Linksaußen:Hitchcock im Trockensumpf

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Vögel sind gut für die Spannung, aber nicht unbedingt sportlich. Das weiß man in Hollywood genauso gut wie in der Bayernliga

Von Andreas Liebmann

Man sollte hier vielleicht mit Aristophanes beginnen. Nicht, weil er gut passt, sondern um zu dokumentieren, dass man ihn kennt. Aristophanes, ein griechischer Komödiendichter, hat vor allem griechische Komödien gedichtet. 400 Jahre vor Christus. Mit Titeln wie "Die Wolken", "Die Frösche", "Die Störche" oder "Die Vögel". Worum es geht, ist nicht weiter wichtig - der alte Grieche soll hier sowieso nur als Überleitung dienen zu Hitchcocks Vögeln. Die passen besser zum Thema. Aber auf Hitchcock wäre ja jeder gekommen.

Alfred Hitchcock jedenfalls musste keine Monster erschaffen, um Zuschauern Grusel einzujagen, ihm genügten ein paar Möwen, einige Sperlinge und als Statisten finster dreinblickende Krähen. Dazu ein paar Tote, natürlich. Aber haften blieb von diesem Werk das Bild der Krähen, die auf ihr nächstes Opfer lauern wie die Geier bei Lucky Luke. Nur dass sie weniger lustig aussahen.

Umso erstaunlicher ist es, wie viele Leute sich bis heute in Hachings Sportpark trauen. Vor einem Jahr hatten ihn Krähen befallen und den Rasen zerhackt. Nun wurde die Anfrage von 1860 München abgelehnt, dort das Bundesliga-Halbfinale der U19 auszutragen - wegen Taubenbefalls auf der Gegentribüne. Leichen gab es bisher keine, nur jede Menge Taubendreck - aber man weiß ja nie . . .

Im Wolfratshauser Isar-Loisach-Stadion gibt es zum Glück gar keine Tribünen, die vollgekackt werden könnten. Vögel haben freie Flugbahn, solange sie nur auf tieffliegende Bälle achten. Dafür ist dort kürzlich, offenbar während des Monsuns, der Hauptplatz überflutet worden. Ein sumpfiges Biotop muss dort entstanden sein, was vor Wochenfrist zwingend eine Verlegung des Abstiegsspiels gegen Kottern auf einen winzigen Nebenplatz erforderte. Dieser ist zwar nur wenige Meter entfernt, war aber eigenartiger Wiese, äh: Weise nicht überschwemmt.

Gästetrainer Kevin Siegfanz nahm es mit Humor. Er lud alle Zuschauer ein, später mit ihm über den Hauptplatz zu schreiten, keiner bekäme nasse Socken. Leider fand diese Begehung nicht statt. Vom Balkon des Klubheims hätte das sicher so ausgesehen, als stakste da unten ein Schwarm Flamingos, Reiher, Störche und anderes Getier, aus dem Aristophanes seine Komödien bastelte, durchs Gras, um Frösche zu jagen. Ach ja: Auch von den "Prinzen", 1991 n. Chr., gibt es einen hilfreichen ornithologischen Beitrag zum Thema. Refrain: "Der Förster hat es uns beteuert: Die Vögelein, sie sind bescheuert." Eine prima Stadionhymne.

© SZ vom 23.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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