Handball:Grüne Gefahr

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Drittliga-Aufsteiger Fürstenfeldbruck will zu viel und rutscht auf einen Abstiegsplatz

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Bostjan Hribar ist ein gutes Beispiel: Hribar ist ein slowenischer Handballprofi mit bewegter Vita, spielte in seiner Heimat für den Erstligisten Koper, war in der Handball-Bundesliga für den TV Großwallstadt, die HSG Düsseldorf und Eintracht Hildesheim aktiv, wohl gemerkt alles Erstligisten. Zwischenzeitlich legte der 1,92 Meter große Linkshänder ein einjähriges Intermezzo in Katar ein, ehe er sich beim österreichischen Bundesligisten HC Kärnten verdingte. Dort allerdings zog sich der 15-malige slowenische Nationalspieler eine Knieverletzung zu, was in einer achtmonatigen Krankenhaus-Odyssee mit zwei Operationen endete. Mittlerweile ist Hribar zurück auf dem Parkett, 35 Jahre alt und will in Deutschland noch einmal richtig angreifen. Vorerst beim TSV Rödelsee in der dritten Liga. Und dieser Handballklub aus der kleinen unterfränkischen Weingemeinde war am Samstag der Gegner des TuS Fürstenfeldbruck.

Die Brucker haben ihr Auswärtsspiel verloren, deutlich mit 24:31 Toren. Sie haben sich gut verkauft, die Mannschaft von Trainer Martin Wild rannte einmal mehr mit viel Leidenschaft gegen einen körperlich überlegenen Gegner an. Der zeigte sich beeindruckt, vorerst, die Brucker führten stets mit zwei bis drei Toren, waren meist einen Schritt schneller. Davor hatte Rödelsees Spielertrainer Radovan Suchy gewarnt, man müsse Geduld haben gegen diese so talentierte und ungestüme Truppe. Suchy ist 36 Jahre alt, hat in seiner slowakischen Heimat sowie in Österreich jahrelang erstklassig gespielt, zusammen mit Hribar dürfte er mehr Erfahrung auf die Platte bringen als das gesamte TuS-Team.

Suchys Strategie ging auf. In den ersten 20 Minuten tobte sich der TuS aus, hatte viele Ballgewinne, die mit schnellen Kombinationen abgeschlossen wurden. Doch beim 8:8 schaffte Rödelsee erstmals den Ausgleich. Torschütze: Rok Ivancic, 34, Spielmacher mit Gardemaß 1,89 Meter, ehemaliger slowenischer WM-Teilnehmer. Ivancic hat gegen Spieler wie Jackson Richardson oder Ivano Balic gespielt. Seine Geschichte ähnelt der von Hribar, vor zwei Jahren spielte Ivancic noch in der ersten Schweizer Liga für Basel, dann folgten eine üble Verletzung und der Neustart im beschaulichen Unterfranken.

"Zu schnell den Glauben verloren": Auch die vier Tore von Spielgestalter Falk Kolodziej helfen dem TuS nicht. (Foto: Johannes Simon)

Kurz vor dem Wechsel gab es eine Szene, die den Unterschied der Teams deutlich veranschaulichte: Rödelsee gelang 15 Sekunden vor dem Pausenpfiff das 13:12. Die Brucker wollten noch den Ausgleich erzwingen und entschieden sich für einen Kempa-Trick - viel mehr Risiko geht nicht. Der Spielzug, bei dem ein Spieler den Ball in der Luft fängt, misslang. Die Brucker, die ein Durchschnittsalter von 21 Jahren aufs Parkett brachten, kassierten mit der Sirene das 12:14. Weniger grüne Teams wählen eine schlichtere Variante.

Solche Treffer bewirken etwas in den Köpfen der Spieler. Nach dem Wechsel zogen die Gastgeber schnell davon, fünf Minuten nach Wiederanpfiff stand es 18:13, ein Rückstand, der für die jungen Brucker gegen diesen mit hochkarätigen Routiniers besetzten Gegner nicht aufzuholen war. Rödelsee brachte den Vorsprung problemlos ins Ziel, Hriba war nicht nur wegen seiner sieben Tore bester Spieler. Auf Brucker Seite traf Marcus Hoffmann sieben Mal (sechs Siebenmeter), vier Tore erzielten jeweils Spielgestalter Falk Kolodziej, Andreas Knorr und Johannes Stumpf. Kein Trost für Trainer Wild, der mit der ersten Halbzeit zufrieden war, danach aber beobachten musste, "dass wir zu schnell den Glauben an uns verloren haben". Nach der zweiten Niederlage hintereinander ist der gute Saisonstart dahin, mit 3:7 Punkten ist der TuS auf dem Boden der Tatsachen angekommen - und auf einem Abstiegsplatz. "Es ist nicht viel passiert", relativiert Wild die drei Auswärtsniederlagen. Nun hat der TuS gegen Haslach, Leutershausen und Friedberg dreimal in Serie Heimrecht. Vier Punkte hat Wild für diese drei Partien als Ziel gesetzt, denn in eigener Halle ist der TuS eine Macht. Dafür gibt es viele gute Beispiele. Etwa dieses: Seine drei Zähler hat er alle zu Hause geholt.

© SZ vom 09.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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