Handball:Genug bezahlt

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Fürstenfeldbrucks Handballer zeigen sich bei ihrem Sieg gegen das Spitzenteam aus Hochdorf spielerisch gereift

Von Ralf Tögel, Fürstenfeldbruck

Daran, wie Martin Wild die Worte aus dem Mund purzeln, merkt man, wie emotional er noch im Wochenende steckt. "Ich habe ganz, ganz selten ein so intensives Spiel erlebt", sagt er, dabei darf man dem Trainer der Fürstenfeldbrucker Handballer trotz seines jungen Alters von 35 Jahren schon einige Erfahrungen auf diesem Gebiet zugestehen. Wild ist in der fünften Saison Trainer dieser Mannschaft, war vorher jahrelang Spieler in der dritten Liga. Über den 34:33-Sieg gegen Hochdorf, dem letzten Heimspiel 2014, sagt er nun: "Das war der absolute Höhepunkt eines wirklich guten Jahres. "

Das will etwas bedeuten, denn im vergangenen April hatte der TuS den vorzeitigen Bayernliga-Titel und damit den Aufstieg gefeiert, kurz darauf den Gewinn des bayerischen Pokals, auch der Start in die dritte Liga war überraschend gut geraten. Doch dann scheiterte die junge Mannschaft ein ums andere Mal an ihrer Unerfahrenheit, kassierte trotz guter Leistungen knappe Niederlagen, spielte ungeduldig und wenig clever. Auf diesem Niveau wird das umgehend bestraft, das mussten die Brucker Spieler lernen, dieser Prozess allerdings scheint erste Erfolge zu zeitigen.

So wie gegen Hochdorf, als die Gastgeber einen augenscheinlich individuell besser bestückten Kontrahenten mit ihren kollektiven Qualitäten und einer abgeklärten Spielweise bezwangen. Bis neun Minuten vor dem Ende rannten die Brucker stets einem Rückstand hinterher, geduldig, beharrlich, bis die gegnerische Festung sturmreif gespielt war. Dann nutzten sie eine kurze Schwächephase der Gäste konsequent zum nicht erwarteten Triumph.

Zwei entscheidende Phasen machte der Trainer dabei aus: Drei Minuten vor der Pause war Hochdorf mit vier Toren in Serie auf 16:11 enteilt, solche Läufe sind geeignet, um beim Gegner Schaden in Sachen Moral anzurichten. Nicht beim TuS, der bis zum Pausenpfiff noch auf 14:16 herankam. Wild überzeugte seine Akteure in der Kabine davon, dass dieser Abend bestens geeignet sei, ein Zeichen zu setzen. "Ich habe gesagt, dass wir dran sind, obwohl wir in der ersten Halbzeit nicht gut gespielt haben." Dem war in der Tat so, was auch am starken Gegner lag. Hochdorfs Coach Benjamin Matschke hatte Wild mit einer offensiven 4:2-Deckung überrascht, "das hat uns lange Probleme bereitet", gab er zu.

Fürstenfeldbrucker Tank: Rückraumspieler Sebastian Meinzer hat mit seinen acht Toren maßgeblichen Anteil am Sieg gegen Hochdorf. (Foto: Lukas Barth)

Doch die Pause nutzten die Brucker, um ihr System neu zu justieren, beim 17:17 (34.) war erstmals der Ausgleich geschafft. Vor allem Sebastian Meinzer tankte sich ein ums andere Mal durch, traf acht Mal. Auch die TuS-Flügelzange mit Andreas Knorr (6) und Topscorer Marcus Hoffmann (9), der auch alle vier Siebenmeter nervenstark verwandelte, steigerte sich zusehends. Bis zur ersten Führung sollte es aber noch dauern, genau in dieser Phase offenbarte der TuS eine Entwicklung. "Wir haben den nächsten Entwicklungsschritt gemacht - definitiv", stellte Trainer Wild fest, denn seine Spieler warteten geduldig auf ihre Chance. Keine überhasteten Aktionen, keine Kabinettstückchen, die nach hinten losgehen, sondern: abgeklärtes Positionsspiel mit viel Druck.

Und prompt zeigte sich der hoch eingeschätzte Gegner - Hochdorf hat die Plätze eins bis drei als Saisonziel ausgegeben - verunsichert. Der TuS gab die Führung nicht mehr ab, nutzte vielmehr eine Schwächephase der Gäste, um von 31:30 (56.) mit drei Toren in Serie auf 34:31 wegzuziehen und das Spiel zu entscheiden. Der TuS hat nun drei Punkte Abstand zum ersten Abstiegsplatz, vor der Weihnachtspause steht noch die Partie beim TV Germania Großsachsen am kommenden Samstag an.

Auswärts hat der TuS noch keinen Punkt geholt. Das wäre die nächste Entwicklungsstufe - definitiv.

© SZ vom 09.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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