Fußball 3. Liga:Abstiegskampf an vielen Fronten

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Trainer weg, Punkte weg, Lizenz weg? In akuter Bedrängnis erhofft sich die SpVgg Unterhaching Hilfe von einem Bekannten: Heiko Herrlich

Von Stefan Galler, Unterhaching

Wie viele Stunden täglich er zurzeit mit Angelegenheiten verbringt, die seinen Verein betreffen, kann und will Manfred Schwabl nicht beziffern. Er denkt einige Sekunden nach, dann grinst er und sagt: "Es macht ja auch Spaß." Wobei zu bezweifeln ist, ob der zähe Kampf um die Zulassung zur kommenden Saison in der dritten Liga tatsächlich vergnügungssteuerpflichtig ist.

Die sportliche Situation der SpVgg Unterhaching ist eigentlich schon schwierig genug. Der vor wenigen Wochen noch so komfortabel erscheinende Vorsprung auf die Abstiegsplätze ist immer kleiner geworden, nun sind es noch zwei magere Pünktchen. Und auch die wären weg, würde das Realität werden, was man schon aus verschiedenen Quellen gehört hat: Für die laufende Saison könnten den Rot-Blauen zwei Zähler abgezogen werden, weil sie ihre eigenen wirtschaftlichen Prognosen nicht eingehalten haben. "Ja, dieser Abzug steht im Raum", sagt Schwabl. "Aber ob das nun fix ist oder nicht, kann man nicht sagen. Die Entscheidung wird am 9. April öffentlich gemacht." Grundsätzlich aber seien die Voraussetzungen, die man erbringen muss, um in der dritthöchsten Spielklasse spielen zu dürfen, "absolut brutal", so Schwabl.

Sollte der Punktabzug kommen, wird der Klassenerhalt noch schwieriger zu realisieren sein. Die aktuelle Situation hat dazu geführt, dass Trainer Christian Ziege während der Woche seinen Hut nahm, weil er es sich nicht mehr zutraute, den Abstieg zu vermeiden. Aber selbst wenn Interimscoach Claus Schromm oder ein möglicher neuer Trainer den sportlichen Klassenerhalt doch noch hinbekommen sollte, stellt sich die Frage, ob der Deutsche Fußball-Bund (DFB) den Hachingern auch für die Saison 2015/16 eine Lizenz erteilt. "Das Verfahren läuft auf vollen Touren", sagt Schwabl, der jedoch keine Wasserstandsmeldungen abgeben will. Nur so viel: "Es ist eine echte Herausforderung." Die Trainerfrage könnte sich indes schneller klären als erwartet, denn nach SZ-Informationen steht in Heiko Herrlich ein alter Bekannter bereit. Herrlich trainierte die SpVgg Unterhaching bereits in der Saison 2011/12, ehe er als U17-Trainer zum FC Bayern wechselte.

Inwieweit die Vereinbarung mit dem Deutschen Fußball Internat (DFI) in Bad Aibling, eine Privatschule mit Schwerpunkt Fußball und Persönlichkeitsentwicklung, für den Verein existenziell ist, gibt Schwabl nicht preis. "Diese Kooperation ist für uns wirtschaftlich und vor allem strategisch ganz wichtig", sagt der SpVgg-Präsident und bestätigt, dass die Zusammenarbeit auf jeden Fall weitergehen wird. Die Abmeldung der Hachinger U23 zum Saisonende habe keinerlei Auswirkungen auf die Partnerschaft, obwohl sich das DFI zu Saisonbeginn damit schmücken konnte, Schülern die Gelegenheit zu bieten, in der Unterhachinger Bayernliga-Reserve zu spielen. Das Experiment scheiterte an der fehlenden sportlichen Konkurrenzfähigkeit, im nächsten Spieljahr verzichtet die SpVgg gänzlich auf eine zweite Mannschaft.

Und legt das Hauptaugenmerk weiterhin auf die Jugend: "Was mich hochhält, ist die Entwicklung im Juniorenbereich", sagt Schwabl und verweist auf den 2:1-Sieg der U17 gegen den FC Bayern München vor wenigen Wochen. Auch wenn der Jahrgang 1998 den Abstieg aus der Bundesliga wohl kaum mehr verhindern könne, sei es für den Verein beachtlich, solche Talente zu besitzen. "Und im Kleinfeldbereich sind wir mittlerweile sogar resistent gegen die Abwerbeversuche von Bayern und Sechzig", sagt der Präsident nicht ohne Stolz.

Schwabl weiß über alle Vorgänge im Klub Bescheid, keine Entscheidung fällt ohne sein Einverständnis. Deshalb drängt sich die Frage nach der Zukunft auf. Wird der Chef seiner SpVgg treu bleiben, auch wenn die erste Mannschaft in die Regionalliga absteigt? "Wenn es die Rahmenbedingungen erlauben, dass wir nach einem Abstieg noch existieren dürfen, dann würde ich natürlich gerne weitermachen", sagt der 48-Jährige. "Denn abgerechnet wird erst in ein paar Jahren." Allerdings sei natürlich auch die Frage, ob ihn die Mitglieder in diesem Fall noch wollen: Ende 2015 stehen wieder Vorstandswahlen an. "Ich für meinen Teil bin jedenfalls hoch motiviert."

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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