Held des Spiels:Der rotzfreche Hund saugt auf

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In Max Zander sieht Pullachs Trainer Frank Schmöller ein großes Talent, dieser dankt es mit zwei Toren zum 3:0-Erfolg gegen den TSV Dachau 1865.

Von Christian Bernhard, Pullach

Max Zander hat sich einiges anhören müssen. Mehrmals wurde der Angreifer des SV Pullach von Mitspieler Alexander Benede unüberhörbar angeschnauzt, der erfahrene Verteidiger war in einzelnen Szenen mit Zanders Defensivverhalten und Laufwegen nicht ganz einverstanden. Auch Trainer Frank Schmöller ärgerte sich einmal über seinen Stürmer. "Jetzt umläuft er die Vorhand", frotzelte der Pullacher Coach an der Seitenlinie, nachdem Zander eine Großchance durch eine Täuschung viel zu leichtfertig vergeben hatte. Das war es aber mit negativen Begleittönen, ansonsten passte Zanders Musik. In Minute 84 verließ er den Platz - und alle waren zufrieden. Bevor er sich auf der Bank mit einem Eispack den Nacken kühlte, bekam er noch einen liebevollen Klaps von SV-Manager Theo Liedl.

Denn Zander war der Mann des Spiels, er erzielte beim Pullacher 3:0-Sieg gegen den TSV 1865 Dachau zwei Tore. Es waren seine ersten in der Bayernliga, vor etwas mehr als einem Jahr spielte er noch beim SV Zamdorf in der Kreisliga - "Kicken mit Freunden" sei das gewesen, erzählt Zander. Über den Bezirksligisten VfB Forstinning, mit dem er vor wenigen Wochen in der Landesliga-Relegation gescheitert war, ging es für den 26-Jährigen zum aktuellen Bayernliga-Meister. Dort vermittelt er bereits nach dem vierten Spiel den Eindruck, als sei er immer schon da gewesen.

Zander erzielte zwei Tore zum 3:0 für Pullach, was Dachaus Torhüter Maximilian Mayer besonders wurmte. (Foto: Claus Schunk)

Die Pullacher sind glücklich über den "rotzfrechen Hund", wie Schmöller ihn nennt. "Natürlich freut es mich, dass er von Anfang an so funktioniert und sich schon so gut integriert hat", sagt der Trainer - und mahnt im Stile des Ziehvaters weiter harte Arbeit und Demut an. Schmöller hat viele Spieler kommen und gehen sehen, aber ihm ist anzumerken, dass Zander kein alltäglicher Fall ist. "Wahnsinnig spannend" findet es Schmöller zu sehen, dass Zander "hierher kommt, keine Anlaufzeit braucht und keinen Respekt vor den etablierten Namen hat". Obwohl er manchmal noch unbedarft und naiv zu Werke gehe, "will er und saugt auf. Es macht wahnsinnig viel Spaß". Das Aufsaugen betrifft auch Bereiche, die manchem Spieler Probleme bereiten dürften. Aber Zander lacht, als er auf die deutlichen Ansagen in seine Richtung angesprochen wird: "Das ist gut so, ich bin dafür dankbar." Dass es mal lauter werde, gehöre dazu. Schmöller schätzt diesen Charakterzug besonders. Und Zander sagt, dass er es akzeptiere, dass erfahrene Spieler ihm helfen wollen. "Er ist keiner, der dann das Gesicht verzieht." Zander erinnere den Trainer an Florian Niederlechner, heute Profi in Freiburg, der in einer ähnlichen Konstellation zu seinem damaligen Klub FC Ismaning gekommen sei, "auch rotzfrech, auch gleich funktionierend".

Bei Fabian Lamotte und den Dachauern hatte am Samstag wenig bis nichts funktioniert, der Gesichtsausdruck des TSV-Spielertrainers verdeutlichte die große Enttäuschung. Wie er sich die Leistung nach dem überzeugenden 4:1 vor einer Woche in Kornburg erkläre? "Eine gute Frage", fand Lamotte, "die kann ich jetzt nicht beantworten." Dabei war Dachau erstmals bis auf den beruflich verhinderten Franz Hübl komplett, auch Qendrim Beqiri spielte, der seine Sperre aus der Vorsaison abgesessen hatte und in der zweiten Halbzeit ins Spiel kam. Zudem hatte der TSV unter der Woche pausiert, während Pullach am Mittwoch bei starkem Regen in Ismaning ran musste. Doch davon war nichts zu merken.

Nicht zu halten: Max Zander enteilt seinem Dachauer Stürmer-Kollegen Christian Doll. (Foto: Claus Schunk)

Die Niederlage eingeleitet hatte Lamotte selbst, als er in der 29. Minute nach einem leichtfertigen Ballverlust am eigenen Strafraum Zanders ersten Treffer ermöglichte. "Das nehme ich auf meine Kappe", sagte er - und sprach vom "Knackpunkt des Spiels". Beim 0:2 stand die komplette TSV-Abwehr an der Mittellinie, wodurch ein Steilpass auf den aufgerückten Benede ausreichte, um Lukas Dotzlers Treffer zu ermöglichen (77.). Dem dritten Treffer des Tages ging eine schöne Aktion von Martin Bauer auf der rechten Seite voran, seine Flanke köpfte Zander aus kurzer Distanz ins Netz (82.). Dachauer Tormöglichkeiten? Fehlanzeige. "Wir hatten heute keine echte Torchance", gestand Lamotte ein.

Durch die zweite Niederlage im dritten Spiel belegt der TSV nur den elften Tabellenrang. Der SV Pullach hingegen steht mit acht Punkten aus vier Partien (und damit einem Spiel mehr als der Rest der Konkurrenz) wieder genau da, wo er die vergangene Saison beendet hatte: auf Platz eins. "Die Jungs haben sich als Ziel vorgenommen, so lange wie möglich oben zu bleiben", erklärte Schmöller, und: "Wenn sie so spielen wie heute, wird das auch sicherlich passieren."

© SZ vom 31.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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