Fußball-Regionalliga:Zweite Geige

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"Wir wussten vorher, dass sie uns alles abverlangen werden": Wacker-Stürmer Marius Duhnke (li.) und Bayern-Torschütze Milos Pantovic auf Ballsuche. (Foto: Buthmann/Imago)

Bayern II verliert nach einem rassigen 2:2 gegen Burghausen den Anschluss an Regionalliga-Tabellenführer Unterhaching - Trainer Vogel muss auf die Tribüne

Von Christoph Leischwitz, München

Es sah fast so aus, als würde vom energischen Schlusspfiff eine unsichtbare Druckwelle ausgehen: Sechs von elf Spielern des FC Bayern II fielen schlagartig um, beim Gegner waren es fast genauso viele. Es war ein anstrengendes, kräfte- und nervenzehrendes Regionalliga-Nachholspiel gewesen, für die Zuschauer höchst unterhaltsam. Das 2:2 (0:1) hatte am Ende keinen Sieger verdient, auch wenn das beide Seiten hernach naturgemäß etwas anders sahen. "Wir wussten vorher, dass sie uns alles abverlangen werden", sagte Bayerns Trainer Heiko Vogel über den (bis dahin) Tabellen-Vorletzten Wacker Burghausen, der aus seiner Sicht nichts dort zu suchen hat. So war es dann auch gekommen, und tatsächlich haben die Bayern Boden auf den Spitzenreiter SpVgg Unterhaching verloren, der nun schon mit sechs Punkten Vorsprung führt. Vogel wiederholte nach dem Spiel, was er schon seit Wochen sagt: Unterhaching wird's richten. "Da setzt sich Qualität durch, fertig aus. Bei der Arbeit, die da gemacht wird, kann man nur eine Sache machen: den Hut ziehen", so der Coach des ersten Verfolgers.

Die Meisterschaft ist demnach also schon entschieden. Und gerade mit Blick darauf ist es überraschend, wie emotional die jungen Bayern derzeit auftreten, wie viel Aggressivität sie an den Tag legen. Vogel lobt dieses Engagement ausdrücklich, gerade im Vergleich zur Vorsaison, auch die Trainingsintensität sei jetzt viel höher. Er selbst lebte an der Seitenlinie diese Intensität vor. Nach einer strittigen Zweikampfszene in der 56. Minute wurde er von Schiedsrichter Christian Dietz ohne Vorwarnung auf die Tribüne geschickt. Laut eigener Aussage hatte Vogel lediglich eine kraftvolle rhetorische Frage hinein gerufen. Was ihn mehr störte als der angeordnete Treppengang, das war der anschließende Auftritt des Unparteiischen. Dieser habe sich nicht einmal umgedreht, als er sich nach dem Spiel bei ihm entschuldigen wollte. "So etwas habe ich noch nie erlebt. Sie haben einen schweren Job, aber ich verlange zumindest, dass er ein Mensch ist."

Das Spiel, inklusive einiger Entscheidungen des Unparteiischen, hatte genug Stoff für emotionale Ausbrüche geliefert. Wacker war durch einen Elfmeter in der 38. Minute in Führung gegangen, die Bayern hatten durch einen Elfmeter in der 68. Minute ausgeglichen, Milos Pantovic traf. Dazwischen war Burghausen plötzlich frecher aufgetreten und hatte sich Chancen erspielt, die Bayern wirkten für kurze Zeit defensiv anfällig. Dann wehrte man sich, und das gefiel Vogel. Die beiden Elfmeter-Entscheidungen tat er übrigens als "Schwachsinn" ab, als übertrieben, weil sonst "jedes Spiel 10:10 ausgeht".

Als die Bayern Mitte der zweiten Halbzeit das Spiel zu dominieren schienen, fiel das überaus sehenswerte 2:1 für die Gäste: Benjamin Kindsvater traf nach einer Kopfballabwehr volley aus gut 20 Metern (72.). Die Bayern glichen durch einen Standard aus, Karl-Heinz Lappe traf per Kopf nach einer Ecke (83.). Danach arbeiteten sie sich an erschöpften, tief stehenden Burghausern ab.

Die letzten Worte nach dem Spiel gehörten dann dem oft aufbrausenden Uwe Wolf, der normalerweise eher selbst auf der Tribüne landet als ein Trainerkollege. Für ein Kampfspiel wie gegen Bayern II blieb Wolf ungewöhnlich ruhig, er lobte hernach sein Team, das enorm unter Druck gestanden habe. Und merkte dann noch an: "Ich habe mir abgewöhnt, Schiedsrichterentscheidungen zu kommentieren." Wann er sich das abgewöhnt habe? "Als mein Kollege auf die Tribüne musste", sagte er und grinste.

© SZ vom 08.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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