Linksaußen:Vergeblich gestrampelt

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Nach den Volleyballern tritt in den Fußballern der SpVgg auch der zweite Unterhachinger Profiklub von der Bühne des bezahlten Sports ab. Die letzte Konsequenz einer jahrelangen Entwicklung - aber kein Grund für Spott

Von Andreas Liebmann

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung - dieser Satz des Komikers Heinz Erhardt verquirlt zwei Sprichworte so, dass sie gemeinsam einen neuen Sinn ergeben. Der ist oft viel treffender als die Originale. Denn wer wollte nun zum Beispiel ernsthaft über die SpVgg Unterhaching spotten? Einst als gallisches Dorf der Bundesliga gefeiert, war der Klub in die dritte Liga gespült worden, und dort haben die Verantwortlichen so lange gegen den Untergang gestrampelt wie Frösche in einem Milchtopf, die hoffen, allein durch Beharrlichkeit Butter entstehen zu lassen - und damit einen Ausweg aus ihrer Falle. Nun hat sich, um im Bild zu bleiben, gezeigt, dass die Milch rund um Unterhaching einfach zu fettarm ist.

Wie gesagt, für Spott besteht kein Anlass. Es erwischt einen sympathischen Verein mit hervorragender Jugendarbeit, dessen Team im Übrigen kaum weniger Tore erzielt hat als der Tabellendritte, weit mehr als der Fünfte. Dennoch: Seit der ehemalige Hauptsponsor Generali vor fünf Jahren seinen Rückzug bekannt gab, spottete der Verein bisweilen wirklich jeder Beschreibung. 2010 fiel er auf einen Hochstapler herein. Der damalige Sportchef Francisco Copado kaufte einen überteuerten Kader zusammen, um dann zu erkennen, dass man auf fünf Millionen Euro vertraut hatte von einem, der offenbar keinen Cent besaß. Das gallische Dorf bröckelte, und ein Druide nach dem anderen kam nun des Weges: Einer aus Austria, von zweifelhaftem Ruf, sollte Geld bringen; ein Osmane, der ebenfalls eine goldene Zukunft versprach. Sogar ein Scheich sollte als Retter herhalten. Nichts trat ein.

Derweil ist aus einem familiären Profiklub ein reiner Familienbetrieb geworden. Die Trainer arbeiteten phasenweise zum Nulltarif, Heiko Herrlich etwa, oder Christian Ziege. Manuel Baum, die Zwischenlösung, hatte Herrlich durch einen Zeitungsartikel entdeckt, und Zieges Familie hielt zuletzt sowohl das Catering als auch die Geschäftsstelle am Laufen. Die einstige Hoffnung, durch den Abschied des ewigen Führungsduos Kupka/Schrobenhauser transparenter und für neue Sponsoren interessanter zu werden, erwies sich als Trugschluss. Auch Nachfolger Manfred Schwabl fand keine potenten Geldgeber und musste Spieler für Spieler zu Geld machen. Die Gemeinde mit all ihren Wirtschaftsgrößen, sie hat wenig für den Profisport übrig. Weshalb es traurig, aber folgerichtig ist, dass nun ihr zweiter großer Verein auch offiziell die Welt des Profisports verlässt.

© SZ vom 26.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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