Fußball-Regionalliga:Stiller Verfolger

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Der Routinier steht richtig: Nicolas Feldhahn bringt die Bayern gegen Eichstätt per Volleyschuss in Führung. (Foto: Sven Leifer/imago)

Der FC Bayern II verkürzt trotz Unterzahl beim 2:0 gegen Eichstätt den Abstand zu Spitzenreiter 1860 München.

Von Christoph Leischwitz, München

Hinten reinstellen? Tim Walter schüttelt den Kopf. Das kommt für ihn nicht in Frage. "Wir haben doch auch so noch weiter Chancen gehabt", sagt der Trainer des FC Bayern II. Seine Mannschaft hatte 2:0 geführt, sie hatte mehr als eine Stunde in Unterzahl gespielt. Doch Walter fand sogar, dass die Defensivkräfte sogar noch zu wenig "nachgeschoben" hätten gegen den VfB Eichstätt. Und so taten die jungen Bayern in ihrem ersten Spiel nach der langen Winterpause zwar einiges, um die Partie noch einmal spannend zu machen. Denn die besseren Chancen in der zweiten Halbzeit hatte eindeutig der Aufsteiger aus dem Altmühltal gehabt. Doch die jungen Bayern kämpften und konterten und retteten den 2:0-Erfolg über die Zeit.

Bayern-Trainer Tim Walter lässt sich keine Kampfansage in Richtung der Löwen entlocken

Dadurch kann es wiederum in der Regionalliga noch einmal spannend werden: Weil der Spitzenreiter 1860 München bei 1. FC Nürnberg II tags zuvor in Unterzahl zwei Punkte verlor, holten die Bayern in Unterzahl zwei Punkte auf - sieben Zähler Rückstand sind es nun. "Da werdet ihr von mir nichts hören", sagte Trainer Walter zum Thema Aufholjagd. "Unser Ziel ist natürlich, die Sechziger noch zu überholen", sagte immerhin Torschütze Adrian Fein.

Fünf Spieler, die gegen Eichstätt in der Startelf standen, hatten am vergangenen Mittwoch noch für die U 19 der Bayern in der Youth League gegen Real Madrid gespielt (2:3). Gegen Madrid sei das Niveau deutlich höher gewesen als in der Regionalliga, hatte Mittelfeldspieler Niklas Dorsch danach gesagt - dort sei allerdings das körperliche Spiel sehr viel ausgeprägter. Und daran hatten sich die jungen Spieler erst einmal wieder gewöhnen müssen: Eichstätt sammelte insgesamt sechs gelbe Karten. Bis zur ersten guten Möglichkeit dauerte es auch eine Weile, Kwasi Wriedt und Felix Götze trafen nach einer guten Viertelstunde im Getümmel das Tor nicht. Dann dauerte es aber nicht mehr lange bis zur Führung: Abwehrchef Nicolas Feldhahn hatte sich bei einer Flanke von der linken Seite im Rückraum freigelaufen und schob volley ein (22.).

Der klare Favorit schien nun alles im Griff zu haben. Dann aber aber sah Linksverteidiger Derrick Köhn nach einem Gestochere nahe der Seitenlinie plötzlich die gelb-rote Karte (26.). Trainer Walter bezeichnete die Entscheidung als "kleinlich", merkte jedoch an, dass der Unparteiische diese Linie nicht durchgezogen habe. Durch den Platzverweis seien "unnötig Turbulenzen" ins Spiel gekommen. "Er zieht sogar weg, das war kein Foul", sagte Adrian Fein, der direkt danebenstand.

Nach dem Seitenwechsel wurde aber schnell klar: Die Bayern wollen weiter nach vorne spielen. Der eingewechselte Milos Pantovic scheiterte noch aus spitzem Winkel (59.), dafür traf eine Minute später Adrian Fein mit einem Schlenzer aus dem Rückraum, der vom Innenpfosten ins Netz flog. "Es gehört nicht zu unserer Spielphilosophie, das Ergebnis zu verwalten", sagte der Torschütze, der zudem fand, man habe diesbezüglich schon einen Schritt nach vorne gemacht: "Gegen Augsburg (achter Spieltag, 1:5, d. Red.) haben wir nach einer frühen roten Karte noch verloren."

Um das sagen zu können, musste allerdings Torwart Christian Früchtl einige Glanzparaden zeigen. Etwa in der 79. Minute, als er einen platzierten Schuss von Florian Grau aus kurzer Distanz abwehrte. Kurz vor Schluss köpfelte Felix Götze auch noch einen Heber von der Linie, als der 18-jährige Keeper nach einer Faustabwehr zu weit vor dem Tor stand. Allerdings hätte die Partie auch noch 3:0 enden können: Franck Evina hatte in der Nachspielzeit kurz hinter der Mittellinie nur noch Eichstätts Torwart Jonas Herter vor sich. Er schoss aber nicht, sondern ging ins Laufduell. Die folgende vermeintliche Notbremse blieb allerdings ungeahndet.

Am Mittwoch empfangen die Bayern in einem Nachholspiel den VfR Garching (19 Uhr). Bei einem Sieg hätte man nur noch vier Punkte Rückstand auf die Sechziger, deren für Dienstag geplante Partie gegen Buchbach um eine Woche verschoben wurde. Die Bayern wollen unbedingt spielen, um gegen Ende der Saison nicht noch mehr englische Wochen zu haben. Das würden die Löwen auch gerne. Doch während bei den kleinen Bayern gerade einmal 300 Besucher zur Partie kommen, wird den Sechzigern das große Zuschauerinteresse zum Verhängnis: Die Kurven müssen gesperrt bleiben, weil die Aufgänge dort vereist sind. Deshalb können die Löwen der möglichen Aufholjagd des FCB nur tatenlos zusehen.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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