Hockey-Bundesliga:Code Pep

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Die Frauen des MSC gewinnen zum Rückrunden-Auftakt 4:0 und liegen auf Endrunden-Kurs. Trainer Thorben Wegener ist trotzdem unzufrieden

Von Johannes Holbein, München

Dafür, dass seine Mannschaft deutlich führt, ist Thorben Wegener erstaunlich hektisch. Der Trainer der Hockey-Frauen des Münchner SC läuft an der Seitenlinie auf und ab, ruft Spielerinnen zu sich, flüstert ihnen irgendetwas zu, schickt sie wieder weg. Er ärgert sich, wenn sich eine über seine Anweisungen oder zu späte Einwechslungen beklagt. In seiner rechten Hand hält er ein Handy, in das er hastig Befehle eintippt.

Auf dem Feld kommt keine Hektik auf. Die Münchnerinnen führen im Rückrunden-Auftaktspiel der ersten Liga gegen den Tabellenachten TSV Mannheim schon nach 20 Minuten 3:0, gewinnen am Ende 4:0. Hayley Brown erzielt nach sechs Minuten den ersten Treffer, Kapitänin Hannah Krüger und Elena Willig bauen die Führung bis zur Pause aus. Der MSC dominiert das Spiel, lässt kaum eine Chance für die Gäste aus Baden-Württemberg zu. Und wenn doch mal einer dieser weißen Kunststoffbälle aufs Münchner Tor fliegt, dann wehrt ihn Torhüterin Kim Platten mühelos ab. Aber Wegener ist nicht mit allem einverstanden, was seine Mannschaft auf dem Platz zeigt. Hier missfällt ihm ein Laufweg, dort erkennt er eine Schwäche im Abschluss. Als seine Mannschaft nach einem Ballverlust in der Defensive für einen Augenblick unsortiert ist, schreit er: "Wo ist die Kontersicherung, wo?"

Nach der Partie sagt Wegener: "Ein guter Trainer ist nie zufrieden." Ein Satz, der auch von Pep Guardiola stammen könnte, dem perfektionistischen Spanier, der auch nie ganz zufrieden mit seinem FC Bayern zu sein scheint, trotz des großen Erfolgs. Aber der Satz stammt von Wegener, und vielleicht ist dieser Satz der Grund, warum die Hockey-Damen mit 25 Punkten auf dem dritten Tabellenplatz stehen. Vier Punkte vor dem UHC Hamburg, auf dem besten Weg in die Endrunde, für die sich die besten vier Mannschaften der ersten Liga qualifizieren.

Wegener lässt die Partie mit zwei Videokameras filmen. Immer nach Strafecken oder Situationen, in denen seine Mannschaft nicht gut verteidigt hat, tippt er auf die bunten Felder seines Mobiltelefons. "Coden" nennt er das. Mit einem Programm kennzeichnet er einzelne Abschnitte der Partie, so findet er nach dem Spiel die entscheidenden Szenen auf dem Film, ohne lange zu suchen. "Ich könnte direkt nach der Partie eine Spielbesprechung machen", sagt Wegener. Seine akribische Arbeit zahlt sich aus. Mit nur neun Gegentoren hat seine Mannschaft die beste Verteidigung der Liga.

Die stabile Defensive ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg in die Endrunde. "Uns dafür zu qualifizieren, ist das klare Ziel", sagt er. Dort entscheide dann die Tagesform darüber, ob man in das Finale komme oder eben nicht. Vergangene Saison waren die Münchnerinnen kurz davor. Am Ende sammelten sie aber einen Punkt weniger als der damalige Vierte Berliner HC. Das soll dieses Jahr nicht noch einmal passieren.

Als Hayley Brown kurz vor dem Ende der Partie mit ihrem zweiten Treffer den 4:0-Endstand erzielt, hat auch Thorben Wegener seine Ruhe gefunden. Er sitzt mittlerweile auf der Bank, schlägt die Beine übereinander, mit dem Rücken lehnt er an der Werbebande. Sein Handy hat er immer noch in der rechten Hand, aber er hat keinen Grund mehr, darauf herum zu tippen. Lange wird diese Ruhe nicht anhalten, nächste Woche spielen die Münchnerinnen gegen Rot-Weiss Köln, die sind Tabellenzweiter. "Da muss eine Leistungssteigerung her, sonst holen wir dort nichts", sagt Wegener. Ein anderer Satz war von ihm auch nicht zu erwarten gewesen.

© SZ vom 13.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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