Fußball-Regionalligist Heimstetten:Interpretationen eines Einbruchs

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Eine Fußlänge fehlt: Heimstettens Memis Ünver bereitet das 1:0 vor und holt einen Platzverweis heraus. Ab und zu ist dennoch ein Bamberger im Weg. (Foto: Claus Schunk)

SV Heimstetten gibt sicher geglaubten Sieg gegen dezimierte Bamberger leichtfertig aus der Hand und will niemandem etwas Schlechtes wünschen, auch nicht den Zweitligisten 1860 und Fürth

Von Stefan Galler, Kirchheim

Am Sonntagnachmittag saß Michael Matejka in der Vereinsgaststätte und schaute sich an, was die Konkurrenz machte. Nicht die unmittelbare Gegnerschaft des SV Heimstetten in der Regionalliga, sondern jene Klubs in der zweiten Liga, deren Reserven mit dem Sportverein in einer Liga spielen. Denn sollte der TSV 1860 München oder die SpVgg Greuther Fürth in die dritte Etage absteigen, müsste die jeweilige Reserve aus der Regionalliga weichen - weil laut DFB-Statuten mindestens eine Spielklasse zwischen erster und zweiter Garnitur liegen muss.

Sollte es also eine der beiden bayerischen Mannschaften erwischen, gäbe es nur einen Direktabsteiger aus der Regionalliga, womit sich der Tabellen-15. retten würde und nicht in die Relegation müsste. Diesen Platz haben derzeit die Heimstettener inne, dennoch wollte sich Manager Matejka nicht dazu hinreißen lassen, den Zweitligisten etwas Schlechtes zu wünschen: "Es gibt einige Löwen-Fans bei uns im Klub, ich wünsche keinem bayerischen Verein den Abstieg", sagte Matejka.

Man müsse auf sich selbst schauen und zumindest die Voraussetzungen schaffen, dass man der Profiteur wäre, wenn es tatsächlich zu einer solchen Situation kommen sollte, sagte der Heimstettener Manager dann noch. Und ärgerte sich furchtbar darüber, dass die Mannschaft es auf ein direktes Endspiel gegen den Lokalrivalen VfR Garching am kommenden Samstag um den 15. Rang hatte ankommen lassen - das 1:1 gegen den FC Eintracht Bamberg war zu wenig: "Hätten wir gewonnen, wären wir drei Punkte und fünf Tore vor Garching gelegen, da hätten wir uns sogar eine knappe Niederlage leisten können", sagte Matejka. So aber braucht man mindestens ein Unentschieden.

Dabei wäre gegen den Vorletzten aus Oberfranken ein Sieg durchaus möglich gewesen. Vom Start weg war Heimstetten klar überlegen, schon nach einer Viertelstunde legte Memis Ünver von der Grundlinie auf, in der Mitte schob Daniel Steimel den Ball durch die Beine von Bambergs Torwart Christian Berchthold - 1:0 (16.). Und der Sportverein gab weiter den Ton an: Nach Flanke von Ünver köpfte Danijel Majdancevic platziert auf den Kasten, Berchthold parierte diesmal spektakulär (39.). Auch Simon Seferings und Christoph Schmitt, dessen Freistoß von einem Bamberger per Kopf über das Tor gelenkt wurde, ließen vor der Pause Chancen liegen. Und dann flog auch noch einer der Gäste vom Platz, Silas Göpfert sah für eine Notbremse gegen Ünver die rote Karte.

Was dann passierte, konnte sich keiner der Spieler, aber auch keiner der Heimstettener Verantwortlichen so richtig erklären. "Wir haben in der zweiten Halbzeit vollkommen die taktische Disziplin verloren und sind vor allem nicht als Mannschaft aufgetreten", polterte Trainer Vitomir Moskovic nach dem Spiel. "Das wird sicher Konsequenzen haben." Manager Matejka widersprach deutlich: "Das hat er vermutlich aus der Wut heraus gesagt. Es macht doch jetzt keinen Sinn, irgendwelche Konsequenzen anzudrohen. Wir müssen jetzt zusammenhalten."

Bamberg nutzte die Schwächephase der Gastgeber eiskalt, Nico Haas traf von der Strafraumkante zum 1:1 (56.), später hatte Daniel Schäffler sogar die dicke Chance zur Führung für die Eintracht, zielte jedoch vorbei. Und dann war noch einmal der SVH dran: Marco Bläser köpfte aus fünf Metern deutlich neben das Tor, Andreas Neumeyer verzog aus wenigen Metern per Dropkick. "Schade, dass wir diesen Matchball nicht verwertet haben", klagte Coach Moskovic. Abermals widersprach Matejka: "Es wäre aber auch nicht verdient gewesen, immerhin hat sich Bamberg in Unterzahl teuer verkauft." Im Gegensatz zu seiner eigenen Elf: "Es war reine Kopfsache. Wir haben zehn bis zwanzig Prozent rausgenommen, weil wir uns zu sicher waren. Da gewinnst du in dieser Liga auch nicht gegen den Vorletzten."

Und so stehen viele Dinge in den Sternen. Immerhin ist die fußballerische Zukunft einiger Heimstettener geklärt: Maxi Bauer (zurück nach Unterhaching), Marco Bläser (FC Gerolfing), Nils Ehret (FC Ismaning) und Christoph Schmitt (Karriereende) wurden vor dem Spiel mit Blumensträußen verabschiedet.

© SZ vom 18.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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