Hockey-Bundesliga:Langer Arm

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"Freut euch mal": Elena Willig erzielt das 1:0 für den MSC. (Foto: Johannes Simon)

Die Spielerinnen des Münchner SC bezwingen Flottbek - nach zähen Wochen ist das wichtig für die Stimmung

Von Katrin Freiburghaus, München

Dass ein Trainer seinem Team Mut zuspricht, nachdem es verloren hat, kommt vor; dass er es nach einem 2:1 (1:1) zum Jubeln ermuntern muss, ist eher die Ausnahme. Genau das tat Chris Faust, Coach der Hockey-Frauen des Münchner SC, am Samstag. "Wir haben gewonnen, jetzt freut euch mal", rief er bei der Besprechung. Denn nach dem knappen Sieg gegen den Tabellennachbarn Großflottbek überwog zunächst die Erleichterung darüber, in der Bundesliga nicht wie in den jüngsten zähen Wochen abermals unnötig Punkte liegen gelassen zu haben.

Der MSC hatte das Spiel über 70 Minuten dominiert. "Wir waren zuletzt auch besser - aber das nützt uns nichts. Ich würde lieber schlecht spielen und gewinnen", sagte Elena Willig, die in der vierten Minute das 1:0 für den MSC erzielt hatte. In der Tat war die Partie nach Willigs Treffer ein Spiegelbild der vergangenen Wochen gewesen: Der MSC erspielte sich Chance um Chance - und vergab sie. "Wie hoch müssen wir gewinnen? 5:1, 6:1?", fragte Faust nach dem Schlusspfiff und fügte hinzu: "Wir arbeiten so krass an den Laufwegen und dem Torabschlussverhalten, aber es gibt halt leider trotzdem keine B-Note." Die Abschlussschwäche ist weiterhin eklatant. Trotz massiver Überlegenheit vergab der MSC neben etlichen Großchancen auch sieben kurze Ecken, die Gäste hatten in der zweiten Halbzeit keine Torchance mehr.

Immerhin sicherte Carolin Paus dem MSC in der 42. Minute nach dem zwischenzeitlichen Ausgleich (32.) drei Punkte. "Die waren sehr wichtig für die Stimmung", wie Willig bekannte. Faust hatte vor Saisonbeginn zwar gebetsmühlenartig auf den gewaltigen Umbruch im Team hingewiesen. Auch das Team hatte immer wieder versichert, sich dessen bewusst zu sein. Doch um potentielle Niederlagen zu wissen und sie dann tatsächlich in Serie einzustecken - das sind nach den jüngsten Erfolgsjahren zwei grundverschiedene Dinge.

Nachdem der MSC vor Wochenfrist trotz zweier guter Auftritte mit lediglich einem Punkt vom Doppelspieltag aus Hamburg zurückgekommen war, sei die Stimmung im Training deshalb "nicht so richtig gut" gewesen, sagte Willig. Auch Faust sprach von einer "sehr intensiven Woche", in der es "dann auch mal gescheppert" habe. Er sei sich allerdings sicher, "dass den Prozess jetzt alle angenommen haben". Die Mannschaft setze um, was im Training besprochen werde, sagte er, "und ansonsten rücken wir zusammen und suchen nach realistischen Zielen".

Angesichts des ersten Platzes nach der Hauptrunde in der Vorsaison sowie dem anstehenden Europapokal auf der eigenen Anlage im kommenden Juni ist das psychologisch keine leichte Aufgabe. Vom Ursprungsziel, auf Schlagdistanz zu den ersten Vieren zu bleiben, ist der MSC derzeit ein erhebliches Stück entfernt. Durch den Sieg am Samstag überholte er zwar Großflottbek und ist nun Achter, von Platz vier trennen ihn aber neun Punkte.

Die bislang vier Niederlagen sind für Nationalspielerin Hannah Krüger dagegen kein Grund zur Panik. "Ergebnisse entwickeln Eigendynamik", sagte sie, "einige Spiele, die wir verloren haben, hätten wir letzte Saison als Tabellenführer mit derselben Leistung gewonnen - das Quäntchen Glück hat man dann einfach". Aus den verbleibenden Hinrundenspielen beim UHC Hamburg und gegen Mülheim wünscht sich Faust mindestens drei Punkte, "damit wir uns Mülheim vor der Winterpause auch noch schnappen". In der Rückrunde hoffen sie dann auf einen langen Arm - "auf Schlagdistanz" ist schließlich eine Definitionsfrage.

© SZ vom 17.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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