Fußball-Regionalliga:Die "schwangere Kuh" schaut zu

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Tanz im Mai: Garchings Georg Ball (li.) versucht vergeblich, Würzburgs Steven Lewerenz den Ball zu entreißen. Würzburg gewann die Partie mit 4:0. (Foto: Johannes Simon)

Garching kürt Würzburg mit einem 0:4 zum Regionalliga-Meister und hofft auf Rang 15

Von Christoph Leischwitz, Garching

Da feierten sie also, die Würzburger. Das Bier spritzte auf den Garchinger Rasen, die grölenden Zuschauer kletterten über den Zaun und stürmten die Tartanbahn, die vier anwesenden Polizisten sahen gelassen zu. "Wir sind das ja gewöhnt", sagte Günter Edahl, der Co-Trainer des VfR Garching mit einem Lächeln. Er meinte damit die drei Aufstiegsfeiern, die man in den vergangenen drei Jahren selbst im Stadion am See hatte feiern können. Nun wurde eben auch der neue Regionalliga-Meister hier gekürt: Die Würzburger Kickers sind uneinholbar Erster. "Zwei Tage wird gefeiert", sagte Trainer Bernd Hollerbach, danach bereite man sich akribisch auf die Relegation gegen den Tabellenzweiten der Regionalliga Südwest vor.

Von einer Niederlage gegen Würzburg, die in der ganzen Saison erst ein Spiel verloren hatten, waren die Garchinger schon ausgegangen. Was Trainer Daniel Weber hernach störte, das war die Höhe: 0:4 (0:3) hieß es am Ende, und das Torverhältnis kann im einen oder anderen Szenario zum Saisonende noch wichtig werden. So trauerte Weber einigen verpassten Möglichkeiten hinterher - Möglichkeiten wohlgemerkt, Tore zu verhindern. Schon nach fünf Minuten waren die Kickers in Führung gegangen. Nach einem Eckball und einer Kopfballverlängerung lieferten sich Würzburgs Stürmer Christopher Bieber und Garchings Georg Ball einen Zweikampf, bei dem mehr oder weniger beide die Kugel über die Linie drückten. Das 2:0 erzielte ebenfalls Bieber, nach einer guten Kombination über die linke Seite mit einem mühelosen Abstauber (35.). Kurz vor der Pause kullerte Tobias Gürtner, alleinstehend vor dem Mittelkreis, der Ball einfach so an den Beinen vorbei. "Er dreht sich da wie eine schwangere Kuh", analysierte Weber später. Der wieder einmal überragende Würzburger Amir Shapourzadeh war auf und davon und schob zum 3:0 für die Gäste ein (43.). Als die Spieler in die Kabine gingen, war über die Stadionlautsprecher zu hören: "Ned den Kopf hängen lassen, des geht schon no." Und jeder wusste, dass das falsch war.

Weber fand, dass sein Konzept aufgegangen war. "Wir haben uns nicht versteckt", sagt er, und ohne die individuellen Fehler hätte man das Spiel ganz sicher recht lange offen gestalten können. Der Unterschied zwischen seinem Team und dem neuen Meister liege dabei zwar auch in der Klasse einzelner Spieler, vor allem jene aus der Kickers-Offensivabteilung. Aber vor allem in der Kaderbreite, und das direkte Aufeinandertreffen war der beste Beweis. "Mir fehlen fünf Spieler, das kann ich einfach nicht ersetzen", so Weber. Bei Würzburg hingegen kommen Akteure von der Bank, die ein Regionalliga-Spiel alleine entscheiden können. So wie zum Beispiel Fabian Weiß, der nach einem sehenswerten Solo im Strafraum den 4:0-Endstand erzielte (75.). Weiß kam in der Winterpause vom Zweitligisten VfR Aalen, in Würzburg ist er nicht einmal Stammspieler.

Ausgerechnet gegen diesen starken Gegner musste Weber auf seine angestammte Innenverteidigung verzichten, denn in Daniel Steinacher und Florian Mayer fehlen die beiden Leistungsträger zurzeit mit Bänderrissen. So spielte Georg Ball in der zentralen Offensive, die beiden Niebauer-Brüder bildeten eine Doppelsechs. Weber muss nun ausgerechnet im Abstiegskampf improvisieren. Doch er scheint nicht unzufrieden: "Wir haben mit dieser Mannschaft immerhin auch schon sechs Punkte geholt", sagt er. Angesprochen auf die Abwehr merkte er an: "Giggs (Spitzname für Georg Ball) hat seine Sache sehr gut gemacht. Er ist auch weiter die beste Option für die Innenverteidigung, weil er beidfüßig ist und damit sehr wichtig für die Spieleröffnung."

Am kommenden Samstag tritt Garching bei Wacker Burghausen an, das schon so gut wie gerettet ist - ein möglicher Vorteil für den VfR, der auf Platz 16 stehend unbedingt noch Rang 15 erklimmen will, den oberen Relegationsplatz. Denn mit Blick auf die zweite Bundesliga, wo der TSV 1860 München noch auf einem Abstiegsplatz steht, könnte die Position am Ende noch wichtig werden. Sollte nämlich die U21 des TSV absteigen, ist der Tabellen-15. aus dem Schneider. Und Fünfzehnter ist aktuell, mit einem Punkt Vorsprung: der SV Heimstetten, Garchings Gegner am letzten Spieltag.

© SZ vom 11.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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