Beim Weißwurstäquator handelt es sich nach Ansicht des Online-Lexikons Wikipedia um die scherzhafte Bezeichnung für eine Kulturgrenze zwischen Altbayern und dem übrigen Deutschland. Das ist, um es kurz zu machen, ein rechter Schmarrn - wieso "scherzhaft"? Die gedachte Linie übernimmt im Norden in Ermangelung eines zweiten Faltengebirges eben jene Schutzfunktion, die im Süden dankenswerter Weise die Alpen erfüllen: Sie behütet die Bajuwaren vor dem Rest der Welt. Wer Zweifel hegt an der Genussfähigkeit des labberig-weißen Bräts, gilt als verdächtig, wobei man den imaginären Grenzwall jederzeit auch anders hätte nennen können. Etwa Schafkopf-Äquator. Weißwurst meidende Personen kennen üblicherweise nur Skat oder Doppelkopf.
Ob Frank Schmöller Weißwurst mag? Hm. Jedenfalls ist nicht bekannt, dass er Schafkopf spielt. Immerhin kann der Hamburger für sich in Anspruch nehmen, Fußballprofi beim Lierse SK in Belgien gewesen zu sein. Liers Bürger, Fußballer und Fans werden Schapenkoppen gerufen, Schafsköpfe. Vielleicht hat man ihn deshalb nach Bayern gelassen.
Der Name Schapenkoppen beruht auf einer Legende aus dem 15. Jahrhundert, nach der die Stadt Lier ein Stapelrecht für Vieh bekam, auch Niederlagsrecht genannt. Details tun nichts zur Sache. Nordlicht Schmöller jedenfalls könnte in Bayern ein zufriedener Mann sein, sein SV Pullach ist nach zuletzt 14 Siegen und einem Remis Bayernliga-Spitzenreiter. Wo Schmöller ist, ist Erfolg, das kann als Gesetz gelten. Doch der 48-Jährige leidet zurzeit auch arg, nämlich an den Folgen des zweiten Schmöllerschen Gesetzes: Wo Schmöller war, herrscht Untergang. All seine Ex-Klubs nehmen fortan reichlich Niederlagsrecht in Anspruch.
Die SpVgg Unterhaching, Schmöllers letzte Station als Aktiver und erste als (Jugend-)Trainer: Tabellenvorletzter. Man kann das lückenlos durchgehen: Sein Herzensklub Hamburger SV? Letzter. Waldhof Mannheim? Drei Ligen abgestürzt. Lier? Letzter. Das belgische Germinal Ekeren hat nach Schmöller den Laden ganz dicht gemacht. Hertha und Fortuna Köln hatten auch schon bessere Tage. Sechs Jahre trainierte er Heimstetten - abstiegsbedroht. Ismaning stieg nach Schmöllers Entlassung zweimal ab.
Dem SV Pullach ist also dringend zu raten, den Hanseaten niemals ziehen zu lassen, ein Absturz wäre unvermeidlich. Rentenvertrag! Zur Not als Greenkeeper! Vielleicht kann man dem Mann sogar noch etwas Schafkopfen beibringen.