Linksaußen:Orkänchen und Derbychen

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Keine Angst, es soll hier nicht ums Wetter gehen. Nicht mehr, nicht dieses Mal, nein, das Thema ist durch

Von ralf tögel

Keine Angst, es soll hier nicht ums Wetter gehen. Nicht mehr, nicht dieses Mal, nein, das Thema ist durch. Auch wenn es schon bemerkenswert ist, was sich da so ereignet. Was für ein Sturm, dann auch noch der viele Schnee, es gab wieder Spielabsagen zuhauf, und es soll schlecht bleiben. Aber gut, genug davon. Der große Fußball bleibt ohnehin unberührt von meteorologischen Volten, womit wir schon bei einem deutlich interessanteren Thema wären als dem Wetter, genauer gesagt bei einer wichtigen Frage: Ist das Regionalliga-Derby in München nun großer Fußball? Großer Fußball für kleine Mannschaften? Kleiner Fußball für große Spieler von morgen? Großer Fußball für Liebhaber des monetär weitgehend noch unverdorbenen Spiels? Oder ist es doch nur das kleine Derby, der kleinen Bayern gegen die kleinen Löwen, das Derbychen sozusagen? Oder von allem ein bisschen, oder nichts von alledem, oder, ja was denn nun?

Aus Sicht der Münchner, insbesondere der Fraktion der Sechzgerstadion-Romantiker, stellt sich diese Frage erst gar nicht: Ganz großer Sport, was denn sonst, schon allein, weil man sonst auf eine Gelegenheit für ein Derby zwischen den Hochglanz-Profis von der Säbener Straße gegen die Kollegen des Arbeiterklubs von schräg gegenüber nach Lage der Dinge bis zum Sankt-Nimmerleinstag warten muss. Mindestens. Weiteres Indiz: Ausverkauft! Zum zweiten Mal hintereinander bringt dieser Münchner Bonsai-Klassenkampf das altehrwürdige Grünwalder zum Bersten. 12 000 Zuschauer haben Giesing in Aufruhr versetzt, mehr noch, fast schon traditionell ging das Ganze weit vor Spielbeginn im Herzen der Landeshauptstadt am Viktualienmarkt los. Rein sportlich war das 1:0 der Bayern bedeutungslos, beide Zweitvertretungen werden sich auch nächste Saison - den Würzburger Kickers sei dank - begegnen.

Ob der neue Oberbürgermeister angesichts dieser rosigen Aussichten zu seiner Aussage motiviert wurde, bleibt sein Geheimnis, jedenfalls sagte Dieter Reiter, er könne sich sogar Zweitligafußball im Grünwalder Stadion vorstellen. Müsste man halt noch ein bisschen sanieren und die Ränge aufstocken, warum nicht? Aha. Ja denkt der denn, die Sechziger bleiben der ersten Liga auf ewig fern? Stopp, bloß nicht weiterdenken. Eines hat Herr Reiter jedenfalls erreicht: Es gab viel Wind um seine Idee, einen Sturm im Wasserglas. Ein Orkänchen, sozusagen.

© SZ vom 07.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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