Linksaußen:Vernetzung vs. Vermoosung

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Wenn die Technik im Amateuerbereich mal wieder streikt - und der Hallensprecher zum trötenden Elefanten wird

Von Stefan Galler

Die Schere, das ist nichts Neues, geht immer weiter auseinander. Nein, das soll nicht die nächste Gesellschaftskritik werden mit einem Plädoyer für Umverteilung und soziale Gerechtigkeit. Vielmehr wollen wir darauf hinaus, dass sich die Rahmenbedingungen im Sport in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Auf der einen Seite der ständige Fortschritt im Profibereich mit modernsten High-Tech-Arenen und Voll-Vernetzung. Andererseits die Vermoosung der Amateur-Sportstätten und das dort herrschende Gegenteil von Science-Fiction. Genauer gesagt: Dort funktioniert oftmals wenig.

Die Lautsprecherdurchsagen jedenfalls sind auf den kleinen Plätzen der Region in der Regel so verständlich wie Talkshow-Beiträge von Rainer Brüderle. Meistens kratzt und scheppert es aus uralten Boxen. Zuletzt in Garching gab es zwischenzeitlich gar keine Informationen mehr aus der Sprecherkabine - Stromausfall beim Bayernligaspiel gegen Landsberg. Da wurde es kuschelig im altehrwürdigen Stadion am See: Das Flutlicht ging nämlich auch nicht mehr.

Während die Fußball-Arena in Fröttmaning seit dem Saisonstart voll digitalisiert ist mit 1000 Wlan-Zugangspunkten und sich die Telekom das Stadion der Zukunft als "multimedialen Lebensraum" vorstellt, leuchten auf der Anzeigetafel im Unterhachinger Sportpark nur noch gerade so viele Lämpchen, dass man sich den Spielstand halbwegs erschließen kann. Welche mega-hippe Ausstattung die geplante und zuletzt doch wieder infrage gestellte Halle bekommen könnte, in der EHC-Eishockeyspieler und Bayern-Basketballer auf Punktejagd gehen sollen, kann man nur erahnen. Schon jetzt können sich ja die Fans im Audi Dome ihr Bier per Handy-App an den Platz bestellen - bestimmt nicht die letzte technische Innovation.

Die Schlusssirenen jedenfalls dürften dort deutlich vernehmbar sein. Das war im Erdinger Eisstadion zuletzt anders: Als dort die neue Uhr den Geist aufgab, kamen auch keine akustischen Signale mehr. Der Hallensprecher wusste sich zu helfen, er imitierte fortan einfach das Signal-Getute am Drittelende: In bester Elefantenmanier trötete er ins Mikrofon. Anachronismus kann so unterhaltsam sein.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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