Landesliga-Relegation:Ein Fall für die Wissenschaft

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In der Relegation zur Fußball-Landesliga stellen sich in den Hinspielen die ersten Weichen: Mit einem 0:0 im Derby und Forstinnings Kantersieg.

Von Christian Bernhard

Neuried - Karlsfeld 0:0

Valentin Grabmaier hatte am Donnerstagabend einiges zu tun. Immer und immer wieder hob der Torhüter des TSV Neuried seinen linken Arm an, um sich vor der tief stehenden Sonne auf der mit knapp 500 Zuschauer gefüllten modernen Neurieder Sportanlage zu schützen. Anders als sein Gegenüber Dominik Krueger, der in der ersten Hälfte in derselben Situation war, sich aber mit einem Käppi zu helfen wusste, verzichtete Grabmaier auf einen Lichtschutz. Es sollte die zentrale Aufgabe der zweiten Halbzeit für den 19-Jährigen bleiben, beide Torhüter waren in der ersten Relegationsrunde zur Landesliga mehr Spielbeobachter als Teilnehmer. Das Resultat: ein 0:0. Luigi Marseglia, Trainer des TSV Eintracht Karlsfeld, sprach von einem "Spiel auf Augenhöhe" und brachte es mit einem Satz auf den Punkt: "Hochkaräter gab es keine." Neurieds Trainer Davide Taurino erklärte, dass er sich im Spiel nach vorne "definitiv" mehr erwartet hatte. "Offensiv waren wir ein bisschen harmlos", erklärte der Trainer jener Mannschaft, die mit 64 Toren den besten Angriff der Bezirksliga Süd gestellt hatte.

Neuried erspielte sich in den 90 Minuten keine wirkliche Torchance, stellvertretend für die offensive Harmlosigkeit war der Aufsetzer des Ex-Heimstetteners Valentin De la Motte aus weit über 30 Metern, der Krueger trotz der Sonne überhaupt keine Probleme bereitete (38.). Die Karlsfelder präsentierten sich offensiv nur minimal besser, die beste Möglichkeit hatte Philip Lorber auf dem Fuß, sein Schuss aus zentraler Position wurde aber im letzten Moment geblockt. Marseglia konnte so wie Taurino mit dem 0:0 gut leben, im Rückspiel am Sonntag (16 Uhr, Karlsfeld) müsse man "wollen und brennen", betonte er. Der Eintracht-Trainer hofft, dass er dann auf seinen besten Torschützen Michael Dietl (zehn Tore, acht Vorlagen), der am Donnerstag angeschlagen 90 Minuten lang auf der Bank saß, zurückgreifen kann. So einer würde dem Rückspiel sicher gut tun.

Forstinning - Osterhofen 5:0

Falls sich Wissenschaftler demnächst der Frage nähern wollen, was in einem Relegations-Hinspiel alles schiefgehen kann, können sie sich vertrauensvoll an die SpVgg Osterhofen wenden. Der niederbayerische Landesligist war am Donnerstag beim Bezirksligisten VfB Forstinning mit 0:5 unter die Räder gekommen und hatte dabei gleich zwei Platzverweise hinnehmen müssen. Torhüter Philipp Zellner war wegen eines Handspiels außerhalb des Strafraums bereits in der zwölften Minute geflogen, "das war der Knackpunkt", sagte Forstinnings Co-Trainer Werner Ehrnstraßer, denn Kevin Becker setzte den daraus resultierenden Freistoß auch noch zum 1:0 ins Netz (17.). In der zweiten Halbzeit ließ es der VfB im Zehn-Minuten-Takt klingeln: Hrvoje Plazanic (49., 59.) und Max Zander (69.) trafen, Mathias Hirt besorgte das 5:0 (81.). Dazwischen sahen die Gäste ihre zweite rote Karte (Alexander Heindl, 72.). "Es war ziemlich hektisch", sagte Ehrnstraßer. Das Rückspiel sei zwar noch zu spielen, aber "ein 5:0 darf man sich nicht mehr nehmen lassen", betonte er, "das ist klar".

Jetzendorf - Eching 2:2

Christian Endlmaier war irgendwie zwiegespalten. Für die Zuschauer sei das Relegations-Hinspiel seines TSV Eching beim TSV Jetzendorf schön gewesen, "für uns Trainer aber nervenaufreibend". Endlmaiers Mannschaft hatte sich ein 2:2 und damit eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel am Sonntag in Eching (17 Uhr) erarbeitet. Doch der Trainer warnt: Das Ergebnis sei nett und schön, "aber ansonsten ist es gar nichts". Gewonnen sei noch nichts. Vor knapp 800 Zuschauern war es hin und her gegangen, die Jetzendorfer Führung von Marian Knecht (19.) glich Fabijan Hrgota nur fünf Minuten später aus. Alpay Özgül brachte Eching nach der Pause sogar in Führung (63.), doch Armin Lange stellte nur wenig später den 2:2-Endstand her (71.). Endlmaier, der seine Mannschaft am Freitag zum Training bat, ist im Rückspiel auf einiges eingestellt. Jetzendorfs Trainer Tarik Sarisakal sei ein pfiffiger Typ, sagte er, "der wird schon irgendwas aus der Schublade zaubern. Wir müssen auf alles gefasst sein".

Neuburg - O'weikertshofen 1:3

Thomas Griesgraber muss schmunzeln, als er den Satz, den er soeben gesagt hat, überdenkt. "Wir haben alles anders gemacht als in der ersten Halbzeit", hatte der Trainer des SC Oberweikertshofen erklärt. 0:1 war das Team im Relegations-Hinspiel beim VfR Neuburg zur Pause zurückgelegen, zurecht, fand Griesgraber: "Wir waren ein bisschen überrascht." Eine "richtig deutliche" Halbzeit-Ansprache rüttelte seine Elf dann auf. Griesgrabers Ansage: Mit dieser Leistung werden wir nicht in der Liga bleiben. Gesagt, getan: Oberweikertshofen drehte auf und fixierte durch Treffer von Mehmet Ayvaz (47., 60.), und Ömer Kanca (88.) den 3:1-Endstand. "Das war ein komplett anderes Spiel von uns", sagte der Trainer zu den zweiten 45 Minuten. Trotz der sehr guten Ausgangsposition warnt er vor dem Rückspiel am Sonntag (16 Uhr) auf eigener Wiese, Überheblichkeit sei fehl am Platz. "Wir müssen schon aufpassen, das ist keine schlechte Mannschaft." Die Erinnerung an die erste Hälfte vom Hinspiel dürfte dabei helfen.

© SZ vom 27.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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