Linksaußen:Fan und Influencer

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FC-Bayern-Monopoly, Halloween-Partys, Schnaps-Cams oder Tassen und Schals im Klubdesign: Wie die verschiedenen Vereine versuchen, Fans anzulocken und die eigene Kasse aufzubessern. Dabei könnte es doch so einfach sein.

Von Ralf Tögel

Der Fan ist ja nicht nur ein unbekanntes Wesen, er ist - man mag es angesichts der Nachrichtenlage kaum glauben - auch ein begehrtes. Diese Spezies kennzeichnet eine in der Regel längerfristige und leidenschaftliche Beziehung zu einem, Vorsicht Wikipedia: "externen, öffentlichen, entweder personalen, kollektiven, gegenständlichen, abstrakten oder sportlichen Objekt". Dass es eine stark emotionale Beziehung zu besagtem Objekt gibt, kann man der Herkunft des Begriffs entnehmen, Fan kommt von fanatic (= Fanatiker). Besagte Bindung erfordert wiederum Ressourcen wie Zeit und Geld. Und schon ist man beim Punkt "begehrt".

Es gilt also, den Fan, respektive seine Ressourcen, anzuzapfen; sprich: ihn ins Stadion, in die Halle oder auf den Sportplatz zu locken. Dafür haben Klubs ganze Abteilungen an Fachleuten, die sich Strategien überlegen. Andere immerhin Fachleute, andere nicht mal eine Strategie. Die Basketballer des FC Bayern zum Beispiel, da tanzen junge, hübsche Mädchen mit wedelnden Pompons durch die Pause, da treten Bands auf, zum nächsten Heimspiel wird es eine Halloween-Party geben, mit Preisen für die besten Kostüme. Apropos: Tombolas oder Gewinnspiele sind eine so beliebte wie kostengünstige (weil fremdfinanzierte) Möglichkeit, Fans zu ködern. Die Handballer des TuS Fürstenfeldbruck werfen gerne kleine Präsente ins Publikum.

Kürzlich beim Oktoberfest Sevens gab es eine Schnaps-Cam, jeder Rugby-Fan, den die Kamera einfing, bekam Hochprozentiges serviert. Wie viele Iren oder Engländer das ins Stadion lockte? Egal. Es gibt andere Möglichkeiten, ein bisschen Geld in die Vereinskasse zu bringen: identitätsstiftende Accessoires zum Beispiel. Auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, der Münchner Glitzerklub hat unter anderem ein Bayern-München-Monopoly (wie passend) im Angebot, statt Straßen kann man Spieler, Trainer oder Titel kaufen.

Besonders beliebt sind aber die Klassiker: Die Tasse im Vereinsdesign ist ein Muss für den wahren Fan, beim FC Pipinsried ist das gute Stück für neun Euro zu haben, beim VfR Garching für schlanke 3,50. Und natürlich der Schal: In Pipi-Gelb-Blau kostet der Halswärmer 15, in Garching-Schwarz-Weiß nur 9,50 Euro. Der BCF Wolfratshausen hat keinen Fan-Shop. Aber Marian Knecht. Der ist Influencer, hat also einen Blog und stellt tolle Bildchen von sich in noch tolleren Klamotten mit unglaublich tollen Accessoires ins Netz. Und der BCF-Model-Stürmer hat knapp 40 000 Follower. Ja, vielleicht empfiehlt er denen mal einen Spielbesuch? Zehn Prozent seiner Fans würden schon für einen Zuschauerrekord reichen, nur mal so nebenbei.

Und hallo, die Herren BCF-Strategen, ist es nicht endlich Zeit für eine Kollektion? Wenn der Stürmer-Model-Influencer auf seiner Homepage mit Pudelmütze, Schal und Trikot posieren würde, dabei ein Schlückchen Matetee aus der BCF-Tasse zu sich nimmt, da muss doch der Rubel rollen. Dafür muss man nicht mal BCF-Fan sein.

© SZ vom 23.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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