Inlinehockey:Grillen mit Freunden

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"Es ist nicht kalt": Für die Eishockey-Sommervariante können sich schon mal 300 bis 500 Zuschauer erwärmen, hier spielt Erding (gelb) gegen Landshut. (Foto: Peter Bauersachs)

Erding Crowns sind wieder deutscher Meister im Inlinehockey, auch dank Profis wie Felix Schütz, die nur Spaß haben wollen

Von Ralf Tögel, Erding

Felix Schütz ist schon der Meinung, dass er ein privilegiertes Leben führt. "Es ist natürlich schön, wenn man sein Hobby zum Beruf machen kann", erzählt der Eishockey-Profi, aber: "Trotzdem gibt es Momente, in denen es mehr Job als Spaß ist." Warum der Nationalspieler, einer der prominentesten deutschen Profis überhaupt, das erzählt, hat natürlich einen Grund. Denn Schütz hat gerade eine Saison hinter sich, die ausschließlich Spaß bedeutet hat, wie der 27-Jährige erklärt. Schütz ist am vergangenen Wochenende deutscher Meister geworden, im Inlinehockey, mit den Erding Crowns, die damit auch ihren Titel verteidigt haben.

Nun muss man nicht annehmen, dass sich einer wie Schütz über allzu viel Langeweile beklagen muss, das Leben eines Eishockeyprofis kann recht fordernd und anstrengend sein. Vor allem, wenn dieser Profi in der Kontinental Hockey League (KHL) spielt, der höchsten russischen Liga, in die unter anderem auch Finnland und die Slowakei Teams entsenden. In zwei Wochen, so erzählt Schütz, ist sein Urlaub vorbei, dann erwartet sein Arbeitgeber seine Rückkehr, dann bittet der russische Erstligist HK Awangard Omsk zum Trainingslager. Die Deutsche Inline-Hockey-Liga ist für Schütz so etwas wie die Rückkehr zu seinen Wurzeln. Er trifft hier jedes Jahr seine Freunde, Weggefährten aus der alten Zeit, als er in Erding den Grundstein für eine Karriere als Weltklassespieler legte.

Kumpels wie Christian Poetzel. "Ich kenne ihn, seit wir mit vier, fünf Jahren mit dem Eishockeyspielen angefangen haben", erzählt Schütz, seitdem haben die beiden sich nie ganz aus den Augen verloren. Ganz egal, auf welchem Erdteil Schütz gerade seinem Beruf nachgeht. Die Inlinehockey-Vorrunde hat Schütz allerdings verpasst, auch hierfür kann er einen plausiblen Grund anführen: "Ich war auf Hochzeitsreise in Amerika", sagt Schütz, immerhin ließ es sich so einrichten, dass er zum Halbfinale zurück war und in das Geschehen in der DIHL wieder eingreifen konnte. Nicht ganz schlecht für die Erdinger Crowns, denn Schütz ist ein Spieler, der auch auf diesem Kunststoffboden, der speziell fürs Inlinehockey ausgelegt wird, den Unterschied machen kann.

Allerdings haben die Erdinger auch ohne ihn die wohl beste Mannschaft in Deutschland, denn schon die Vorrunde schlossen die Crowns souverän ab. Kein Wunder, denn in Patrick Buzas oder Stephan Daschner stehen weitere gestandene DEL-Profis im Team. "Man trifft sich", sagt Schütz, auch in den gegnerischen Mannschaften laufen zahlreiche Profis auf. Beim Endspielgegner Königsbrunn etwa, wo Steffen Tölzer oder Patrick Seiferth aus sehr ähnlichen Motiven wie Schütz das Vergnügen auf Rollen suchen. So gab es im zweiten Finale einen Schlagabtausch auf hohem Niveau, was ausschließlich sportlich zu verstehen ist, denn die DIHL bevorzugt eine körperlose Variante des Spiels.

Mit 11:6 und 7:4 gewann der Titelverteidiger schließlich erwartungsgemäß beide Endspiele, schon im Halbfinale hatte Erding dominiert und alle Partien gewonnen. Der Modus dort, mit drei Halbfinalisten, die in Turnierform die Endspielteilnehmer ermittelten, mutet etwas seltsam an, dennoch ist die DIHL kein Format, das vom Aussterben bedroht ist. "Keineswegs", versichert Schütz, es gebe viele Teams, die gerne spielen und viele Eishockeyspieler, die sich so fithalten. "Das ist sehr eishockeyähnlich, du spielst ja Hockey und bist nach jedem Training oder Spiel fix und fertig", argumentiert er. Das sei weitaus attraktiver und effektiver, als im Kraftraum vor sich hinzuschwitzen.

Auch Eckard Schindler sieht die Zukunft der DIHL nicht in Gefahr. Schindler arbeitet für den DEB und hat sich dem Inlinehockey angenommen, er kündigt aber Änderungen für die kommende Saison an: Er will neben Düsseldorf weitere Teams aus größerer Entfernung in die nach wie vor süddeutsch geprägte Meisterschaft integrieren. Berlin, Dresden oder Mannheim etwa sollen in Turnierform ihre Besten ermitteln, die sich dann mit den Topteams aus Bayern messen sollen. Der genaue Modus werde noch erstellt, sagt Schindler.

Es sind Individualisten wie er, die den Sport ausmachen, antreiben, oder wie der Erdinger Christian Poetzel. Der hat vor vier Jahren die Crowns gegründet, ist Spieler und gleichzeitig Präsident und somit eine Art Vater des Erdinger Aufschwungs. Mittlerweile haben die Crowns sogar dem ehemals nahezu unschlagbaren Serienmeister Rolling Wanderers Germering den Rang abgelaufen - auch weil deren Topspieler Thomas Greilinger und Michael Wolf, beide Eishockey-Nationalspieler, in diesem Sommer keine Zeit für das Spiel auf Rollen fanden. "Die sind trotzdem eine starke Mannschaft, mit denen ist wieder zu rechnen", sagt Schütz.

Einen Vorteil für die Zuschauer gibt es im Übrigen auch, erklärt Schütz: "Es ist nicht kalt". 300 bis 500 Menschen kämen schon mal in die Eishalle, sagt Schütz, nach den Spielen wird immer zusammen gegrillt und gefeiert. Wie man das macht unter Freunden.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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