Fußball-Landesligist Deisenhofen:Projekt Halbgas

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Familien-Bande: Die Brüder Markus (re.) und Martin Mayer jubeln über Deisenhofens Höhenflug. (Foto: Johannes Simon)

Unter seinem einstigen Trainer Dieter Meixelsberger kannte der FC Deisenhofen nur eine Richtung: voll nach vorne. Der neue Coach Peter Schmidt vermittelt dem Landesligisten eine defensivere Philosophie - mit erstaunlichem Erfolg

Von Stefan Galler, Oberhaching

Zum Abschied haben sie ihm im Mai eine selbst gemachte Chronik seiner Zeit als Fußballtrainer des FC Deisenhofen überreicht, und eine Collage mit besonders schönen Schnappschüssen. Dann wurde gefeiert, ehe Dieter Meixelsberger, den alle "Katsche" nennen, nach Hause ging - und damit als Coach abtrat, nach zehn Jahren beim FCD, davon viereinhalb als Chef der ersten Mannschaft.

Die Verantwortlichen wollten möglichst ohne den ganz großen Schnitt weitermachen, hatte sich der Klub doch in den vergangenen Jahren mehr und mehr als eines der besten Teams in der Landesliga Südost etabliert. Und so lag es nahe, die Position des Übungsleiters intern zu besetzen. Der Start in die neue Saison zeigt, dass das Präsidium mit der Entscheidung, den bisherigen A-Juniorencoach Peter Schmidt, 32, zu befördern, richtig gelegen haben könnte. "Er ist ja im Verein kein Unbekannter und zudem einfach voll motiviert", sagt Manager Franz Perneker, der aber auch dem Vorgänger ein gutes Zeugnis ausstellt: "Katsche hat eine total intakte Mannschaft übergeben, auch wenn Peter nun etwas am System gefeilt hat."

Damit spielt Perneker auf die defensivere Ausrichtung an, die Schmidt seinen Spielern vermittelt, während Meixelsberger immer Vollgas nach vorne spielen ließ. "Er geht es etwas strategischer an." Und bislang funktioniert das Rezept: Die ersten fünf Partien gewann Deisenhofen allesamt, eine davon gegen den vermeintlichen Aufstiegskandidaten Hallbergmoos (3:1). "Das muss man relativieren: Beim Stand von 2:1 läuft Benny Held alleine auf unser Tor zu und vergibt. Im Gegenzug machen wir das 3:1", sagt der Manager. Eng geht es zu in der neuen Saison, Perneker rechnet mit einem ausgeglichenen Titelkampf. Favorit ist für ihn Ismaning, gegen das der Tabellenzweite Deisenhofen am sechsten Spieltag erstmals verlor, mit 1:2. Der FCI sei zum Aufsteigen verdammt, glaubt er, denn sein Kader "kann 700 bis 800 Spiele in der zweiten, dritten und vierten Liga vorweisen. Bei uns haben alle zusammen vielleicht 700 Landesligaspiele".

Die Deisenhofener setzen sich selbst überhaupt nicht unter Druck, obwohl die Bayernliga durchaus eine Option für die Zukunft darstellt, wie man in der Führungsebene des Vereins klargestellt hat. Aber vorerst komme es darauf an, "den fünften Tabellenplatz aus der Vorsaison zu bestätigen, weiter attraktiven Fußball zu spielen und den Trainerwechsel zu bewerkstelligen", wie Perneker sagt.

Alle drei Aspekte laufen bislang gut, auch wenn Coach Peter Schmidt zugleich nicht zu viel Euphorie entfachen will. "Wir haben noch nichts erreicht", sagt er. "Die Liga ist so ausgeglichen, da könnten wir genauso gut hinten drin stehen." Tun sie aber nicht, und weil derjenige, der oben steht, oftmals das nötige Quäntchen Glück hat, feierten Schmidt und seine Elf am Wochenende den nächsten Sieg: Beim 1:0 gegen Gerolfing entschied Marco Finster die Partie durch einen fragwürdigen Handelfmeter. "Ein hundsgemeines Spiel von uns, unsere schlechteste Saisonleistung", fand der Trainer. Eines ist klar: Im Toto-Pokalspiel gegen Regionalligist FC Memmingen an diesem Mittwoch (18.15 Uhr) muss eine Steigerung her, sonst droht eine böse Packung.

Dass man beim FCD auf Kontinuität setzt, zeigen die moderaten Transfertätigkeiten im Sommer: Der Kader entspricht im Großen und Ganzen dem aus der Vorsaison. Lediglich Andreas Petermeier (Grünwald), Alexander Rojek (Garching) und Eigengewächs Simon Richter (Aying) verließen den Verein. Neben einigen nach oben gezogenen U-19-Spielern gibt es nur zwei externe Zugänge: Mittelfeldspieler Felix Heil (TSV Neudrosselfeld) und Verteidiger Florian Radlmaier, 20, der in der vergangenen Saison beim Bayernligisten 1860 Rosenheim Stammspieler war. Beide haben sich einen Platz in Schmidts erster Elf erkämpft. Sie treffen dort auf allerlei Deisenhofener Urgesteine, allen voran die Mayer-Brüder, von denen drei auch in der neuen Saison zum Aufgebot gehören. Mittelfeldantreiber und Leitfigur bleibt Martin Mayer. Bruder Markus, der noch immer unter den Folgen einer Schulteroperation leidet, muss derzeit mit Kurzeinsätzen vorliebnehmen. Er macht das Beste daraus: In den ersten sechs Saisonspielen wurde er jeweils in der letzten halben Stunde eingewechselt und erzielte dabei drei Tore.

© SZ vom 19.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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