Linksaußen:Fast so hungrig wie Tim Wiese

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Alles eine Frage der Perspektive: Der BFV freut sich über einenBewerberrekord für die Regionalliga, die betroffenen Vereine sehen das ganz anders.

Von Stefan Galler

Es ist doch eigentlich immer eine Frage des Blickwinkels: Sitzt ein Vorschüler vor einem Riesenschnitzel mit Pommes, dann mag er mächtig Appetit entwickeln, er wird den Teller aber kaum leer bekommen - die Portion ist zu groß. Während, sagen wir, der frühere Nationaltorwart und heutige Teilzeit-Wrestler Tim Wiese, der nach eigenen Angaben morgens schon mal ein Kilo Bisonfleisch frühstückt, womöglich nach dem Genuss eines quadratmetergroßen Fleischfransens noch lange nicht saturiert ist. Jetzt mal von den eigentlichen Ernährungsvorlieben des 130-Kilo-Mannes Wiese ganz abgesehen ("Ich esse während der Woche vor allem Eiweiß und gute Fette. Am Wochenende haue ich dann Kohlenhydrate rein").

Ähnlich relativ wie in diesem Beispiel sind Mengen und Größenangaben in vielen Bereichen. Für den einen sind jene rund 770 Pflichtspiele, die Francesco Totti für die AS Roma bis heute bestritten hat, eine unfassbare Marke. Die im Vorjahr verstorbene Eishockey-Legende Gordie Howe könnte darüber nur milde lächeln, angesichts von 1767 Einsätzen in der National Hockey League.

Die Gedanken sind frei - und Interpretationsspielräume größer als jedes Riesenschnitzel. Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) zum Beispiel freut sich in einer Pressemitteilung, die kürzlich versendet wurde, über einen Bewerberrekord für die kommende Saison in der Regionalliga Bayern. Elf Bayernligisten trauen sich das Abenteuer Viertklassigkeit zu, trotz durchaus anspruchsvoller Zulassungskriterien für die Heimspielstätten, wie ein eigener Käfig für Gästefans oder mehrere Stadioneingänge.

Für Verbands-Spielleiter Josef Janker ist das "ein klares Statement: Die Regionalliga Bayern ist attraktiv und vor allem auch für kleinere Vereine wirtschaftlich machbar", schreibt er. Das dürfte man nicht nur beim SV Pullach anders sehen, der seit Jahren zeigt, dass er sportlich die Zugangsvoraussetzungen im Kreuz hätte. Jedoch scheitert der Verein beständig an seiner Infrastruktur. Und in Garching erwägen sie nach nicht einmal zwei Jahren den Rückzug aus dieser ach so attraktiven Liga. Weil es den VfR sonst finanziell zerreißt. Für kleinere Vereine wirtschaftlich machbar? Alles eine Frage des Blickwinkels.

© SZ vom 18.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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