Fußball-Regionalliga:Beinahe überrumpelt

Lesezeit: 2 min

Bussi für den Matchwinner: Thomas Steinherr (li.) beglückwünscht Alexander Sieghart zu seinem 2:1-Siegtor. (Foto: imago/Eibner)

Haching kassiert in Ingolstadt frühes 0:1 und dreht das Spiel

Von Stefan Galler, Unterhaching

Die Schlüsselszene trug sich eine Viertelstunde vor dem Ende zu: Es stand 1:1 im Regionalliga-Fußballspiel zwischen dem FC Ingolstadt II und der SpVgg Unterhaching, die mittlerweile nicht nur klar überlegen, sondern auch drauf und dran war, den womöglich entscheidenden Treffer zu setzen. Doch dann landete ein langer Ball aus der Ingolstädter Hälfte bei Stürmer Aloy Ihenacho, der aus halblinker Position zum Abschluss kam - der Ball klatschte an den Pfosten. Keine zwei Minuten später marschierte Unterhachings Alexander Sieghart von rechts zur Mitte und hämmerte das Spielgerät in den entfernten Winkel - der Siegtreffer für die Elf von Trainer Claus Schromm.

Und der Lauf hält an: Fünf Siege und ein Remis aus den vergangenen sechs Spielen, nur eine Niederlage in den jüngsten 13 Partien, dazu der Pokaltriumph gegen Leipzig mit dem Einzug ins Achtelfinale - bei der SpVgg ist derzeit sportlich alles im grünen Bereich. Dennoch fand Schromm nach dem Sieg gegen die "Schanzer" auch kritische Worte: "Die erste Halbzeit war sehr schlecht von uns", sagte der Coach und spielte damit vor allem auf die Anfangsviertelstunde an: Ingolstadt gab sofort Gas, wollte die zuletzt so starken Hachinger überrumpeln. Und hatte damit Erfolg: Ein weiter Pass landete beim früheren Unterföhringer Sammy Ammari, der von der Strafraumgrenze mit einem leicht abgefälschten Schuss ins rechte untere Eck schon in der fünften Minute die Führung für die FCI-Reserve erzielte.

"Ingolstadt war brutal aggressiv, das hat unsere Jungs wohl etwas überrascht", sagte SpVgg-Präsident Manfred Schwabl hernach. Und Schromm resümierte die ersten 45 Minuten: "Das Defensivverhalten war nicht gut und offensiv hatten wir nicht genug Plan." Und so gab es bis zur Pause auch wenig Chancen, die beste vergab Sieghart kurz vor der Pause, als er aus 20 Metern knapp vorbeizielte (43.). Dagegen hätte Mario Götzendörfer sogar auf 2:0 für den FCI erhöhen können, doch SpVgg-Kapitän Josef Welzmüller warf sich in den Schuss und blockte die Kugel ab (31.).

Anstatt der Mannschaft eine lautstarke Kabinenpredigt zu halten, verließen Schromm und Schwabl die Umkleide in der Halbzeitpause schon nach wenigen Minuten wieder. "Wir haben nichts gesagt, weil wir wissen wollten, wie die Jungs das alleine regeln", sagte Schwabl. "Und deshalb ist es auch ein Sieg der Mannschaft."

Denn diese meldete sich eindrucksvoll zurück. "Jetzt waren wir defensiv aggressiver und hatten nach vorne einen Plan", lobte Schromm. Die Folge waren der frühe Ausgleich durch einen direkt verwandelten 20-Meter-Freistoß von Thomas Steinherr (50.) sowie weitere hochkarätige Chancen, etwa durch Alexander Piller (58.) oder Ulrich Taffertshofer (62.), deren Kopfbälle jeweils knapp vorbeiflogen. Es folgte die dicke Ingolstädter Chance durch Ihenacho und Hachings Siegtor durch Sieghart. Sowie ein Feldverweis gegen Ammari, der Steinherr von hinten in die Beine sprang und glatt Rot sah (85.). So war Stefan Leitl, einst in Haching aktiv und nun FCI-Trainer, nicht gut auf sein Team zu sprechen: "Aufgrund der zweiten Halbzeit eine verdiente Niederlage. Durch viele Fouls und leichte Ballverluste beim Spielaufbau hat der Gegner Aufwind bekommen."

Sein Gegenüber Claus Schromm freute sich darüber, dass seine junge Elf zuletzt zeigen konnte, "dass individuelle Qualität vorhanden ist". Zu Kampfansagen an die Konkurrenz an der Regionalligaspitze lässt sich jedoch weder Schromm noch Schwabl hinreißen - obwohl der Abstand zu Tabellenführer Jahn Regensburg nach dessen 0:4-Pleite in Aschaffenburg nur noch sechs Punkte beträgt, wobei Haching noch ein Nachholspiel gegen den FC Bayern München II in der Hinterhand hat. "Wir sind jetzt auf Tuchfühlung, nicht mehr und nicht weniger", sagte der Präsident. "Ich bleibe dabei, dass erst die nächste Saison zählt. Regensburg hat von der Qualität her das beste Team." Und wie nah Erfolg und Misserfolg im Fußball beisammen sind, zeigte sich ja auch in Ingolstadt, bei der Schlüsselszene eine Viertelstunde vor Schluss.

© SZ vom 09.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: