Linksaußen:Schweini, die arme Pistensau

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Von einem einstigen Bengel, der nun tatsächlich in Amt und Würden abtritt - aber noch nicht so richtig weiß, wohin. Gedanken zum Nationalmannschafts-Rücktritt Bastian Schweinsteigers.

Von Johannes Schnitzler

Der aus der Nationalelf zurückgetretene Bastian Schweinsteiger, der auch bei Manchester United keine Zukunft mehr haben soll, steht nun also wie so viele 31-jährige Multimillionäre plötzlich vor der brennenden Frage: War's das? Sein ehemaliger Brötchen-mit-Bratwurst-Geber Uli Hoeneß würde rufen: "Das war es noch nicht!"

Aus gegebenem Anlass einige Gedanken zur weiteren Verwendung eines Veteranen und WM-Helden, zerschrammt, aber noch einigermaßen in Schuss.

Ein Engagement Schweinsteigers als Bundestrainer kommt frühestens 2018 infrage. Erfahrungen sammeln könnte er bis dahin beim SV-DJK Kolbermoor, dem sympathischen Bezirksligisten seiner alpenvorländlichen Heimat. Vielleicht besänne sich der Bergfex Bastian dort auch einer alten Leidenschaft für den alpinen Slalom und führe Rennen gegen seinen Freund und Katzengoldstecher Felix Neureuther. Wie einst in Rio würde Schweinsteiger die Kippstangen kompromisslos aus der Bahn köpfeln, begleitet von einem rasenden Rettungssanitäter, der nur zufällig auf den Namen Müller-Wohlfahrt hört und Schweini, die Pistensau, ambulant für den zweiten Durchgang zusammentackert.

Nach dem Vorbild seines Mentors Oliver Kahn, der erst für Würste warb und dann für Weight Watchers, könnte Schweinsteiger auch, nein, nicht TV-Experte werden, sondern, nachdem er vor der Kamera tonnenweise Kartoffelchips gefuttert hat, irgendetwas Gesundes promoten, was Hippes und Zeitgeistiges, irgendwie Gärtnerplatzartiges. Stilles Ingwer-Weißbier-Lassi etwa, im kommerziellen Doppelpass mit dem FC-Bayern-Hofkoch Alfons Schuhbeck. Oder er steigt ins Kerngeschäft ehemaliger FCB-Profis ein: "Schweinis Schweinerne" wären der Mittelfeldrenner auf jedem bayerischen Holzkohlegrill.

Wahrscheinlich arbeitet der Elder Sportsman und Ana-Ivanovic-Husband aber lieber in Venedig, Wimbledon oder Gärtnerplatz City an seinen grauen Schläfen und bereitet sich auf seine nächste Rolle als James Bond vor. Oder als George Clooney. Oder er spielt einfach weiter Fußball. In den USA zum Beispiel. Dort könnte er, anders als beim FCB (Hoeneß, Lahm), sogar Präsident werden. Als erster Mann nach der First Woman im Oval Office, die ehedem First Lady war. Absurd? Wer hätte denn vor zwölf Jahren gedacht, dass dieser blondierte Bengel einst nach 120 Länderspielen in Amt und Würden abtreten würde? Da lachten doch noch die Cousinen!

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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