Fußball-Regionalliga:Sehnsucht nach November

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Kein Glück im Unglück: Erst verursachte Garchings Torwart Daniel Maus einen laut VfR-Trainer Weber unberechtigten Strafstoß, der zum 0:2 führte. Dann hielt er einen weiteren, laut Weber ebenfalls unberechtigten Elfmeter. (Foto: imago/foto2press)

Der VfR Garching bleibt auch in Memmingen in der Abwärtsspirale. Die sechste Niederlage tut weh.

Von Stefan Galler, Garching

Seit Anfang November haben sie das Gefühl nicht mehr erleben dürfen: Fast fünf lange Monate wartet der VfR Garching auf einen Sieg in der Regionalliga Bayern. Das liegt natürlich einerseits daran, dass drei Monate davon gar kein Fußball gespielt wurde. Andererseits aber war die 0:2 (0:2)-Niederlage beim FC Memmingen das sechste sieglose Spiel in Serie für die Mannschaft von Trainer Daniel Weber, fünf davon gingen verloren. "Klar hat so ein Negativlauf Auswirkungen auf den Kopf jedes Spielers", sagt der Coach. "Darauf gilt es einzuwirken, denn eines ist völlig klar: Spielerisch haben wir es drauf, aber derzeit fehlt uns der Killerinstinkt."

Das ist jedoch nur ein Teil der Wahrheit. Während den Garchingern tatsächlich seit Wochen beim Torabschluss die Abgeklärtheit abgeht, haben sie in zahlreichen Situationen einfach nicht mehr das sprichwörtlich nötige Quäntchen Glück. So hätte Zugang Orkun Tugbay, der im Winter vom mecklenburgischen Regionalligisten FC Schönberg 95 zurück in seine bayerische Heimat gewechselt ist, beim brutalen Foul eines Fürthers vor einer Woche auch mit einer Prellung davonkommen können. Aber der 22 Jahre alte Mittelfeldspieler erlitt einen Wadenbeinbruch und einen Riss der Syndesmose, wurde noch am selben Tag operiert und fällt etwa vier Monate aus. "Es geht ihm den Umständen entsprechend gut", sagt Trainer Weber, der sich immer noch mächtig darüber ärgert, wie die Mittelfranken mit der Situation umgegangen sind. "Ich weiß nicht, ob sich mittlerweile jemand bei Orkun gemeldet hat, aber am Spieltag gab es kein Wort der Entschuldigung. Keiner kam in unsere Kabine und hat sich nach unserem Spieler erkundigt."

Der Frust sitzt tief bei den Garchingern, wegen dieser unschönen Episode, aber eben auch, weil sich der sportliche Erfolg der Vorrunde plötzlich partout nicht mehr einstellen mag. In Memmingen haderten sie zum wiederholten Mal mit dem fehlenden Glück und mit unwirtlichen äußeren Umständen. Dabei wäre all das vielleicht gar nicht nötig gewesen, hätte Dennis Niebauer schon in der fünften Minute seiner Kernkompetenz entsprechend aus fünf Metern das 0:1 erzielt. Doch der Kapitän, immerhin bereits neunmaliger Saisontorschütze, visierte aus fünf Metern das Außennetz an. Acht Minuten später verpasste Manuel Eisgruber nach einer Ecke den Führungstreffer. "Dabei wäre es so wichtig für uns, wenn wir mal wieder in Führung gehen würden", sagte Weber kopfschüttelnd.

Dass man sich dann mehr als unglücklich ein Tor einfängt, passt zur aktuellen Situation: Einen Volleyschuss des Memmingers Fabian Krogler nach einem Eckball ließ ein auf der Torlinie stehender Garchinger Abwehrspieler über seinen Fuß ins Netz rutschen (21.). "Wir haben Geschenke verteilt, aber das soll kein Vorwurf sein", sagte der Fußballlehrer und spielte auf die fragwürdigen Bedingungen an: "Der Ball war auf diesem Katastrophenplatz nicht gut zu kontrollieren."

Seine Spieler taten alles, um schnell in die Partie zurückzukehren, sie spielten ein derart aggressives Pressing, dass FCM-Torwart Martin Gruber einige Male gar nichts anderes übrig blieb, als den Ball ins Seitenaus zu dreschen. "Beide Torhüter hatten eine Heidenangst, dass ihnen auf diesem Platz noch ein weiterer Ball durchrutscht", so Weber. Die beste Ausgleichschance hatte dann Lirim Kelmendi, der im Winter ebenfalls neu zum VfR stieß und in der Vorrunde sein Glück vergeblich beim kroatischen Erstligisten NK Istra gesucht hatte: Den Schuss des früheren Sechzigers holte Gruber mit einer Glanzparade aus dem Winkel (38.). "Lirim hat den mit vollem Abzug getroffen, aber der Torwart konnte eine Riesenreaktion zeigen", sagte Weber.

"Wir werden jetzt nicht damit anfangen, Beton anzurühren", sagt VfR-Trainer Daniel Weber

Umso bitterer, dass der VfR keine drei Minuten später noch weiter in Rückstand geriet: Garchings Keeper Daniel Maus brachte Memmingens Stefan Schimmer im Strafraum zu Fall, der Gefoulte verwandelte den Elfmeter eiskalt. "Bei der Aktion von Daniel war der Spieler allerdings klar im Abseits", schimpfte Weber. "Uns passieren momentan ständig solche Sachen."

Seine Elf konnte im zweiten Durchgang nicht mehr zusetzen, auch weil man nun gegen den Wind anlief und neben der Kraft auch der Glaube an die Wende immer weniger wurde. Zumindest verhinderte Maus noch eine deutlichere Niederlage, indem er einen weiteren fragwürdigen Strafstoß von Schimmer (72.) parierte, den Markus Baki an Tim Buchmann verursacht hatte - laut Weber allerdings außerhalb des Sechzehners.

Acht Punkte Vorsprung auf die Relegationsplätze hat der VfR jetzt noch. "Die Jungs können alle rechnen", sagt Weber. "Dennoch werden wir jetzt nicht damit anfangen, Beton anzurühren, nur damit wir die fehlenden fünf Punkte noch zusammenkratzen." Das Programm wird zunächst nicht leichter: Am Freitag gastiert Garching im Grünwalder Stadion beim FC Bayern II.

© SZ vom 27.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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