Fußball-Regionalliga:Plan P

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Derby-Szene: Garchings Mario Staudigl (li.) greift an, doch Pipinsried schießt die Tore. Zum 2:0-Zwischenstand trifft Markus Achatz (re.). (Foto: Stephan Rumpf)

In der Fußball-Regionalliga bezwingt der FC Unterföhring fast Schweinfurt 05, Garching patzt gegen Pipinsried - und der FC Bayern II verschenkt erneut zwei Punkte.

Von Christoph Leischwitz, München

Zum Ende der Hinrunde sorgen die Regionalliga-Teams aus dem Münchner Raum noch einmal für Überraschungen. Aber nicht nur für positive. Vor allem Garching enttäuscht, weil der Plan des VfR, die Pipinsrieder müde zu laufen, nicht funktioniert. Die Bayern-Amateure geben mal wieder eine Führung aus der Hand und Unterföhring erkämpft sich gegen das Spitzenteam aus Schweinfurt immerhin sein sechstes Unentschieden.

Garching - Pipinsried 1:3

In der 90. Minute erhielt Roman Plesche einen Anruf, der Trainer wollte natürlich wissen, wie es steht. Fabian Hürzeler hatte die Mannschaft des FC Pipinsried auf das Derby beim VfR Garching vorbereitet, doch zurzeit befindet sich der Spielertrainer auf einem Lehrgang zur A-Lizenz in Frankfurt. Plesche, eigentlich Sportlicher Leiter beim FC, entschied sich, den Coach zappeln zu lassen. So ganz sicher war er sich zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, ob Pipinsried tatsächlich drei Punkte holen würde, denn die Gastgeber drückten. Zum Schluss sei man ein wenig nachlässig gewesen, ansonsten aber "ist der Plan voll aufgegangen", sagte Plesche. Es blieb beim 3:1 (2:0), ein wichtiger Sieg, der Pipinsried ins Mittelfeld der Tabelle führt. "Der Druck vor dem Spiel war groß", sagte Plesche, denn sonst wäre man "unten reingerutscht".

Der Pipinsrieder Plan war ungewöhnlich, scheint aber auch aufgrund des Erfolges nun allmählich Standard zu werden: Zum zweiten Mal spielte man mit Dreier- statt Viererkette, der FC setzt zudem auf schnelles Umschaltspiel und Nadelstiche statt viel Ballbesitz. "Eigentlich sehr atypisch für Pipinsried", fand auch Garchings Trainer Daniel Weber. Und wer auf Konter setzt, hat es natürlich besonders leicht, wenn das erste Tor schon nach einer guten Minute gelingt: Nach einem Fehler im Garchinger Spielaufbau bediente Manuel Müller den mitgelaufenen Atdhedon Lushi, der überglücklich sein erstes Tor seit dem 1. August erzielte. "Das Wort mit S, C, H", sagte Weber auf die Frage nach seinen Gedanken zu diesem Zeitpunkt. Sein Plan wiederum ging dadurch nämlich überhaupt nicht auf: Pipinsried müde laufen, bis dahin nach Möglichkeit ein Unentschieden halten, und dann zuschlagen. Gegen Ende häuften sich die Chancen auch, und das 1:3 durch Florian Mayer, bei dem dieser völlig frei am Fünfmeterraum zum Kopfball kam, machte die Partie in der 82. Minute tatsächlich noch einmal spannend.

Es sei immer etwas möglich gewesen in diesem Spiel, denn: "Man sieht ja: Wenn sie ein Tor bekommen, dann fangen sie an zu schwimmen", stichelte Weber, während Plesche direkt neben ihm stand. Andererseits hätte Pipinsried auch vier oder fünf Tore schießen können, hätte man nur die Konter besser ausgespielt. Die weiteren Tore gelangen Markus Achatz unmittelbar vor dem Pausenpfiff sowie dem starken Kasim Rabihic mit einem Flachschuss (54.). Das Team mit dem schwachen Saisonstart gleicht sich zum Ende der Hinrunde dem Team mit dem starken Saisonstart an: Pipinsried steht jetzt nur noch drei Punkte hinter Garching.

Unterföhring - Schweinfurt 1:1

Etwa fünf Minuten lang habe er sich geärgert, sagt Peter Faber, dann aber hatte ihn der Realismus schon wieder im Griff. "Ein Unentschieden hätte ich vor dem Spiel ja auch sofort unterschrieben", sagte der Trainer des Tabellenletzten FC Unterföhring über die Partie gegen Schweinfurt, den klaren Favoriten. Dabei war der zweite Saisonsieg erst in der 88. Minute flöten gegangen, nach einem Eckball mit schlechter Zuordnung. "Der Punkt hilft uns in unserer Lage", stellt Faber trotzdem klar.

Dieser Punktgewinn ist ein Zeichen dafür, dass erste Maßnahmen unter dem neuen Coach greifen: Erst einmal defensiv gut stehen und dann schauen, wie viel nach vorne möglich ist. In der ersten Halbzeit fand Schweinfurt nämlich nur selten zum Abschluss, obwohl Unterföhring auf Abwehrchef Andreas Brandstetter (Hüftmuskelzerrung) verzichten musste. In der zweiten Halbzeit erzielte dann des Trainers Neffe Andreas Faber nach einer guten Kombination mit einem überlegten Schuss die Führung (57.). Das späte Ausgleichstor durch Steffen Krautschneider wäre noch besser zu verkraften, wenn Ähnliches nicht in den zwei nun folgenden Spielen passiert: Gegen Eichstätt und in Pipinsried wird sich entscheiden, ob den Föhringern bis zur Winterpause noch der Anschluss an die Relegationsränge gelingt.

Seligenporten - Bayern II 2:2

Völlig egal, wer verletzt oder für die U19 abgestellt ist, es zeichnet sich ein personenunabhängiger Trend ab im Spiel des FC Bayern II: Innerhalb von vier Tagen gab die Mannschaft zum Ärger des Trainers Tim Walter eine Führung aus der Hand, diesmal sogar ein 2:0 bei einem Team, das gegen den Abstieg spielt. "Momentan ist die Angst vor dem Verlieren größer als die Geilheit aufs Gewinnen", stellt der Coach fest. Zumindest dann, wenn man sich einen Gegentreffer eingefangen hat und plötzlich die Zielstrebigkeit vermissen lässt. Auch die beiden Tore von Raphael Obermair nach einem Gestochere im SVS-Strafraum (25.) und von Timothy Tillman, der nach seinem ersten Schuss selbst abstauben konnte (29.), gaben keine ausreichende Sicherheit. Hinzu kam eine - jedenfalls aus Walters Sicht - schlechte Schiedsrichterleistung. In der 43. Minute schoss Seligenportens Raffael Kobrowski aufs Bayern-Tor, obwohl er gefoult worden war. Als der Ball nicht im Tor landete, pfiff der Unparteiische Freistoß. "Dabei war das eine völlig neue Spielsituation", ärgerte sich Walter. Der anschließende Freistoß von Marco Weber landete dann im Netz, den Ausgleich erzielte Kobrowski kurz nach der Pause (49.). Walters Hinrunden-Fazit: "Wir sind auf dem richtigen Weg. Mehr aber auch nicht."

© SZ vom 02.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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