Fußball-Regionalliga:Bitte anschnallen!

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Eine Chance vergeben, eine genutzt: Jimmy Marton erzielt den einzigen Treffer für die U21 des TSV 1860. (Foto: Johannes Simon)

"Viel zu sorglos": Löwentrainer Bierofka kündigt eine deutliche Aufarbeitung der 1:4-Niederlage gegen Nürnberg II an

Von Christian Bernhard, München

Marin Pongracic kam als erster Spieler in die Katakomben des Grünwalder Stadions und huschte in die Kabine. Es dauerte jedoch keine zwei Minuten, da öffnete sich die Tür und Pongracic kehrte auf den Platz zurück. Sein Arbeitstag war nämlich noch nicht zu Ende. Daniel Bierofka, Trainer des TSV 1860 München II, wollte, dass die eingewechselten Spieler und jene, die nicht zum Zug gekommen waren, noch ein paar Sprints hinlegten. Jene Junglöwen, die von Beginn an gespielt hatten, liefen sich derweil die 1:4-Heimschlappe gegen den 1. FC Nürnberg aus den Muskeln, die sie soeben fabriziert hatten. Durch die Niederlage endete die Serie von acht Partien ohne Pleite, und der FC Bayern zog in der Tabelle mit den Löwen gleich (je 23 Punkte). Der Rückstand der ersten Verfolger auf Regionalliga-Spitzenreiter Unterhaching wuchs auf neun Punkte.

Bierofka war während und nach der Partie ruhig, aber auch verärgert. Darüber, dass seiner Mannschaft am Samstagnachmittag ausgerechnet jene Eigenschaft abgegangen war, die sie in den letzten Monaten so stark gemacht hatte: die Bereitschaft, gegen den Ball zu arbeiten. Das Umschaltspiel sei "viel zu sorglos", die Zweikampfführung "zu naiv" gewesen, sagte er und kündigte an, dass sich einige Spieler am Montag, bei der Aufarbeitung der Partie, "anschnallen" dürften. Bierofka hatte überhaupt nicht gefallen, wie sie die Partie interpretiert hatten. Namen nannte er keine, etwas mit auf den Weg geben wollte er ihnen aber doch: Ihn störe, "dass der ein oder andere denkt, dass er weiter ist, als er ist. Dass er meint, die Drecksarbeit nicht machen zu müssen, nur mehr mit Ball agieren zu müssen, nur mehr schön ausschauen zu müssen. Ein paar von den Jungs müssen einfach aufwachen und auf dem Platz mehr aus sich rausgehen. Sonst wird es schwierig - auch für sie, den nächsten Schritt zu machen."

Dass beide Teams großen Wert auf das Offensivspiel legen, war von der ersten Minute an unverkennbar gewesen. Schnell und präzise trugen sie ihre Angriffe vor und sorgten so für viele attraktive Momente. In Minute zehn lief Jimmy Marton nach einem schönen Steilpass von Felix Bachschmid alleine auf Nürnbergs Torhüter Ramon Castellucci zu, schoss diesen aber an. Im Gegenzug kombinierten sich die Franken in den Münchner Strafraum und verpassten das Tor bei einem Schuss von Philipp Hercher nur knapp. 1860 hatte zu Beginn mehr vom Spiel und belohnte sich relativ früh dafür: Nach einem Ballgewinn im Mittelfeld kam der Ball über Nicholas Helmbrecht und Bachschmid erneut zu Marton, der ihn diesmal ins Netz setzte. Dann trat allerdings das ein, was Bierofka konsterniert im Eck seiner Coachingzone hocken ließ. Die Junglöwen ließen die Nürnberger immer wieder unbedrängt kommen, und diese bedankten sich auf ihre Weise. Der Ex-Sechziger Ivan Knezevic (21.) und Hercher (27.) scheiterten noch aus guter Position, doch Kapitän Dominic Baumann (34.) und Dennis Lippert (36.) drehten mit ihren Toren die Partie innerhalb von drei Minuten. In den "entscheidenden Momenten" habe die "Bereitschaft zu verteidigen" gefehlte, erklärte Bierofka.

Kurz nach Wiederanpfiff kassierten die Gastgeber den vorentscheidenden Treffer: Sabiri wurde nicht richtig angegriffen und schoss den Ball aus rund 18 Metern links unten ins Netz (53.). Dass diesmal auch das Glück nicht auf Seite der Bierofka-Mannschaft sein würde, wurde nur zwei Minuten später deutlich, als Bachschmid, der eine hoch engagierte und starke Vorstellung zeigte, den Ball aus 20 Metern an die Latte setzte. Maximilian Krauß traf in der Nachspielzeit zum 4:1-Endstand. Bierofka hatte sein Team vor der Partie eindringlich gewarnt: "Ich habe der Mannschaft davor schon gesagt, dass wir das Spiel in der Defensive gewinnen oder verlieren werden." Genau so kam es. Der TSV verlor es in der Defensive.

© SZ vom 26.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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