Landesliga Südost:Das Rennen spitzt sich zu

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Kopf an Kopf: Türkgücü-Spieler Domagoj Habeck (li.) bei der 1:3-Pleite im Hinspiel gegen Freisings Pascal Preller. (Foto: Claus Schunk)

Freisings Vorsprung ist bis auf einen Punkt geschmolzen - doch auch Türkgücü Ataspor München hat Probleme.

Von Stefan Galler, Freising/München

Vieles deutet darauf hin, dass der 12. Mai die Entscheidung bringen könnte. Als hätten die Spielplaner es geahnt, dass der Sportclub Eintracht Freising nach der durchwachsenen vergangenen Saison in der Landesliga Südost diesmal wieder eine tragende Rolle im Kampf um die vorderen Ränge spielen würde, terminierten sie das Heimspiel gegen den SV Türkgücü Ataspor München für den vorletzten Spieltag. "Mir wäre recht, wenn wir mit vier Punkten Vorsprung in dieses Spiel gehen könnten", sagt Georg Appel, der Fußball-Abteilungsleiter der Freisinger. Türkgücü-Trainer Andreas Pummer hält dagegen: "Für mich ist entscheidend, dass wir am 33. Spieltag gegen Freising alles in der eigenen Hand haben."

Genau danach sieht es aktuell aus, ein einziges Pünktchen trennt die beiden Kontrahenten. Noch am 31. März hatten die Freisinger sieben Punkte Vorsprung gehabt, der sensationelle Bayernligaaufstieg im Wettstreit mit den finanziell bestens ausgestatteten Türken schien nur noch Formsache zu sein. Doch dann kam die schwere Auswärtsaufgabe beim Tabellendritten FC Deisenhofen, es setzte eine verdiente 1:2-Niederlage in Überzahl. Trainer Alexander Plabst sagte hernach, er hätte sich "richtig für die Mannschaft geschämt", deren Auftritt mut- und ideenlos gewesen sei. Es folgte das magere 1:1 gegen den TSV Moosach, trotz einer Vielzahl hochkarätiger Chancen - und nun, am Samstag, eine 1:2-Heimpleite gegen die SpVgg Landshut. Zwar gelang Andreas Hohlenburger mit seinem 22. Saisontor der zwischenzeitliche Ausgleich, durch kurz nach der Pause entschied Christian Brandl (47.) das Match zugunsten der Niederbayern.

SEF-Trainer Plabst war entsprechend angefressen: "Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht, wir haben die Tore förmlich abgeschenkt."

Georg Appel will die jüngste negative Phase nicht überbewerten, schließlich sei es naiv gewesen zu glauben, "dass wir die ganze Saison ohne Niederlage überstehen". Und da seien ja eben auch die unterschiedlichen Voraussetzungen zwischen den beiden Kontrahenten: Der erklärte Meisterschaftsfavorit Türkgücü Ataspor verfüge über einen offiziellen Etat von 400 000 Euro, "aber der dürfte in echt bei 600 000 Euro liegen", so Appel. Der Gesamtetat der Freisinger Fußballabteilung liege dagegen bei 160 000 Euro, "und da ist unsere Jugend dabei, die die Türken ja gar nicht haben", so der Spartenchef.

Die unterschiedliche Philosophie der beiden Klubs mache es schwer, einen Vergleich zu ziehen. "Wir hätten niemals das Interesse, ständig Spieler von auswärts zu holen, selbst wenn wir es uns leisten könnten", sagt Appel. Sollte etwa der Aufstieg gelingen, würde man nur ein bis zwei Ergänzungsspieler verpflichten und darauf hoffen, dass sich jene vier A-Junioren, die im Sommer in den Herrenbereich wechseln, gut entwickeln. Zur Stammformation gehören schon jetzt jede Menge Eigengewächse, etwa Kapitän Michael Schmid, 33, dessen Abwehrkollege Andreas Schredl, 26, oder Mittelfeldspieler Ilker Yildiz, 33. "Sie sind alle seit der Jugend bei uns", betont der Abteilungsleiter. Und während beispielsweise Sebastian Thalhammer, 22, im Winter nach vier Jahren beim BC Attaching zu seinem Stammverein SE Freising zurückkehrte, hat man Moritz Salzmann, der ebenfalls seit Kindertagen im Verein war, im Sommer an den Regionalligisten TSV Buchbach abgegeben.

Das ist ziemlich genau der Gegenentwurf zum Freisinger Aufstiegskonkurrenten Türkgücü Ataspor, der den Kader immer wieder mit ehemaligen Profis nachjustiert und nach erfolgreichen Wochen am Samstag in Deisenhofen einer Niederlage nur ganz knapp entging: Erst in der Nachspielzeit konnte Marcel-Pascal Ebeling die Führung des FCD von Andreas Markmüller (42.) egalisieren. Für Coach Pummer war dieses 1:1 keine Überraschung, er hatte sein Team zuletzt immer wieder kritisiert: "Die Resultate stimmen, aber spielerisch überzeugen wir nicht, es ist meistens knapp. Da ist noch gewaltig Luft nach oben", sagte der frühere Trainer des FC Unterföhring, den er in der vergangenen Saison in die Regionalliga geführt hatte, noch vor wenigen Tagen. Und erwies sich als Prophet: Wenn sich sein Team nicht steigere, sei es "nur eine Frage der Zeit, wann es mal in die Hose geht". Um ein Haar wäre genau das in Deisenhofen passiert.

Pummer empfindet das Zukaufen neuer hochklassiger Fußballer nicht nur als Segen: "Man muss sehen, dass ich nach der Winterpause wieder ein halbes Dutzend Neuer integrieren musste, das ist nicht so einfach." Dass sie in Freising nach der jüngsten Pleite gegen Landshut zum wiederholten Male eindringlich die Favoritenrolle im Aufstiegsrennen an sein Team weiterreichen wollen, tut Pummer als "Kindergarten" ab, an derlei Psychospielen wolle er sich nicht beteiligen. Dafür fehlt ihm vermutlich auch die Zeit, schließlich muss er zunächst mal sein eigenes Starensemble bei Laune halten, was offenbar nicht immer leicht ist. "Ich muss schon immer wieder mal eine Brotzeit ausgeben, das ist einfach wichtig für den Zusammenhalt."

Er selbst hat von der nicht immer einfachen Aufgabe beim SV Türkgücü Ataspor jedenfalls noch lange nicht genug, zuletzt verlängerte Pummer seinen Vertrag bis zum Sommer 2019.

© SZ vom 16.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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