Fußball-Regionalliga:Eine Kugel Weltraummüll

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Der Regionalliga-Tabellenführer SpVgg Unterhaching muss zur Kenntnis nehmen, dass ihm der SV Schalding-Heining schlicht nicht liegt: Im vierten Duell gibt es zum dritten Mal ein 0:0.

Von Stefan Galler, Unterhaching

Nicht dass dieser Querverweis jetzt falsch verstanden wird. Selbstverständlich lässt sich die Begeisterung, die der FC Bayern bei seinen Fans und allen anderen mehr oder weniger sachverständigen Sympathisanten auslöst, mit seinem ganzen Tamtam in der riesigen Arena in Fröttmaning nicht mit dem beschaulichen Ambiente vor überschaubarer Kulisse im Unterhachinger Sportpark vergleichen. Eine Parallele aber darf man dennoch getrost ziehen: In beiden Fällen kommen die Menschen nicht zuletzt deshalb ins Stadion, weil die Heimmannschaft meistens begeisternden und auch erfolgreichen Fußball spielt und dabei häufiger als andere Fußballensembles ins Schwarze trifft. Und so pilgerten auch am sonnigen Samstagnachmittag 75 000 Leute zum Bayern-Spiel und immerhin 1600 zum Regionalligakick der Hachinger gegen den SV Schalding-Heining, obwohl doch beide Vereine in ihren jeweiligen Spielklassen praktisch als Meister feststehen. Dabei ist die Dominanz der Rot-Blauen in der vierten sogar erdrückender als jene der Bayern in der ersten Liga. Daran ändert auch das 0:0 nichts, das sich die tapferen Schaldinger am Samstag erkämpften.

"Wir sollten schauen, dass wir aufsteigen. Dann brauchen wir gegen die nicht mehr zu spielen"

Diesmal war es also nichts mit dem riesigen Spektakel, das Haching sonst so oft anbietet. Beim Blick auf die Bilanz gegen diesen Gegner könnte man auf die Idee kommen, dass Schalding-Heining der Mannschaft von Trainer Claus Schromm schlichtweg nicht liegt: Zum vierten Mal trafen beide Mannschaften aufeinander, zum dritten Mal endete die Partie torlos. Lediglich das Hinspiel im August 2016 konnte Unterhaching für sich entscheiden - mit 1:0. "Jetzt hat es vier Mal gegen Schalding nicht wirklich Spaß gemacht. Wir sollten schauen, dass wir aufsteigen", sagte der SpVgg-Coach hernach. "Dann brauchen wir gegen die nicht mehr zu spielen."

Bleibst du wohl! Nicht zum ersten Mal setzt sich Schalding-Heining recht erfolgreich gegen den souveränen Regionalliga-Tabellenführer zur Wehr. Hier versucht Alexander Kurz Unterhachings Max Dombrowka aufzuhalten. (Foto: Claus Schunk)

Das klang wesentlich despektierlicher, als es gemeint war, denn Schromm hatte größten Respekt vor der Leistung der Niederbayern: "Schalding-Heining hat sich den Punkt redlich verdient. Unterm Strich muss man sogar zugeben, dass sie besser waren als wir." Überraschend hatte der Coach Toptorjäger Stephan Hain zunächst draußen gelassen und dem kirgisischen Nationalstürmer Vitalij Lux den Vorzug gegeben. Auch Thomas Steinherr, zuletzt Schütze des Siegtreffers in Augsburg vor einer Woche, blieb erst einmal auf der Bank. Und in der Deckung musste Maxi Bauer ersetzt werden, der sich bei den Schwaben eine Teilruptur des Syndesmosebandes und der Außenbänder im Sprunggelenk zugezogen hat und einige Wochen ausfällt.

Schromm zog Max Dombrowka von seiner angestammten linken auf die rechte Seite herüber und gab dem jungen Christoph Greger, 20, die Chance, sich auf links zu beweisen. "Er hat das ordentlich gemacht, obwohl er eigentlich ein Innenverteidiger ist", sagte Schromm, der den schwarzen Peter für das magere 0:0 auf keinen Fall den hineinrotierten Spielern unterjubeln wollte. "Natürlich ist es nicht leicht, sofort zu funktionieren, wenn sie wie Lux oder Piller lange nicht gespielt haben", sagte der Fußballlehrer. "Aber unser Hauptproblem waren die vielen unnötigen Ballverluste; und die haben sich definitiv nicht nur Spieler geleistet, die neu in die Mannschaft gekommen sind."

Immer wieder tauchten Schaldings Spieler einschussbereit im Strafraum der Hachinger auf, etwa Markus Gallmaier, dessen Schuss Torwart Stefan Marinovic abwehrte (15.). Einen Kopfball von Michael Pillmeier klärte Dombrowka auf der Linie (36.). Die Gastgeber hatten vor dem Seitenwechsel nur eine zwingende Chance, nach Doppelpass mit Lux zog Sascha Bigalke von der Strafraumgrenze ab, doch SVS-Schlussmann Markus Schöller zeigte eine starke Parade (25.).

Wer dachte, dass der Tabellenführer nach der Pause schon irgendwann dominanter werden würde, sah sich getäuscht: Im Gegenteil, Schalding hatte die größte Chance des Spiels nach einer Stunde: Gallmaier bediente Pillmeier, und der schoss das Spielgerät aus drei Metern in irgendeine Umlaufbahn. Claus Schromm konnte es kaum glauben: "Der Ball ist aus kürzester Distanz wie eine Rakete steil nach oben geflogen, eine unglaubliche Möglichkeit."

Jetzt brachte er Steinherr und Hain, Letzterer setzte gleich einen scharfen 16-Meter-Schuss knapp am Tor vorbei. Haching war nun doch dominant, drängte auf den Siegtreffer, doch auch die letzten Gelegenheiten blieben ungenutzt: Steinherrs Schuss wurde zur Ecke abgewehrt, in deren Folge Markus Einsiedler an Keeper Schöller scheiterte (90.). Und in der Nachspielzeit hätte Schalding um ein Haar noch den goldenen Konter gesetzt, doch Marinovic klaubte einen Heber von Fabian Wiesmaier aus dem Winkel. Und Schromm bekräftigte: "Wenn es einen Sieger hätte geben müssen, hätten die es mehr verdient gehabt als wir."

© SZ vom 13.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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