Fußball-Regionalliga:Ernüchterndes Ende

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Garching verliert auch das Relegations-Rückspiel gegen Amberg mit 0:1 und steigt nach nur einem Jahr in die Bayernliga ab. Das Erstaunliche: Der VfR hat vor, alle Stammspieler zu halten - und plant den nächsten Angriff

Von Christian Bernhard, Garching

Zeit war eigentlich noch genug. Doch irgendwie schien Daniel Weber, Trainer des VfR Garching, schon in Minute 68 des Rückspiels in der Abstiegs-Relegation gegen den FC Amberg eine üble Vorahnung zu haben. Weber wanderte am Samstagnachmittag vor seiner Trainerbank auf und ab, fuhr sich durchs Haar und streckte dann, Richtung Tribüne, seine Arme seitlich nach draußen. Sein ganzer Körper zeichnete dieses "Was sollen wir tun?"-Bild, wie sollen wir gegen diese defensiv so disziplinierten Amberger ein Tor machen? Webers Gefühl täuschte ihn nicht: Sein VfR blieb nach dem 0:2 im Hinspiel auch zu Hause ohne Treffer und steigt durch das 0:1 nach nur einem Jahr wieder in die Bayernliga ab.

Amberg, das zum 23. Mal in Serie ungeschlagen blieb, brachte damit das Kunststück zustande, als Bayernligist nach dem SV Heimstetten den zweiten Münchner Vorort-Klub aus der Regionalliga zu kegeln - und auch im vierten Relegationsspiel ohne Gegentreffer zu bleiben. Davor müsse man den Hut ziehen, sagte Weber. Wenn man in vier Relegationsspielen kein Tor kassiere, gehe man "irgendwie verdient hoch", erklärte der VfR-Coach.

Während die Amberger mit ihren Fans auf dem Rasen feierten, wurden die Garchinger von ihren Familien und Freunden getröstet. Auch Buchbach-Verteidiger Maximilian Knauer, der schon im März beim VfR unterschrieben hatte und nun ebenfalls die Regionalliga verlassen muss, versuchte, seine künftigen Mitspieler aufzubauen. Garchings Kapitän Dennis Niebauer bekam die Amberger Feier gar nicht mehr mit, er lag, gestützt von einer Halskrause, auf einer Trage und wurde von Sanitätern abtransportiert. Sein Spiel war schon nach einer Stunde beendet gewesen, als er nach einem Luft-Zweikampf benommen vom Platz begleitet werden musste.

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(Foto: Claus Schunk)

Finsterer Tag: Garchings Innenverteidiger Tobias Gürtner ist am Boden zerstört.

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(Foto: Claus Schunk)

Hinter seinem Trainer Daniel Weber startet Ambergs Siegesfeier.

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(Foto: Claus Schunk)

Der lädierte Florian Mayer wird auf dem Weg in die Kabine gestützt.

Als das Amberger Tor fiel (Kai Hempel, 84.) und Gäste-Trainer Timo Rost, ein ehemaliger Bundesliga-Profi, quer über das Feld zur Jubeltraube sprintete, lehnte Weber regungslos an der Auswechselbank. Minuten später war das Spiel aus und Weber, der vor einem Jahr an derselben Stelle den Aufstieg gefeiert hatte, sagte, er könne seiner Mannschaft, die "zwei Riesenspiele" gemacht habe, keinen Vorwurf machen. Auch er musste aber eingestehen: "Im Fußball zählen die Tore" - und die hatte der VfR nicht gemacht. Den Ball ins Tor beten, gehe nun mal nicht, erklärte Weber.

Speziell in der ersten Hälfte hatte der VfR sehr vieles sehr gut gemacht. Er hatte das Spiel an sich gezogen, druckvoll agiert und war trotzdem defensiv sicher gestanden, was nach dem 0:2 im Hinspiel enorm wichtig war. Garching setzte auch im Alles-oder-Nichts-Spiel auf einen gepflegten Spielaufbau. Der Ball lief gut, das einzige, das fehlte, waren die Tore - für die es genug Gelegenheiten gegeben hätte.

Die erste bereits in Minute neun, als Gerrit Arzberger aus guter Position an Ambergs Torhüter Matthias Götz scheiterte. Oder in der 21. Minute, in der Dennis Niebauer aus sechs Metern knapp am Tor vorbeiköpfte. Kurz vor der Pause erledigten beinahe die Oberpfälzer den VfR-Job, doch Oliver Gorgiev klärte ganz knapp neben und nicht in sein Tor (38.). Spätestens 20 Minuten vor Spielende schien klar, dass es aus VfR-Sicht schlicht und einfach nicht sein soll. Erst kratzte Götz einen wunderbaren 18-Meter-Schuss von Georg Ball aus dem Eck (63.), dann hatte er seine Finger auch noch an einem Kopfball von Mike Niebauer, der dadurch an die Querlatte ging (72.). Weber erzählte hinterher, er habe sein Gegenüber Rost schon während der Partie gefragt, ob er den Papst mitgebracht habe - so viele starke Szenen hatte Torhüter Götz in den zwei Partien.

Daniel Suck hatte im Spiel immerhin Lufthoheit. (Foto: Claus Schunk)

Das Gute an der unschönen VfR-Situation ist, dass die Mannschaft trotz des Abstiegs nicht auseinanderfällt. Im Gegenteil: Weber kündigte an, dass alle Stammspieler bleiben und zusammen mit den neun Zugängen "ein qualitativ sehr hochwertiges Team" bilden werden, das eigentlich für die Regionalliga zusammengestellt worden sei. Und um die Sommerpause muss sich Weber auch keine Gedanken machen. Zum einen ist er kürzlich Vater geworden, wodurch er auf eine Urlaubsreise verzichtet, zum anderen beginnt er mit den Zugängen schon am Donnerstag die Vorbereitung auf die neue Bayernligasaison, von der er glaubt, dass sie aufgrund der vielen Derbys "eng und nicht ohne" werden wird. Unweit von Weber stand Heimstettens Präsident Ewald Matejka. Er dürfte dasselbe gedacht haben.

© SZ vom 15.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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