Leichtathletik:Auf und ab

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Tobias Giehl hat es geschafft: Die Knieverletzung ist endlich überstanden. Jetzt hat sich der Hürdenläufer aus Gilching für die U-20-WM in Kanada hohe Ziele gesteckt.

Dietrich Mauersberg

Tobias Giehl hat in den vergangenen Monaten Höhen und Tiefen durchlebt. Anfang Februar zog sich der U-20-Europameister über 400 Meter Hürden aus Gilching (Landkreis Starnberg) bei einem Hallenwettkampf einen Kreuzbandanriss zu. Bereits während des Ostertrainingslagers im April konnte der Viertelmeiler seinen Körper erstmals wieder halbwegs belasten. Dazwischen lag eine schier endlose Spanne, in der es galt, die Organkräfte wie das Lungenvolumen und den Muskeltonus mit alternativen Trainingsmethoden und Reha-Maßnahmen auf höherem Niveau zu halten.

Tobias Giehl hat sich für die U-20-WM in Kanada hohe Ziele gesteckt. (Archivbild) (Foto: Franz-Xaver Fuchs)

Die Verantwortlichen haben offensichtlich gute Arbeit geleistet: Innerhalb weniger Wochen fand der für die LG Würm Athletik startende 19-Jährige zu guter Form zurück. Am vergangenen Wochenende wurde Giehl in Hof mit persönlicher Bestzeit von 47,81 Sekunden Bayerischer A-Jugendmeister über 400 Meter. Auch auf der internationalen Bühne bleibt er trotz der unfreiwilligen Auszeit präsent: Zusammen mit dem ein Jahr jüngeren Berliner Varg Königsmark wird Giehl Deutschland bei der U20-Weltmeisterschaft (19.-25. Juli) im kanadischen Moncton über 400 Meter Hürden vertreten. Aus der Region steht weiterhin Benedikt Wiesend (TSV Erding) im WM-Aufgebot, der zum sechsköpfigen Staffelpool über 4×400 Meter gehört.

"Die Verletzung war echt blöd. Ich war so super in Schuss", ärgert sich Giehl, der gerade sein Abitur bestanden hat (Notenschnitt 2,2). Mittlerweile könne er wieder volles Tempo gehen. Doch seine Heimtrainer Peter Rabenseifner und Korbinian Mayr, die den erst 2009 vom Mehrkampf auf die Langhürdendistanz gewechselten 1,93-Meter-Schlaks betreuen, bemerken weiterhin Beweglichkeitsdefizite im lädierten Knie. Das körperliche Defizit ist momentan wohl die größte Schwachstelle des Gilchingers, der trotz seiner Größe die 100Meter unter elf Sekunden läuft.

Dass Hürdenlauf nicht nur an die Kondition, sondern auch an die Konzentration höchste Ansprüche stellt, erfuhr Giehl kürzlich in Mannheim. Beim entscheidenden WM-Quali-Rennen strauchelte er an der letzten Hürde und entging nur knapp einem Sturz: "Ich dachte, alles ist vorbei." Er blieb als Vierter in 51,77 Sekunden in der geforderten Zeit unter 52 Sekunden, verfehlte seine Bestmarke (50,85) vom EM-Finale 2009 im serbischen Novi Sad allerdings deutlich. "Minimum eine halbe bis eine Sekunde" habe ihn der Lapsus gekostet.

Nun will Giehl in Moncton auftrumpfen. Allerdings ist die Konkurrenz dort wesentlich härter als bei den kontinentalen Titelkämpfen. Giehl schätzt, er werde seiner Bestzeit nahe kommen müssen, um überhaupt das Finale zu erreichen. Mehrere Konkurrenten haben Zeiten von unter oder knapp über 50 Sekunden vorzuweisen. Auch national ist Konkurrenz erwachsen: Varg Königsmark, erst seit diesem Jahr auf die 400 Meter Hürden fokussiert, hat Giehl dank leichter Vorteile auf der Flachdistanz mit bislang 51,06 Sekunden auf Rang zwei der deutschen Jugend-Jahresbestenliste verwiesen. Der Gilchinger vertraut auf seine Wettkampfstärke: Im Januar verbesserte er den Bayerischen Hallenrekord über 400 Meter flach auf 48,28 Sekunden.

Giehl ist ein sportliches Multitalent. Auch als Handballer war er laut Jürgen Hoffmann, seinem langjährigen Trainer bei seinem Heimatverein TSV Gilching, "sehr talentiert". Kommenden Oktober wird der knapp 80 Kilogramm schwere Athlet bei der Bundeswehr einrücken, er hofft auf einen Platz in der Sportförderkompanie. Was er danach studieren will, ist ungewiss. Kein Thema ist für ihn vorläufig ein Vereinswechsel. Giehl möchte weiterhin das Trikot der LGWürm Athletik tragen, zumal er dort mit dem ein Jahr jüngeren Johannes Trefz (400-Meter-Bestzeit 48,48 Sekunden) einen starken Trainingspartner hat: "Ich fühle mich dort sehr wohl."

© SZ vom 13.07.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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