Linksaußen:Gute Bullen, böse Bullen

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Die Großkopferten rasen schnaubend aufeinander zu: Was das Logo des EHC München mit der Hallendiskussion zu tun hat

Von Johannes Schnitzler

Das Genre des Polizeifilms kennt ein dramaturgisches Element, das immer dann zum Einsatz kommt, wenn ein Verdächtiger endlich mal mit der Wahrheit herausrücken soll. Es nennt sich good cop, bad cop: guter Bulle, böser Bulle. Der eine mimt den Einfühlsamen - er ist der gute Bulle. Der andere, der böse, tritt auf den Plan, wenn das Verhör stockt. Er packt den Zeugen am Revers, schüttelt ihn und schmettert seinen Stuhl krachend an die Wand, ehe er schwer schnaubend gebändigt wird.

Das Bullen-Bild wird oft bemüht, ob an der Börse oder in der Musik, siehe Die Bullen, eine Deutsch-Punk-Kapelle aus Kiel (Album-Titel: "Hier komm' die Bullen"), die thematisch artverwandten Scheissediebullen (Freiburg) oder Schwule Nuttenbullen (Köln, woher sonst). Auch der FC Bayern warb Anfang der 80er-Jahre mit dem Claim "Die Bullen" für sich. Damals verteidigten Augenthaler, Schwarzenbeck, Horsmann und ein Norweger mit dem schönen Namen Jan Einar Aas - ein Modell, das Jogi Löw bei der WM 2014 erfolgreich neu auflegte ("Ochsen-Abwehr"). Mit Amtsanmaßung hatte das nichts zu tun: Sponsor des FCB war damals ein Lkw-Hersteller, dessen "deutsche Bullen" weltweit über die Autobahnen dieselten, eine Firma aus Ulm übrigens, der Geburtsstadt eines gewissen Ulrich H., dem gelegentlich auch etwas Büffeliges anhaftet.

Im realen Thriller um eine Eishockey- und Basketball-Halle im Olympiapark hätte man den FC Bayern und Red Bull auch gerne mal am Schlafittchen gepackt und geschüttelt. Was schwerfällt, weil beide doch recht abstrakte Wesensformen sind: hier der Weltverein, dort der Weltkonzern. Dass die roten Bullen aus München und die roten Bullen aus Salzburg irgendwann die Hörner senken würden, um herauszufinden, wer der Stärkere ist, schien unausweichlich. Naturgesetz. Man muss sich nur das Logo des Getränkebrauers anschauen: Da rasen zwei Großkopferte schnaubend aufeinander zu. Und dann mischt ja noch die Stadt mit.

Wer ist der gute Bulle, wer der böse? Der Fall ist knifflig. Selbst die Formel Wer zahlt, schafft an führt erst einmal nur in die Irre: Red Bull will ja zahlen. Dann aber, dramatischer Showdown, entschied der FC Bayern: Mia san mia. Und mia san koa Mieterverein.

Wie es nun weitergeht? Baut Red Bull mit Hasan Ismaik einen Zoo? Wird im Konzertsaal Eishockey gespielt? Verpflichtet Uli H. bald Timo Ochs? Das nennt man beim Film einen Cliffhanger.

© SZ vom 29.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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