Fußball-Regionalliga:Zerschellt an der Fünferkette

Lesezeit: 2 min

"Dass wir ihn reintragen, dafür sind die Gegner in der Liga mittlerweile zu stark": FCB-Spieler Steeven Ribéry (re.) zeigte im Ansatz sein Können. (Foto: imago/foto2press)

Der FC Bayern II tut sich immer schwerer, Lücken in der Abwehr zu finden - und spielt auch gegen Illertissen 0:0

Von Christoph Leischwitz, München

Nachspielzeit, ein Freistoß 30 Meter vor dem Tor, vielleicht geht ja noch was. Ein Abwehrspieler kommt mit dem Kopf an die Flanke von Patrick Weihrauch, Ecke, der Schiedsrichter blickt auf die Uhr, lässt weiterlaufen. Abgewehrt, noch eine Ecke. Und die schießt Julian Green dann uninspiriert und viel zu flach in die Beine des vordersten Gegners - quasi eine Aufforderung, bitte abzupfeifen.

Ratlosigkeit im Spiel des FC Bayern München II herrschte in der Partie gegen den FV Illertissen nicht nur in den Schlussminuten. Am Freitagabend zeigte sich einmal mehr, dass die Nachwuchsmannschaft des Rekordmeisters es immer wieder mit einem ähnlichen Problem zu tun hat wie die Profis von Pep Guardiola: Sie muss tief stehende Gegner bespielen und dabei irgendwie zu Toren kommen. Und es zeigte darüber hinaus, dass sie im Gegensatz zur ersten Mannschaft keine Lösungen findet. Das 0:0 bedeutete das vierte Remis im Grünwalder Stadion in Serie, drei davon endeten torlos. Weil Regionalliga-Spitzenreiter Jahn Regensburg tags darauf deutlich bei Viktoria Aschaffenburg verlor, hat man zwar im Kampf um den Aufstieg sogar ein Pünktchen gut gemacht. Doch weil beide Teams seit Wochen schwächeln, ist aus dem Duell ein spannender, mittlerweile offener Mehrkampf geworden.

Was die Bayern angeht, scheint eine Lösung des Problems nicht in Sicht zu sein, dafür hatte sich die Mannschaft am Freitag einfach zu wenige Chancen erspielt. "Und dass wir ihn einfach reintragen, dafür sind die Gegner in der Liga mittlerweile zu stark", sagt Trainer Heiko Vogel. Egal, ob es gegen den Tabellenletzten (Schweinfurt), eine andere U23 (FC Ingolstadt) oder gegen die gut gecoachten Spieler Illertissens geht, das Ergebnis sieht immer gleich aus. Dabei hat man im Angriff mit Spielern wie Julian Green, Sinan Kurt oder Karl-Heinz Lappe genug Spieler, die in der vierten Liga regelmäßig Torgefahr herstellen sollten. Diesmal durfte sich zudem wieder Lucas Scholl versuchen, der nach einer knappen halben Stunde für den angeschlagenen Milos Pantovic ins Spiel kam.

Vogel vermisst vieles: ein effizientes Eins-gegen-eins, um Gegenspieler auf sich zu ziehen und Lücken zu reißen. Ebenso eine schnellere Passfolge, sowie eine Kombination aus beidem. Und mittlerweile auch das Selbstvertrauen, "dann haust du auch einfach mal einen in die Maschen", so der 39-jährige Übungsleiter. Steeven Ribéry und Patrick Weihrauch kamen der Wunschvorstellung noch am nächsten, der Rest war nicht viel mehr als stets bemüht. Je länger das Defensivkonzept gegen Bayerns U23 erfolgreich ist, umso enger wird die Lage - im Wortsinn. Schon vor Wochen war Vogel zu einem 3-3-4-Spielsystem (diesmal mit Julian Green als hängendem Abwehrspieler) übergegangen, um den Angriff zumindest quantitativ zu verstärken. "Ich brauche im Spielaufbau keine Viererkette, wenn ich nicht angegriffen werde", sagt Vogel. Doch was machte Illertissen? Stellte dem Vierer-Sturm einfach eine Fünferkette entgegen. Und konterte so gefährlich, dass ein Auswärtssieg immer wieder in der Luft lag. Die beste Bayern-Chance der Partie hatte Matthias Strohmaier mit einem Freistoß-Kopfball in der fünften Minute gehabt, den Illertissens Torwart Patrick Rösch stark aus dem Eck fischte. Vogels Mannschaft bekommt nun eine Pause, das Heimspiel gegen Bayreuth am kommenden Freitag wurde verlegt, weil die Bayern in Pantovic, Green und Ivan Lucic, der gegen Illertissen nicht einmal spielte, drei Spieler für Nationalteams abstellen. Zumindest für das Trio ist es eine gute Gelegenheit, woanders Selbstvertrauen zu finden.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: