Fußball-Regionalliga:Rückkehr der Emotionen

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Dem FC Pipinsried gelingt in Ingolstadt ein wichtiger 3:1-Erfolg, ein großer Schritt in Richtung Ligaverbleib. Nachlassen darf er nicht, denn am Donnerstag und am Samstag stehen gleich die nächsten Partien an.

Von Marcel Bothe, Ingolstadt/Pipinsried

Zumindest für Laien dürfte die Bedeutung des Gesangs unklar gewesen sein, der sich zu Beginn des Spiels am Montag im Ingolstädter ESV-Stadion erhob: "Steht auf, wenn ihr für Pipi seid", hallte es da, und wenigstens jene, die vorher keine Berührungspunkte mit dem FC Pipinsried gehabt hatten, könnten sich gefragt haben, ob man sie zu einem Toilettengang aufforderte. Nun dürfte der Klub aus dem Dachauer Hinterland durch den fast ewigen Präsidenten Konrad Höß aber auch recht bekannt sein, der über 50 Jahre Spieler verpflichtet, Sponsoren besorgt und den Rasen gepflegt hatte, im Februar sein Amt aber niedergelegt hat. Insofern war den Zuschauern wohl klar, dass es bei dem Gesang doch eher um Fußball ging, um das Duell zwischen dem abstiegsbedrohten Dorfklub und dem akut niemandslandbedrohten FC Ingolstadt II.

Sie hätten bei einer kurzen Pinkelpause auch einiges verpasst: Die Pipinsrieder hatten am Freitag im direkten Duell mit dem Kellerkonkurrenten SV Seligenporten (0:1) die Chance vertan, sich abzusetzen. Gegen die fünftplatzierten Ingolstädter, die mit vier Punkten aus den vorigen sieben Spielen auch nicht unbedingt über das verfügten, was man gemeinhin einen Lauf nennt, war also Wiedergutmachung angesagt. Und eben auch: Abstiegskampf. Dass der FCP diesen beherrscht, zeigte er von Beginn an: Bereits in der ersten Minute stellte Thomas Berger seinen Gegenspieler auf Höhe der Mittellinie und war so undurchlässig wie eine Betonmauer, ließ den Ball beim ersten Pass nicht durch, ließ den zurückgeprallten Ball ein zweites Mal nicht durch. Auch im Spiel nach vorne agierte Pipinsried bissig, eine Minute nach Bergers Beton war Atdhedon Lushi nach einer schnellen Kombination über links durch, fand in der Mitte jedoch keinen Abnehmer.

Vier Partien binnen neun Tagen: "Es war wichtig, dass wir uns belohnt haben", findet Hürzeler

In diesem Rhythmus ging es weiter: Nach zwölf Minuten vergab Lushi frei vor dem Tor, der Ball prallte zu Berger, dessen Schuss wurde zur Ecke geklärt. Diese entwickelte sich zum Bumerang für die Gäste, die sich nach einem langen Pass plötzlich mit Ingolstadts Patrick Hasenhüttl im eigene Strafraum auseinandersetzen mussten, auch sein Versuch endete mit einem Eckball. Und das Spielchen wiederholte sich: Pipinsried konterte nach Ingolstadts Ecke, Lushi legte im Strafraum quer auf Manuel Müller, und der Ball war drin (15.). "Die ersten 20 Minuten waren richtig gut", freute sich FCP-Spielertrainer Fabian Hürzeler. "Wir haben die Tugenden gebracht, die wir im letzten Spiel hatten vermissen lassen: Zweikampfverhalten, Emotionen, die letzte Konzentration vor dem Tor."

Auch Ingolstadt fand nun besser ins Spiel, aber nicht durch das Pipinsrieder Abwehr-Dickicht hindurch. Als dies einmal doch gelang, gab es Elfmeter, Hasenhüttl verwandelte (20.). Die Gäste ließen sich aber nicht beirren: "Wir sind drangeblieben", lobte Hürzeler, und: "Wir haben uns belohnt." Seine Mannschaft blieb gefährlicher und kam nach einer Ecke zum 2:1, als Luis Grassow ins lange Eck einköpfte. Auf der anderen Seite begann der FCI kurz vor der Pause etwas energischer nach vorne zu spielen. Belohnt wurde dies nicht, er rannte kurz vor Schluss in einen Konter, der Pipinsried das 3:1 durch Lushi brachte (83.).

"Es war wichtig, dass wir uns belohnt haben für den Aufwand", fand Hürzeler, es kommt ja noch einiger Aufwand auf sein Team zu: Am Donnerstag wird das Spiel gegen den SV Schalding-Heining wiederholt, das vor zweieinhalb Wochen abgebrochen worden war - Pipinsrieds Berufung blieb erfolglos. Das Spiel am Samstag gegen 1860 München bedeutet dann die vierte Partie in neun Tagen.

Ein bisschen Unterstützung kam derweil vom VfR Garching, der am Dienstagabend bei Pipinsrieds Verfolger SpVgg Bayreuth 3:2 (2:0) gewann. Semi Belkahia (15.) per Kopf und Dennis Niebauer (45.+1) erzielten die Tore vor der Pause, kurz nach dem 1:2 durch Ivan Knezevic (74.) sah Garchings Silas Göpfert Gelb-Rot. Der Ausgleich fiel kurz vor Schluss, doch dann holte Emre Tunc einen Strafstoß heraus, den Niebauer verwandelte. Der VfR hat nun die 50-Punkte-Marke übertroffen - neuer Vereinsrekord.

© SZ vom 02.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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