Linksaussen:Blumen in der Suppe

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Was Rummenigge, Klopp , van Gaal und die Roseninsel verbindet

Von Andreas Liebmann

Eigentlich dachte man, die Sache wäre ausgestanden. Die Blumen-Ära endgültig überwunden. Als jener knorrige Mann mit der Hahnenfrisur, der den seltendämlichen Spitznamen Tulpengeneral trug, das Sprichwort "Tod oder Gladiolen" beim FC Bayern München implementierte - selten war Bayern dem Land der geschmacksneutralen Tomaten so nahe. Wie gesagt, alles längst vergangen. Wer heute, in der Guardiola-Ära, den Begriff "spanische Blume" googelt, stößt auf die Erkenntnis, dass es sich dabei um die Form einer Geldmünze handelt. Man kann es nämlich auch übertreiben mit der Romantik.

Bis auf den gefühlsduseligen Karl-Heinz Rummenigge natürlich, der seinen Spitznamen Killer-Kalle völlig zu Unrecht trägt. Wer erinnert sich nicht an sein ebenso feinsinniges wie geklautes Abschiedsgedicht für Franz Beckenbauer ("Ich danke dir, du bist ein Schatz")? Man kann es sich noch im Internet ansehen (man beachte die Blumen im Vordergrund). So gesehen hatte Jürgen Klopp Glück, dass Kalle ihm statt Lyrik nur Blümchen anbot vor dem Pokalspiel. Selbst die lehnte Dortmunds Chefrhetoriker ab. Er wolle sich "nicht mit Blumen weichkochen lassen". Verständlich. Ist ja auch ekelhaft: Weichgekochte Blumen!

Letztlich gab es also nur Veilchen (für Robert Lewandowski) und etwas Rätselraten, welche Blumensorte Rummenigge wohl gewählt hätte. Dabei ist die Antwort klar. Der Bayern-Chef hatte ja seinerzeit von Dortmund ein Sträußchen erhalten, als er die Bayern gen Mailand verließ, vor 31 Jahren. Und nun erklärte er: "Ich wollte nur das zurückgeben, was man mir damals gegeben hat." Es wären also Trockenblumen gewesen. Erstaunlich, wie lange diese Dinger halten.

Zumindest, wenn sie nicht feucht werden, was in den vergangenen Tagen schwierig war. Auch am Starnberger See war es ungemütlich, wo die Segel-Bundesliga in die Saison startete; mit Wasser von unten wie von oben. Bei solchem Wetter sind hier schon Ruder-Achter gesunken, irgendwo vor der Roseninsel. Die Segelboote hielten sich besser. Weil die Liga so lukrativ ist, hat das Handelsblatt übrigens getitelt: "Mit 45 000 Euro um die Wette segeln." Man ahnt, wie schnell 45 000 Euro segeln können. Egal, ob in Scheinen oder spanischen Blumen.

© SZ vom 04.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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