Linksaußen:Dinos auf Bruck Island

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Das Fernsehen entdeckt nun sogar den unterklassigen Fußball. Nur in einem kleinen Dorf in der Region ist eine Randdisziplin die Sportart Nummer eins

Von Ralf Tögel

König Fußball? König Fußball! Der Deutschen liebster Zeitvertreib, ob aktiv oder passiv. Und um eines gleich klarzustellen, für Basketballer, Handballer, Eishockeyspieler und alle anderen Randsport-Romantiker: Es wird sich nichts daran ändern. Ausrufezeichen! Nicht jetzt, nicht morgen, niemals. Daran gibt es so wenig Zweifel wie an der nächsten Meisterschaft des FC Bayern. Vielmehr ist das genaue Gegenteil der Fall, der Wahnsinn ist nicht zu stoppen. Demografischer Wandel hin, Übersättigung her, das Fernsehen hat nun den unterklassigen Fußball als gewinnträchtiges Format entdeckt. Live-Übertragungen von Spielen der Regionalliga? Das ist die vierte Klasse.

Und was passiert? Im Schnitt locken die Live-Spiele aus den Fußball-Regionalligen 340 000 Zuschauer vor die Glotze. 370 000 Zuschauer wollten das Münchner Derby sehen. Ja geht's noch? Na, wenigstens ein Ribéry spielte mit, zwar nur der kleine Bruder Steeven, aber immerhin. Und jetzt wird es bitter: Handball lockt im Schnitt 210 000 Fans ans TV-Gerät, Basketball 90 000. Jeweils die Bundesliga wohl gemerkt, im Handball dürfte das die beste des Erdballs sein. Ketzerisch gefragt: Geht es den exotischen Ballsportarten, zu denen man offenbar alles außer Fußball zählen muss, an den Kragen? Werden sie bald verschwinden wie seinerzeit die Dinosaurier? Wo hat denn Handball noch eine Zukunft? Außer in der Wüste, aber Katar überträgt ja nichts. Basketball, nun gut, wird wenigstens in Übersee nicht auszurotten sein. Es sieht wirklich düster aus.

Gemach, von irgendwo kommt immer ein Hoffnungsschimmer. Es gibt da ein kleines Dorf, das sich diesem schrecklichen Trend widersetzt: Fürstenfeldbruck. Die Fußballer haben im Schnitt etwas mehr als 100 Zuschauer, im letzten Heimspiel wurde diese Marke gerade so geknackt. Und Handball? Die Halle ist voll, kürzlich sahen 1000 begeisterte Menschen zu, dieses Mal 700. Heureka, klares Zeichen. Fairer Weise sei gesagt, dass der SCF in Liga sechs kickt, der TuS immerhin ist drittklassig. Geschenkt, was zählt, ist der Trend, basta.

Ein japanisches Sprichwort sagt: Auch durch ein Nadelöhr kann man den Himmel sehen. Was ist dort Nationalsport? Tischtennis?

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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