Fußball-Regionalliga:Lauerndes Raubtier

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Herbert Paul (rechts) wird zukünftig auf seinen Jubelpartner Steeven Ribéry verzichten müssen. (Foto: Johannes Simon)

Gelassen, aber hoch motiviert strebt Bayern-II-Coach Erik ten Hag noch die Meisterschaft an. Gegen Garching gelingt der fünfte Sieg in Serie

Von Christoph Leischwitz, München

Es war gerade erst 25 Minuten her, dass Steeven Ribéry ein Traumtor geschossen hatte, ein Seitfallzieher aus zehn Metern Entfernung, zentral unter die Latte gehämmert, herrlich. Auf jeden Fall ein Treffer, der in Erinnerung bleibt, zumal es sich dabei auch noch um den entscheidenden handelte in diesem Derby zwischen dem FC Bayern München II und dem VfR Garching, es war das 2:0 in der 72. Minute. Im Kabinengang des Grünwalder Stadions lobte Ribérys Trainer Erik ten Hag dann seinen Spieler. Aber erst ganz zum Schluss, nach einer ausführlichen Analyse zum allgemeinen Auftreten des 19-Jährigen. "Er hätte vorher schon treffen können", sagte der Noch-Trainer des FC Bayern II trocken; er spielte damit auf eine Eins-gegen-Eins-Situation mit dem gegnerischen Torwart an (60.), die Ribéry vergeben hatte. Er habe tolle Qualitäten, enormes Potential, so ten Hag weiter, aber er müsse sich auch noch ein bisschen mehr in den Dienst der Mannschaft stellen.

Es wirkte so, als wollte der 45-jährige Übungsleiter einigen seiner Spieler noch etwas mit auf den Weg geben. Weil er ja weiß, dass seine Zeit in München in ein paar Wochen ablaufen wird.

Ten Hag bestätigte am Freitagabend noch einmal, dass er sich nach "konstruktiven Gesprächen" mit dem FC Bayern entschlossen habe, Deutschland wieder zu verlassen, um eine Profimannschaft zu trainieren. Eine Verpflichtung in den Niederlanden gilt als wahrscheinlich, ten Hag sagt, es sei noch nicht endgültig beschlossen, wohin er gehe. Er schloss lediglich Twente Enschede aus, jenen Klub, für den er sieben Jahre lang selbst spielte und schon als Co-Trainer tätig war. Dem Erstligisten droht aktuell der Lizenzentzug, sechs Punkte wurden ihm bereits abgezogen.

Dass die Nachricht von seinem Abschied von höchster Stelle, namentlich von Bayerns Vorstandsvorsitzendem Karl-Heinz Rummenigge schon jetzt publik gemacht wurde, schien ten Hag nun auch nicht mehr weiter zu stören. So oder so kauft ihm jeder ab, bis zum Saisonende hoch motiviert zu sein. Es würde seinem Ruf jedenfalls nicht schaden, sollte er Bayerns U23 tatsächlich noch zum Aufstieg in die dritte Liga führen, oder zumindest noch einmal Erster werden. Am Freitagabend hatte es lange so ausgesehen, als würde es noch einmal richtig spannend werden im Kampf um Platz eins: Die Würzburger Kickers spielten gleichzeitig gegen den FV Illertissen, lagen zunächst zurück, dann stand es lange 1:1, ehe die Kickers in der 88. Minute doch noch den Siegtreffer erzielten. "Aber man sieht: Ihre Ergebnisse werden knapper, der Druck wird immer größer", glaubt ten Hag. Er sagte das sehr ruhig, wie ein Raubtier in Lauerstellung.

Dass seine Mannschaft allerdings auch so ihre Probleme mit dem krassen Außenseiter Garching gehabt hatte, spielte ten Hag ein wenig herunter. "Ich denke, wir haben sie ganz gut gelesen", befand deren Trainer Daniel Weber nach dem Spiel. Er hatte zum Beispiel seinen Innenverteidiger Daniel Steinacher auf die linke Seite beordert. "Das Spiel der Bayern ist auf Ribéry und Görtler zugeschnitten", sagte Weber, diese beiden müsse man stoppen. Insgesamt hatte Weber über 90 Minuten ein "Chancenplus" für seine Mannschaft gesehen. Dumm sei nur gewesen, dass man nach einem Eckball ein Gegentor kassiert habe. "Wenn du gegen so eine Mannschaft durch Standards in Rückstand gerätst, dann wird es richtig schwierig", so Weber. Der österreichische U20-Nationalspieler Patrick Puchegger hatte am kurzen Pfosten stehend per Kopf sein erstes Tor für den FC Bayern erzielt (36.). Davor hatte Gerrit Wegkamp zwei gute Möglichkeiten vergeben. Doch da hätten die Gäste auch schon führen können. Lucas Genkinger aber konnte einen Fehler von Bayern-Keeper Zingerle nicht nutzen (21.).

So weit die Analysen der beiden Trainer hernach auch auseinander lagen, man hatte sich angenähert. Nach einem knappen 2:1-Sieg im Hinspiel hatte Erik ten Hag gesagt, man hätte eigentlich mit 7:1 gewinnen müssen. Dabei dürfte ihm insgeheim gefallen, wie respektlos die Garchinger bisweilen gegen favorisierte Gegner agieren. Denn der VfR empfängt am vorletzten Spieltag die Würzburger Kickers.

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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