Galopp:Trüb ist nur die Geschäftsbilanz

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Bis zum nächsten Mal: Jockey Filip Minarik nach dem zweiten Gruppe-I-Sieg des Jahres in Riem, diesmal auf Ito. (Foto: Claus Schunk)

Münchener Rennverein ist zufrieden mit Pastorius-Renntag

Von Carolin Ranz, München

Mit ausgebreiteten Armen und einem breiten Grinsen sitzt Filip Minarik auf seinem Pferd. Er lässt sich vom Münchner Publikum auf dem Weg zur Siegerehrung feiern, tätschelt und lobt den Hengst Ito immer wieder und fragt dann den Trainer Jean-Pierre Carvalho: "Alles wieder gut, Coach?" Carvalho schmunzelt.

Vor wenigen Minuten hat der Jockey mit dem vierjährigen Adlerflug-Sohn vom Gestüt Schlenderhan den Großen Preis von Bayern gewonnen, das mit 155 000 Euro dotierte Gruppe-I-Rennen. Zwischen seinem Trainer und ihm "prallen Welten aufeinander", erklärt Minarik, da blieben Reibereien nicht aus. Doch sie müssten keine Freunde sein, um im Beruf zusammen Erfolge zu holen. Und der Erfolg ist den beiden nicht abzusprechen. Es war der zweite Gruppe-I-Sieg in München für Carvalho und Minarik in diesem Jahr. Nach dem Dallmayr-Preis nun auch das Pastorius-Rennen. "Schicksal" nennt es Jean-Pierre Carvalho trocken, der einst fünf Jahre als Jockey in München angestellt war. Er sei einfach "mit der Bahn und der Stadt verbunden". Außerdem kenne er ja sein Pferd.

Ito hatte zu den Favoriten gezählt, doch da war ja auch Prince Gibraltar aus Frankreich. Der vierjährige Hengst, Siebter im L'Arc de Triomphe, dem bedeutendsten Rennen der Welt. "Ich hatte schon Respekt vor Prince Gibraltar. Wir haben alle gesehen wie gut er in Paris gelaufen ist", sagt Minarik. Doch vielleicht habe ihn gerade das "sehr viel Kraft gekostet". Ito war gleich in Führung gegangen, "er läuft immer gerne vorne weg", auch den Schlussspurt von Prince Gibraltar, der auf der Zielgeraden am gesamten Feld vorbeiflog, konnte Ito kontern. Er war offenbar der Frischere.

Itos Sieg kam für die meisten Experten überraschend. Nur einer wusste es schon davor besser: "Ich habe sogar auf Ito gewettet", sagt Münchens Trainerlegende Wolfgang Figge, als wäre es das einzig mögliche Ergebnis gewesen. "Aber das war auch ein genialer Ritt von Minarik." Wenn es einer wissen muss, dann Figge. Am letzten Münchner Renntag ist er nach fast 40 Jahren in den Ruhestand getreten. Seit 1976 war er als Trainer in München, holte 822 Siege. Jetzt wird er für Hans-Gerd Wernicke und den Rennstall Salzburg nur noch als Berater fungieren. Mit seiner Ehrentrophäe in der Hand ist ihm anzusehen, dass dieser Schritt kein leichter war. Im Moment fühle sich das nur "traurig" an, sagt der 68-Jährige. Tapfer nimmt er die vielen guten Wünsche für die Zukunft entgegen. Es war einfach an der Zeit zu gehen, letztlich sei der Erfolg ausgeblieben. An die Zeiten mit seiner Stute Night Magic konnte er nicht anknüpfen. 2009 gewann er mit ihr den Preis der Diana. "Das war mein Highlight. Einfach eine außergewöhnliche Stute", schwärmt Figge noch heute vom Galopper des Jahres 2009, zudem erfüllte sie ihm und ihrem Besitzer Wernicke "den Traum von der Hymne nach einem Gruppe-Sieg". An diesem Sonntag kam sein einziges Pferd als Vierter ins Ziel. "Natürlich wäre ich gern mit einem Sieg gegangen, aber Be Famous lief heute sein erstes Rennen, da bin ich dann schon zufrieden."

Generalsekretär Horst Lappe war nach dem Renntag zufrieden. 200 000 Euro Umsatz verbuchte der Münchener Rennverein am Sonntag. "Das ist wirklich gut", findet Lappe, wenn auch etwas weniger als im Vorjahr zum Saisonabschluss. Aber "damals hatten wir auch 14 Starter im Gruppe-I-Rennen, in diesem Jahr nur sieben". Mit 4000 Zuschauern ist Lappe ebenfalls zufrieden, die Tendenz steige, und die Saison im Gesamten sei ebenfalls gut verlaufen. Der Blick auf die Gesamtbilanz allerdings trübt die Stimmung. Die Rennsaison hat wieder ein Minus ergeben. Wie hoch, könne er nicht sagen, noch habe er keine genauen Zahlen. Aber klar sei: Das ambitionierte Ziel einer schwarzen Null "werden wir nicht schaffen". Im Vorjahr war das Defizit sechsstellig gewesen. Es seien wieder viele Kleinigkeiten zusammengekommen, sagt Lappe: abgesprungene Sponsoren, verregnete Renntage wie im Mai. Nun stehen wieder Renovierungsarbeiten an, die Sponsorensuche, auch ein Trainer muss gefunden werden. Es ist viel zu tun bis zum Aufgalopp im April.

© SZ vom 03.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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