Fußball-Regionalliga:"Kläglich"

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Wieder kein Tor: Auch dem erfahrenen Bayern-Kapitän Karl-Heinz Lappe (2.v.li.)mag derzeit nichts gelingen. (Foto: Imago)

Heiko Vogel, Trainer des FC Bayern II, findet nach 0:0 gegen Augsburg II deutliche Worte

Von Christoph Leischwitz, München

Heiko Vogel hatte sich seine Jacke über den Arm gelegt, eigentlich sah er kurz nach dem Spiel gar nicht wie ein Trainer aus, sondern wie ein Zuschauer auf der Haupttribüne. Und streng genommen war er das für eine halbe Stunde ja auch gewesen. Das Regionalliga-Spiel des FC Bayern München II gegen die U23 des FC Augsburg hatte wenig Szenen für hitzige Diskussionen geboten, und doch hatte der Schiedsrichter-Assistent dem Trainer plötzlich und ohne weitere Diskussion den Weg auf die Tribüne gezeigt (60.). "Mein Eindruck: Sie haben nur darauf gewartet, dass ich etwas sage", so Vogel später. Bis dahin habe er "kein einziges Wort, nicht eine Silbe" gesagt, und sonderlich schlimm sei der einzige Kommentar auch nicht gewesen. Vier Wochen zuvor, im deutlich hitzigeren Spiel gegen Wacker Burghausen (2:2), war Vogel ebenfalls auf die Tribüne geschickt worden. Fast in der gleichen Spielminute, und vor allem: vom gleichen Schiedsrichter-Gespann. Für ihn war deshalb klar: Die Entscheidung der Unparteiischen hatte diesmal nicht allein mit den Vorkommnissen dieses Abends zu tun, sondern mit der Vorgeschichte.

Das maue Spiel zeigte vor allem: Nicht nur Vogel, auch die Mannschaft hat mit wiederkehrenden Problemen zu kämpfen. Wie schon im Vorjahr folgte nach einem guten Start ein Durchhänger, der vor allem auf Schwächen in der Offensive zurückzuführen ist. Aktuell ist die Mannschaft seit vier Spielen sieglos. Nach der überraschenden 0:1-Niederlage am vorvergangenen Wochenende bei Schlusslicht Bayern Hof sollte gegen Augsburg eine deutliche Antwort folgen. Doch diese blieb aus, die Mannschaft wirkte im Spiel nach vorne oft glücklos, manchmal gar ratlos. Und Vogel sah deshalb nicht nur aus wie ein kritischer Zuschauer von der Haupttribüne, er hörte sich dann auch so an. Zwar hebt der 40-Jährige nach jeder einzelnen Partie stets Positives hervor, diesmal etwa sei man feldüberlegen gewesen und hätte den Sieg "etwas mehr verdient" gehabt als der Gegner. Trotzdem fand er für die aktuellen Probleme deutliche Worte: Es sei "kläglich, und einfach auch schlecht", was da in der Offensive passiere. "Jetzt kommt Kopfkino dazu. Die Leichtigkeit vor dem Tor ist durch die letzten Spiele flöten gegangen." Die Konsequenz sei anhaltende Harmlosigkeit. Und es fehle "definitiv" die nötige Reife, um diesem Problem zu begegnen - obwohl auch dem erfahrenen, 29-jährigen Karl-Heinz Lappe momentan nichts gelingen mag. "Ich kann nur Vertrauen und Tipps geben", sagt Vogel, und sprach dann die beste Szene des Spiels an, die bezeichnenderweise ein Augsburger hatte: Der auffällige Ex-Unterföhringer Albion Vrenezi traf mit einem satten Schuss in der 50. Minute den Pfosten. Er habe seiner Mannschaft umgekehrt schon öfter sagen müssen: "Ich kann ja nie beurteilen, ob der gegnerische Torwart gut oder schlecht ist", denn der werde dafür zu wenig geprüft.

Es gehe nun darum, dass die Spieler Eigeninitiative ergreifen. Auch und gerade weil die Meisterschaft schon jetzt kein Thema mehr ist. Noch weiter entfernt scheint für jeden Einzelnen eine Berufung in den Profi-Kader. "Ihre Ambitionen bestimmen den weiteren Weg", sagt Vogel deshalb, und verweist auf die Wikipedia-Definition des Begriffs "Potenzial". Dort heißt es unter anderem, dass es sich um "noch nicht ausgeschöpfte Möglichkeiten" handle. Aktuell gibt es noch 20 Möglichkeiten, den Trainer milde zu stimmen. Auch wenn der bisweilen gar nicht auf der Trainerbank sitzt.

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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