Fußball-Regionalliga:Zermürbung im dritten Gang

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Nicht lang muss das Bein sein, sondern treffsicher: Stephan Hain (rechts) erzielte im zweiten Pflichtspiel für Haching sein zweites Tor. (Foto: Claus Schunk)

Haching fordert seine Gegner durch ständige Sprints - und festigt mit einem 2:0 gegen Fürth II seine Tabellenführung.

Von Christoph Leischwitz, Unterhaching

Die 70. Spielminute, eine bezeichnende Szene für das, was die SpVgg Unterhaching in diesen Tagen ausmacht: Thomas Steinherr wird auf der linken Seite angespielt, er sprintet los. Vier Gegner versuchen hinterherzukommen, Steinherr ist mit Ball genauso schnell wie die Verfolger. Steinherrs Flanke in die Mitte ist schlecht, auf der Haupttribüne des Hachinger Sportparks gibt es Laute der Enttäuschung. Trotzdem zahlen sich solche Angriffe aus, denn dieses permanente Hinterherlaufen zermürbt den Gegner, irgendwann geht ihm die Puste aus, in diesem Fall sogar der U23 der SpVgg Greuther Fürth, einer Mannschaft aus jungen, professionell trainierenden Spielern. Die Tore für Unterhaching fielen in der 73. und 83. Minute, am Ende war es ein Klassenunterschied. Die SpVgg führt nach diesem 2:0 mit vier Siegen aus vier Spielen die Regionalliga-Tabelle an, von zwölf erzielten Treffern fielen neun nach dem Seitenwechsel.

"Wir haben das 60, 70 Minuten gut hinbekommen", fand Fürths Trainer Thomas Kleine, nach dem "Kräfteverschleiß" seiner Mannschaft habe sich dann die "Klasse der Unterhachinger" durchgesetzt. Diese Klasse beschränkt sich nicht auf die erste Elf. Hachings Trainer Claus Schromm sprach anschließend von einem "Dreier für die Bank". Dort saßen nämlich, wie schon am vergangenen Freitag beim Auswärtsspiel in Memmingen (3:1), so erfahrene Spieler wie Maximilian Nicu oder die Stürmer Vitalij Lux und Markus Einsiedler. Nicu garantierte hinten für Sicherheit, als Schromm nach einer Stunde von Vierer- auf Dreierkette umstellte, um dem Angriff noch mehr Wucht zu verleihen. Lux leitete Sekunden nach seiner Einwechslung (52.) die erste Großchance ein und blieb ein ständiger Unruheherd. Einsiedler legte eine Minute nach seiner Einwechslung das 2:0 für Sascha Bigalke auf.

Und dann ist da ja noch Stephan Hain, der im zweiten Spiel für seinen neuen Klub zum zweiten Mal traf. Diesmal, weil er in der 73. Minute nachweislich mehr Energie in den Beinen hatte als sein Gegenspieler. Als der nämlich nicht mehr hinterher kam, ließ sich Hain nicht einmal vom Gezerre an seinem Trikot aufhalten, er traf präzise mit einem Flachschuss. "Es war natürlich ein hartes Stück Arbeit, in der ersten Halbzeit lief es nicht so gut", sagte der 27-Jährige. Nach der Pause wären andere Angreifer an seiner Stelle möglicherweise verzweifelt, denn der ehemalige Profi ließ mehrere Großchancen liegen (46., 48., 54.). "Aber zumindest sind wir dann vors Tor gekommen", sagte er. Der Rest war Zermürbung.

Die gute Kondition seiner Mannschaft führt Schromm darauf zurück, dass sein Team schon in der vergangenen Saison hart an der körperlichen Verfassung gearbeitet habe. "Dadurch haben wir die Saisonvorbereitung schon im dritten Gang begonnen und nicht im ersten Gang", umschreibt der Trainer. Die aktuellen Athletiktrainer täten ein Übriges, ebenso die Profis, die neu in den Kader gekommen sind. Man sehe das nicht nur auf dem Platz, sondern auch schon an kleinen Alltagsdingen. Zum Beispiel daran, dass der neue Mitspieler Dominik Stahl der Erste sei, der beim Ausladen der Koffer aus dem Mannschaftsbus zupackt. Auch die vorübergehenden Bankdrücker Lux und Nicu zögen mit. "Wenn ich zu Vita (Lux, d. Red.) sage, mach dich warm, dann ist der zehn Sekunden später hinter dem Tor und zeigt mir damit: Ich will", lobt Schromm.

Die Probleme der ersten Halbzeit sind im Moment Schromms wichtigstes Arbeitsfeld: "Das war jetzt schon das zweite Spiel, in dem wir zu hektisch spielen und zu viele Ballverluste haben - die wir dann in der zweiten Halbzeit komischerweise nicht mehr haben", stellt er fest. Das müsse man verbessern, "sonst geht der Schuss irgendwann nach hinten los". Sollte ihnen das auch noch gelingen, könnte es bald ziemlich einsam werden an der Tabellenspitze.

© SZ vom 04.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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