Maximilian Nicus Freistoßtreffer über die Mauer hinweg ins untere Toreck war ein bemerkenswerter: Das Tor des 33 Jahre alten Kapitäns zum 4:0 (2:0)-Endstand beim Auswärtsspiel gegen die SpVgg Bayreuth war der 50. Treffer der SpVgg Unterhaching in dieser Regionalliga-Saison. Und das im 16. Spiel, womit sich die Frage aufdrängt, ob man, wenn schon die Konkurrenz offenbar den Ligaprimus nicht wirklich fordert, eine neue Challenge eröffnen sollte: das Projekt 100, also die Jagd nach 100 Toren in dieser Spielzeit.
Trainer Claus Schromm mag solche Gedankenspiele gar nicht erst hören. Sein Team brauche solche künstlichen Motivationshilfen nicht, sagt er: "Für jede Arbeit, die man tut, ist Motivation die Grundlage. Wer unsere Jungs während der Woche in jedem Training sieht, kommt nicht auf die Idee, dass es da irgendwelche Probleme gibt", sagt der Coach. Das beste Beispiel habe sein Team am Freitagabend in Weismain gegen Bayreuth geliefert: ewig lange Busanreise, nasskalt, trostlose Stimmung mit gerade mal 472 Zuschauern. "Da könnte mancher auf die Idee kommen, dass er vielleicht zu gut ist, um hier an seine Grenzen zu gehen", sagte Schromm. Stattdessen hätte sich sein Team voll reingehauen und nach einer etwas holprigen Anfangsphase souverän die Oberhand behalten. Sie seien "schon sehr stolz " auf die Tordifferenz von plus 41, sagt der Trainer. "Es ist, da brauchen wir uns nichts vormachen, eine Demonstration unserer Überlegenheit. Dieses Torverhältnis sucht seinesgleichen. Aber wenn man nicht jedes Wochenende alles gibt, wird es auch in dieser Liga mit unserer Mannschaft schwer."
Zwei-, dreimal hatten die Unterhachinger in der Anfangsphase im Spielaufbau oder beim Gegenpressing geschludert, prompt kamen die Oberfranken zu einigen Chancen, etwa als Marius Stangl nach einem Zuspiel von Kristian Böhnlein den Unterhachinger Kasten knapp verfehlte (2.). Erst nach einer halben Stunde waren die Rot-Blauen richtig im Rhythmus, nach Vorarbeit von Sascha Bigalke und Jim-Patrick Müller gelang Stephan Hain das 0:1 (38.); noch vor der Pause bediente Bigalke Hain, der den Ball mit der Brust annahm und aus sechs Metern unter den Balken donnerte (45.). Bayreuths Tobias Weber hatte da bereits den Kanal voll, seine Frustgrätsche gegen Müller brachte ihm eine vorzeitige Dusche ein - er sah glatt Rot (45.+1). "Eine harte Entscheidung, aber davor hatte es schon eine heftige Attacke gegeben, der Schiri wollte hier wohl ein Zeichen setzen", vermutete Schromm.
In Überzahl ließ Haching nach der Pause nichts mehr anbrennen, Müller traf nach Zuspiel von Hain zum 3:0 (65.), dann folgte noch Nicus Freistoß der Jubiläumstreffer Nummer 50 (71.). Das nächste Ziel will das Team kommende Woche erreichen: auch im finalen Vorrundenspiel gegen die U23 des TSV 1860 ungeschlagen bleiben.