Fußball-Regionalliga:Gesprungen wie ein Schachterlteufel

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Ein Kopf, ein Ball, ein Tor: Sechzigs Menelik Ngu'Ewodo. (Foto: Lackovic/imago)

Nur die Fußballer von 1860 II gewinnen am Gründonnerstag, die Mannschaft von Garching geht unter, der FC Bayern II spielt nur Remis.

Von Christoph Leischwitz und Gerhard Fischer

So richtig zufrieden war keine der drei Fußball-Regionalliga-Mannschaften aus der Region, die am Gründonnerstag zum Einsatz kamen, doch die Ergebnisse waren höchst unterschiedlich: Die U 21 des TSV 1860 feierte einen glücklichen Sieg, die Bayern spielten Remis - und der ohnehin von finanziellen Problemen geplagte VfR Garching kassierte in Passau eine deftige Klatsche.

FC Bayern II

Die Mannschaft hatte erst in der Kabine erfahren, dass Abwehrchef Nicolas Feldhahn nicht dabei sein wird. Der Ex-Profi des FC Bayern München II muss zurzeit bei den Profis aushelfen, weil dort ein akuter Notstand an Innenverteidigern herrscht. Der 30-Jährige wird dem Vernehmen nach auch mit der ersten Mannschaft nach Leverkusen reisen. Weil zudem Karl-Heinz Lappe am Donnerstag im Krankenhaus weilte, weil seine Frau kurz vor der Entbindung stand, und Torwart Andreas Rössl als U-13-Coach in Spanien war, musste Bayerns U23 diesmal komplett ohne die Erfahrenen auskommen - und stellte sich phasenweise recht unerfahren an, was dann auch den Sieg kostete: Nach zwei Führungen gegen die SpVgg Greuther Fürth II setzte es jeweils einen schnellen Ausgleich. Und auch, wenn die Gäste ganz zum Schluss mehrere Chancen auf den Sieg vergaben: "Das fühlt sich jetzt schon an wie eine Niederlage", sagte Marco Hingerl. Er hatte das erste Tor mit einem mutigen Kopfball, bei dem er einen Fuß ins Gesicht bekam, für Milos Pantovic aufgelegt (41.), und er hatte in der 78. Minute zum 2:1 getroffen. Doch Fürths Tolcay Cigerci glich den ersten Treffer quasi vom Anstoß weg aus, nach dem 2:1 traf der Ex-Bayern-Spieler Christian Derflinger nach schöner Kombination (82.). "Mag sein", sagte Trainer Danny Schwarz auf die Frage, ob da die nötige Erfahrung fehlte, um die Führung zu halten. Doch für junge Spieler seien solche Situationen ja auch dazu da, um daraus zu lernen.

VfR Garching

Es habe im Spiel beim SV Schalding-Heining sehr viele 50:50-Situationen gegeben, viele seien auch nicht leicht für ihn zu entscheiden gewesen, sagt Garchings Trainer Daniel Weber, aber: "Sie waren eben alle gegen uns." Außerdem habe seine Mannschaft in vielen Situationen fahrlässig agiert. Und so bei einer Mannschaft im Abstiegskampf fünf Gegentore kassiert. 2:5 (1:3) hieß es am Ende, auch wenn der VfR durch Tore von Markus Baki (37.) und Manuel Eisgruber (53.) zwei Mal herankam. Doch dem Hattrick von Markus Gallmeier in der ersten Halbzeit, zwei Tore davon durch umstrittene Elfmeter, ließ Joker Michael Pillmeier zwei weitere Treffer folgen. "Alle durch Konter", ärgerte sich Weber. Vor dem 4:1 hätte es aus seiner Sicht Ecke für Garching geben müssen - nur ein Beispiel für den unglücklichen Verlauf des Spiels. Mit der finanziellen Lage habe die Leistung seines Teams aber nichts zu tun, so der Coach: "Wir haben den Spielern rechtzeitig Bescheid gegeben, außerdem müssen sie schon länger mit den leichten Finanzproblemen umgehen", so Weber. Der VfR hatte unter der Woche bekannt gegeben, dass der Klub sich im Mai aus der Regionalliga zurückziehen werde, falls bis dahin keine zusätzlichen Geldgeber für die kommende Saison gefunden werden. Rein sportlich scheint der Klassenerhalt auch nach dieser deutlichen Niederlage noch nicht gefährdet.

TSV 1860 München

1860 II gewann beim 1. FC Nürnberg II mit 1:0, und das hatten die Löwen der rechten Hand von Club-Torwart Johannes Kreidl und dem Kopf ihres Stürmers Menelik Ngu'Ewodo zu verdanken. In der dritten Minute segelte ein Freistoß in den Nürnberger Strafraum, er wurde mit mäßigem Tempo verlängert und hätte nach allen Regeln der Fußballkunst in den Armen von Kreidl landen müssen. Aber der Ex-Löwe patschte den Ball nach vorne - direkt zu Ngu'Ewodo, der ihn mit Wucht ins Tor köpfelte. 232 Zuschauer, unter ihnen die früheren Löwen-Profis Manfred Bender und Thomas Ziemer, mögen sich nun auf einen saloppen Sechzig-Sieg eingestellt haben. Schließlich hatten die Nürnberger ihr jüngstes Heimspiel 0:6 gegen Ingolstadt verloren. Aber der kleine Club erholte sich rasch und war fortan das bessere Team: beweglicher, ballsicherer, bissiger. Doch wieder einmal rettete der formstarke Keeper Marco Hiller die Löwen: Erst lenkte er einen Kopfball von Jonas Hofmann über die Latte (16. Minute), später einen feinen Freistoß desselben Nürnbergers (67.). Beide Male sprang Hiller so fix und auch so hoch, dass jeder Schachterlteufel vor Neid erblassen müsste. Apropos Teufel: Kurz vor Schluss schimpfte ein Nürnberger Fan mächtig erbost über einen Rückpass eines Club-Spielers. "Nach vorne!", rief er. "Lass ihn doch", erwiderte ein anderer Zuschauer, "die halten das Ergebnis - das ist viel besser als das 0:6 gegen Ingolstadt." Ein Scherz. Tatsächlich spielten die Nürnberger fast immer nach vorne und hätten einen Punkt verdient gehabt, mindestens. Das wusste auch Löwen-Trainer Daniel Bierofka. "Ich bin glücklich, dass wir gewonnen haben", sagte er, "wir haben viele Fehler im Aufbauspiel gemacht." Wenigstens habe man gut verteidigt. Das können sie, die Löwen: In sechs Spielen des Jahres 2017 kassieren sie bloß zwei Tore.

© SZ vom 15.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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