Linksaußen:Löwen-Nerds in Not

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Diese Frage muss erlaubt sein: Was bleibt dem modernen Löwen-Fan denn nun noch - nach dem Arena-Auszug und dem Neustart im ach so geliebten Grünwalder Stadion?

Von Stefan Galler

Logo, dass die Traditionalisten jetzt völlig in Ekstase sind. Alles auf Anfang heißt es beim TSV 1860 München nach dem beispiellosen sportlichen und wirtschaftlichen Crash zum Ende der vergangenen Saison. Für die Fußball-Puristen kann es gar nichts Schöneres geben als Viertligafußball in einem engen Stadion und Auswärtsreisen mit der S-Bahn.

Doch wo Licht ist, gibt es auch Schatten. Und der fällt in diesen Tagen auf all diejenigen, die voll abfahren auf alles, was neu ist. Denn - diese Frage muss erlaubt sein: Was bleibt dem modernen Löwen-Fan denn nun noch? Nicht genug damit, dass die High-Tech-Arena in Fröttmaning eingetauscht wurde gegen eine marode alte Hütte im Glasscherbenviertel, von der alle immer behaupten, dass ihnen dort das blaue Löwen-Herzerl besonders hoch schlägt. Die Tekkies unter den Sechzigern werden die bargeldlose Arena-Card vermissen, mit der sie sich Bier und Bratwurst sichern konnten. Und natürlich auch den Stau bei der Ausfahrt aus dem Parkhaus, weil vorne an der Schranke wieder mal einer steht, der seine Parkkarte nicht aufgeladen hat. Die ganz große Depression aber kommt dann im September, wenn die neueste Version der Videospielreihe Fifa ausgeliefert wird: Da werden die blauen Nerds verblüfft feststellen, dass Liga vier nicht vorkommt, nicht mal den Sechzgern zuliebe. Da bleibt nur der Griff zum Landwirtschaftssimulator 2017 - so kann man wenigstens die Feldarbeiten nachspielen, die man auf der Fahrt nach Schalding-Heining von der Schnellstraße aus beobachtet.

Während also die Löwen virtuell abgehängt sind, hat es die SpVgg Unterhaching wieder reingeschafft in die digitale Fußball-Welt: Für Fifa 18 hat sich der Spieleentwickler EA Sports nämlich erstmals die Rechte an der dritten Liga gesichert. Endlich können sich die Fans der Rot-Blauen um Sascha Bigalke und Cristiano Ronaldo herum ein Team zusammenstellen, das in große Champions-League-Schlachten zieht. Wenn das mal kein Ansporn ist für die realen Hachinger, den Klassenerhalt zu schaffen. Tipp für die Geschäftsstelle: Wie wäre es mit der Sportpark-Card? Da würde die Maß im Biergarten vorm Stadion noch besser runterlaufen.

© SZ vom 24.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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