Linksaußen:Game of Drones

Lesezeit: 2 min

Was sterbende Honigbienen mit der Champions-League-Premiere der Drohnen im Olympiapark zu tun haben. Und überhaupt: Warum geht die Königsklasse bitte in die Luft?

Von  Sebastian Winter

Es klingt so martialisch wie brutal, und genauso schrecklich ist dieses Ereignis auch: Kurze Zeit nach der Sommersonnenwende - also jetzt! - findet die Drohnenschlacht statt: Den Drohnen, also den so triebgesteuerten wie bemitleidenswerten Begattern der Bienenkönigin, wird der soziale Futteraustausch verweigert. Die fiese Königinnengarde lässt sie nicht mehr in den Bienenstock, manche Drohnen werden gar dort herausgezerrt. Bald können sie vor lauter Schwäche nicht mehr fliegen. Und verhungern. Auch im Münchner Olympiapark dürften sich dieser Tage noch einige sterbende Drohnen der Zielgerade ihres Lebens entgegenschleppen. Besonders schlimm: Während sie am Wochenende einen letzten Blick gen Himmel richteten, summten und surrten da oben ihre fitten Namensvettern in atemraubender Geschwindigkeit vorbei. Hochgerüstete, spinnenartige Metallwesen malten ihr eigenes Schlachtengemälde in die Luft - in der Drone Champions League.

Beim Drohnen-Crash haben die Zuschauer die größte Gaudi

Mittlerweile ist die Königsklasse also auch in der Welt der ferngesteuerten Luftfahrzeuge angekommen. In ihrem dritten Jahr gastierte sie im Rahmen des Actionsportfests Munich Mash zum ersten Mal in München. Ziel des Game of Drones: Piloten mit Videobrille und Funkfernbedienung lenkten vom Land aus ihre kamerabestückten Flitzer gegeneinander einen Parcours am Olympiasee entlang, unter Brücken und durch große Gummiquadrate hindurch - bei Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 140 Km/h. Gewonnen haben die beiden Rennen Teams aus Tschechien und Großbritannien - Deutschland hinkt in Sachen E-Mobilität also weiter hinterher.

Es war eine eindrückliche Premiere, der übertragende Sportsender spricht schon vom Trendsport. Und tatsächlich verlangen die Drohnenrennen den Piloten so einiges ab. Sie dürfen beispielsweise nicht blinzeln, während sie sich unter ihrer Digitalbrille im Cockpit wähnen. Nur eine Millisekunde der fehlenden Aufmerksamkeit könnte sie ja ins Hintertreffen bringen. Für die Zuschauer war es eine besondere Gaudi, wenn zwei Drohnen in der Luft zusammenstießen und gemeinsam im See versanken - als je 700 Euro teurer Luftfahrtschrott.

Die Frage ist nur, ob das alles nun wirklich sein muss, in Zeiten, in denen Drohnen immer mehr zur Kampf- und Überwachungswaffe werden. Welch seltsame Blüten dieses Geschäft treibt, zeigt die Fußball-WM in Russland, wo Brasilien angeblich im Training ein Anti-Spionage-Team einsetzt, das befugt ist, Drohnen abzuschießen. Die Flugobjekte sind auch schon gegen Passagierflugzeuge gestoßen, haben Unfälle auf Autobahnen verursacht, Männer fielen bei ihrer Bergung von Bäumen. Und im Oktober 2016 ist eine Drohne im Olympiapark zehn Meter neben einer Familie mit zwei Kindern zu Boden gestürzt. Wohl auch deswegen waren im Zuschauerbereich Fangnetze über den Köpfen der Interessierten installiert. Den Bienen-Drohnen hat auch diese Rettungsmaßnahme nicht mehr geholfen.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: