plötzlich alles um einen herum werden kann. Dass der Sport, so sehr er die Gemüter zu bewegen weiß, doch nichts weiter ist als eine schöne, für manchen vielleicht die schönste Nebensache. Und wir sind dankbar, dass wir diesen wunderbaren Menschen erleben durften. Uns bleibt die Hoffnung, dass diese Dankbarkeit, Christian Krügel als Kollegen und Freund an unserer Seite gewusst zu haben, bald größer sein wird als der Schmerz. Dann wird auch wieder Raum sein für ein paar heitere Gedanken.

© SZ vom 30.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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