Linksaußen:Machos im Tutu

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Was Pat Cash, Richard Krajicek und Kerem Demirbay gemeinsam haben

Von Ralf Tögel

Es ist nicht eindeutig zu klären, welchen Einfluss ein Triumph auf dem heiligen Rasen des All England Lawn Tennis and Croquet Clubs in der männlichen Seele hinterlässt, jedenfalls waren es zwei Wimbledon-Sieger, die durch frauenfeindliche Entgleisungen auffällig wurden. Im Jahr 1987 ließ sich der Australier Pat Cash kurz nach seinem Sieg beim bedeutendsten Turnier des Erdballs zu der Aussage hinreißen, dass Frauentennis "zwei Sätze lang Mist" sei. Sein Kollege Richard Krajicek legte 1992 deutlich weiter unter der Gürtellinie nach und bezeichnete 80 Prozent der Top 100 im Frauentennis als "fette Schweine". Spätestens bei seiner Entschuldigung musste man annehmen, dass ihm sein Gehirn unter selbige gerutscht ist, als der Niederländer seine Beleidigung korrigierte: "Ich nehme das zurück, nur 75 Prozent sind fette Schweine." Über angemessene Strafen wurde nichts aktenkundig, die Frage ist ohnehin, ob das bei Sportskameraden diesen Kalibers Wirkung hinterlassen hätte.

Ähnlich verhält es sich mit dem Fußball-Profi Kerem Demirbay, als er Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus ihre Legitimation absprach: Er finde, Frauen hätten im Männerfußball nichts zu suchen. Immerhin reagierte der Deutsche Fußball-Bund und sperrte ihn für fünf Wochen. Und auch sein Arbeitgeber Fortuna Düsseldorf suchte den Macho zu maßregeln und verdonnerte Demirbay dazu, ein Mädchen-Spiel zu leiten. Der 22-Jährige antwortete entsprechend seiner beruflichen Fähigkeiten: zweitklassig. Er erschien zum Strafspiel nicht im angemessenen Sportzwirn - sondern im aufreizenden Dandy-Look.

Vielleicht hätte sich die Fortuna von Ivan Mikic beraten lassen sollen. Der Spielertrainer der Wasserballer der SG Stadtwerke München hat für undisziplinierte Spieler eine wirksamere Strafe parat: Wer eine rote Karte kassiert, muss ein Trainingsspiel mit Blümchen-Badekappe und im Tutu leiten, für alle gut sichtbar am Beckenrand. Im jüngsten Spiel gegen Ludwigsburg sank die Foulquote der Münchner drastisch, fünfmal wurde gegen sie gepfiffen, dem standen 13 Fouls des Kontrahenten gegenüber. Die Maßnahme griff also umgehend.

Nun war das hellgraue Mäntelchen des Kickers Demirbay von Schnitt und Design nicht so weit von einem Tutu entfernt, allein man hätte ihn bei seiner Macho-Ehre packen müssen. Was sicher auch bei den Sportkameraden Cash und Krajicek wirken würde. Es käme zumindest auf den Versuch an: Beide sollten nachträglich zu einer Partie auf der Seniors Tour verdonnert werden - in einem rosa Tenniskleidchen.

© SZ vom 21.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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